Vom Wirtshaus zum Frisörsalon / Das ehemalige Café Schaack-Graas in Mersch wird nicht abgerissen
Was passiert mit dem Café Schaack in Mersch? Eine Nachricht in den sozialen Medien lässt aufhorchen – und nachfragen. Abgerissen wird das Traditionshaus nicht. Statt eines Wirtes zieht aber ein Frisör ein. Der verspricht, das Innere so weit wie möglich zu erhalten.
Mersch hat durchaus malerische Ecken und bemerkenswerte Gebäude. Autofahrer übersehen sie aber leider oft. Um sie zu entdecken, muss man zu Fuß durch die Ortschaft. Ja, dann fällt einem auch das Haus mit dem ehemaligen Café Schaack-Graas auf. Ein Prunkbau ist es nicht, aber es ist ein gutes Beispiel dafür, wie Wirtshäuser früher ausgesehen haben. Schnörkellos. Das Wesentliche verbirgt sich hinter der Fassade.
Das Haus im historischen Ortskern von Mersch hat eine lange Geschichte. Laut Inventar des architektonischen Erbes der Gemeinde wurde es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der Familie Schintgen gebaut. Laut mündlicher Überlieferung hat diese dort eine Bäckerei betrieben. 1902 soll dann die Familie Schaack-Graas in das Wohn- und Geschäftshaus eingezogen sein, den Bäckereibetrieb übernommen und zusätzlich einen kleinen Dorfladen und die Gastwirtschaft „Café de la Justice de Paix“ eröffnet haben. 1967, so heißt es im Inventar, sei das Bäcker- und Warengeschäft eingestellt worden. Das Café blieb bestehen.
In das Innere des Wirtshauses kommt man zurzeit nicht hinein. Der Weg ist durch ein Gitter versperrt. Ein Schild deutet darauf hin, dass gerade ein Renovierungsbetrieb am Arbeiten ist.
Viele Emotionen
„Todunglücklich“ hat sich Musiker Serge Tonnar vor einigen Tagen in einer Facebook-Nachricht gezeigt. Und mit ihm offensichtlich viele andere. „Mäin Häerz blutt“, schrieb der Künstler, weil das Café und seine Inneneinrichtung nicht erhalten blieben. Die Gemeinde hätte mehr unternehmen, sich mehr Gedanken machen müssen, um es zu bewahren. 2019 habe man im Lokal noch den 100. Geburtstag von Wirtin Vicky Schaack gefeiert. Da klingen bei Serge Tonnar viele Emotionen mit. Und Erinnerungen, unter anderem an seine „Bopebistro-Tour“.
Das Café Schaack-Graas liegt in der rue Grande-Duchesse Charlotte gegenüber dem ehemaligen Friedensgericht und dem heutigen Kulturhaus. Seit fast drei Jahren steht es nun schon leer. Das tue einem alten Haus nicht gut, sagt Immobilienmakler Abby Toussaint, der in Mersch im Gemeinderat sitzt und das Café ebenfalls öfters und gerne besucht hat.
Wirtin Vicky ist 2020 gestorben. Auf ihrer Beerdigung spielte Serge Tonnar. Die Gemeindeverwaltung habe alles dran gesetzt, um das Haus zu erwerben, so Bürgermeister Michel Malherbe. „Wir wollten das Café erhalten, aber wir bekamen das Gebäude nicht.“ Die Besitzerin habe es nicht verkaufen wollen. Malherbe, wie allen anderen Gesprächspartnern, merkt man an, dass er viele gute Erinnerungen an die Wirtsstube hat. An das kleine, aber gemütliche Wirtshaus mit der rustikalen Einrichtung und den warmen Farben, wo sich Menschen begegneten und austauschten und wo jahrzehntelang Politik gemacht wurde.
Eröffnung im Sommer
Abgerissen werde das Gebäude aber nicht, so der Bürgermeister. Das würde auch gar nicht gehen, beteuert er, da es bereits als erhaltenswert geschützt sei und nicht verändert werden dürfe. Das gilt allerdings nur für die Fassade. Im Innern darf durchaus umgebaut werden.
Das Haus bleibt also in der heutigen Form erhalten und wird vermietet. An Romain Beringer, einen bekannten Frisör aus Mersch. Auf Nachfrage hin sagt dieser, dass er wohl renoviere, aber den Innenraum und die Inneneinrichtung so weit wie möglich erhalten und in seinen Frisörsalon integrieren möchte. Auch der neue Salon selbst solle dem alten Wirtshausstil angepasst werden. Ganz sicher wolle er den Tresen, Wandschrank und die Stube erhalten. Ob als Wartesaal nur für seine Kunden oder auch für andere Gäste, also als „normales“ Café, bliebe noch zu klären, so Romain Beringer. Im Sommer 2023 will er Eröffnung feiern.
- Kirche in Metzerlach weiter auf dem Prüfstand, Gemeinderat genehmigte Zuschuss für „Eis Epicerie“ in Zolver - 17. Januar 2025.
- Nach Straftat in Esch wiederholt „Eran, eraus … an elo?“ eine alte Forderung - 9. Januar 2025.
- Haushalt 2025 im Zeichen von Bildung, Sport und Europa ohne Grenzen - 8. Januar 2025.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos