Kunstecke / Das Ehepaar Burggraff-Valentiny stellt aus
Reise in brach liegende Freiräume einer ruhmreichen Stadt mit einem Handbuch dokumentiert, Veranschaulichung „ideeller“ Architektur mit Bildern und Skulpturen sowie vielseitiges künstlerisches Eintauchen in fremde Welten dank eigener Reiseerinnerungen sind Eckpfeiler gelungener Initiativen in der Valentiny Foundation. Zugegeben, das angesprochene Buch wurde bereits im Februar vorgestellt, doch stammt es aus dem gleichen Verlagsprogramm Point Nemo Publishing wie der umfangreiche Katalog zur ersten gemeinsamen Ausstellung von Edith Burggraff und François Valentiny in besagter Stiftung in Remerschen. Mit „Schriften zur Architektur“ von Wilhelm Holzbauer legt der Verlag von Anna Valentiny außerdem ein interessantes Erinnerungswerk vor.
Wenn ein international bekannter Architekt, der seit vielen Jahren mit eigenen Skulpturen und Bildern aus seinem strengen Architektenkorsett ausbricht, nun mit seiner Partnerin, die als freischaffende Künstlerin mit Schwerpunkt auf Malerei und Holzskulptur arbeitet, erstmals gemeinsam ausstellt, ist das ein Ereignis. Diese gemeinsame Schau in der Valentiny Foundation, mittlerweile nicht nur Hausmuseum, sondern auch regionales Kulturzentrum, sticht nicht nur durch diese Dualität hervor. Sind die Werke von François Valentiny vielleicht bekannter, nehmen diese doch beispielsweise im Stiftungsgebäude seit geraumer Zeit mehr Platz ein als die Arbeiten von Edith Burggraff, so überrascht diese diskrete aber eigenwillige Künstlerin mit kompakten und teils enigmatischen Holzskulpturen, sowie farben- und figurenreichen Bildern und feinen Tuschzeichnungen auf Papier.
Projekte in urbane Landschaften gesetzt
François Valentiny, Jahrgang 1953, der in seinem Berufsleben nicht nur Entwürfe und Pläne für Bauten unterschiedlicher und komplexer Art erdenken und zeichnen muss, hat sich in seiner künstlerischen Aktivität stets Freiheiten genommen, utopische Gebäude in fremdartige „urbane“ Landschaften gesetzt, um so seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Selbst Skulpturen im öffentlichen Raum, in natürlicher Umgebung haben sich an Konturen eines Baus angelehnt, er ist gewissermaßen trotz Drang zu unbändiger Schaffensfreudigkeit einem konstruktivistischen Pfad treu geblieben. Seine Skulpturen sind kompakt, sehen manchmal wie Modelle für ungewöhnliche Gebilde aus, doch bleiben sie beschwingt und wirken durch eine frische Farbenauswahl trotz „Masse“ manchmal gar echt „poppig“. 1991 schuf er so 40 Häuser für die Architektur-Biennale in Venedig.
Seine Bilder tragen denn auch Titel, die besagen, welchen Geistes Kind sie sind, etwa „Prototyp eines Funktionsgebäudes“, das „letzte Refugium“ oder „Arkadien“, gleich in einer ganzen Serie abgeliefert, kurzum, er weicht nicht von seiner Grundeinstellung ab, belebt dies allerdings mit einer eigenartigen Farbpalette in Acryl, die seine Werke begleitet und so ganz authentisch macht. Bei dieser Schau steuert er zahlreiche Aquarelle-Werke auf Papier mit gleichen Motiven und in erfrischenden Farbkonstellationen bei.
Mehrgleisiges Kunstangebot
François Valentiny, der wie seine Frau Edith Burggraff auch in Wien studiert hat, ist weit und viel gereist, hat er doch auch in fernen Ländern architektonische Projekte realisiert. Die Künstlerin Edith Burggraff, Jahrgang 1956, hat von ihren Reisen ganz persönliche Erinnerungen mitgebracht, nicht nur Erlebnisse und Beobachtungen auch Begeisterung für lokale Traditionen, Kultur und Mythen, sodass sie ihre Kunstwerke sowohl von den Thematiken als auch den Techniken her diesen angepasst hat. Betrachtet man rückwirkend ihre Malereien, etwa aus den 90er Jahren, so stellt man fest, dass sie heute ihr damaliges Gespür für eine gewisse Exotik nicht verloren hat, im Gegenteil sowohl ihre manchmal wild wirkenden Bilder, von denen es einige in der Schau gibt, als auch ihre aus Holzblöcken gefertigten Objekte sprechen die gleiche Sprache.
Nicht neu, aber in der Vielzahl der vorgelegten Arbeiten doch überraschend sind hingegen die mit Pigmenttusche auf Papier, entweder als Einzelbild oder in einer fortlaufenden und aneinandergereihten Serie gezeigten Zeichnungen in Schwarzweiß. Unzählige feine Striche, geschwungene Linien und präzis gesetzte Punkte lassen seltsame, manchmal aus fernen Geschichten entliehene Fabelwesen und Figuren aufleben. „Der Zauberer“, „Festspielzeit in Salzburg“, „Fische“, „Die Entführung aus dem Serail“ sind nur einige Beispiele von derartigen Tuschzeichnungen, die gerne eben auch in einem ganzen Zyklus erscheinen, etwa „Zyklus Fuerteventura/Landschaft mit Tieren“ aus dem Jahre 2022. Ganze „Lebenszyklen“ werden dargestellt.
Beeindruckend auch ihre Holzarbeiten, ob in einem Block mit an den Oberflächen eingeschnitzten Strukturen oder in Form von kleinen Säulen, bei denen die eingekerbten Motive auch mal durch rote oder schwarze Farbe übertüncht sind, bis hin zu flachen Wandobjekten mit fein eingearbeiteten Motiven, die Künstlerin belegt auf eindrucksvolle Weise ihr vielseitiges Talent.
Tochter Anna Valentiny, die für Point Nemo Publiching verantwortlich zeichnet, hat im Vorwort des umfangreichen und extrem anschaulich illustrierten Katalogs erklärt: „Der Leser entdeckt einen organischen Zugang, der, gepaart mit ausgewählten biografischen Details der beiden Künstler, die Entwicklung des Werks im Laufe der Jahre zeichnet.“ Der Katalog ist in der Tat mehr als eine einfache Begleitpublikation zu dieser ersten gemeinsamen Ausstellung, er gewährt einen tiefen Einblick in ihr „gemeinsames Leben“ seit der Studienzeit in Wien und Wohnung und Ateliers in Remerschen, kurzum in ihren von ihnen geschaffenen „warmen, farbenfrohen und absolut einzigartigen Kosmos“. Ein spannender Besuch in einer recht abwechslungsreichen Ausstellung in der Valentiny Foundation kündigt sich an.
Ausstellung
Edith Burggraff und François Valentiny, in der Valentiny Foundation, Remerschen, bis zum 21. April 2024
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