„Epicerie an der Stad“ / „Das erste Feinkostgeschäft Luxemburgs“
Kann das funktionieren? Ein Feinkostgeschäft mit ausschließlich luxemburgischen Produkten? Hotelfachfrau Veronica Wanderscheid und ihr Mann, Spitzenkoch Pit Wanderscheid, wagten vor etwas mehr als anderthalb Jahren das Abenteuer Selbstständigkeit. Daraus entstanden ist eine gemütliche Epicerie mit Produkten „Made in Luxembourg“, in der die Zeit zum „Schnëssen“ und Wohlfühlen immer da ist, erzählt Daisy Schengen.
„Bis zum Zeitpunkt der Entscheidung haben wir beide viel im Ausland gearbeitet“, sagt Veronica Wanderscheid. Wir treffen uns an einem sonnigen Mittwochmorgen, in der hauptstädtischen rue du Fossé, unweit des Knuedler, herrscht geschäftiges Treiben. Während draußen Baumaschinen für einen hohen Lärmpegel sorgen, geht es im Geschäft ruhig zu. Keine Hektik, der Duft von frisch gebackenen Kuchen und Kaffee steigt in unsere Nasen. Denn Pit Wanderscheid, Veronicas Mann und Mitinhaber des „Wanderscheid. De Buttek vu Lëtzebuerg“, in dem wir verabredet sind, hat dieses Jahr für das Tageblatt-Ostermenü seine Rezeptideen verwirklicht.
Für die Tageblatt-Leser und die Gastronomie-Szene Luxemburgs ist der großgewachsene Küchenchef kein Unbekannter. Bereits 2018 verriet er im Gespräch mit dem Tageblatt, dass es schon immer sein Traum war, „das kleine Luxemburg zu verlassen, um zu lernen“. Und so verschlug es ihn nach der Schule in Diekirch und Stationen in der Sterne-Gastronomie in die weite Welt bis nach Laos. Dort baute er in Zusammenarbeit mit der Luxemburger Agentur für Entwicklungshilfe das erste Sternerestaurant des Landes auf. An seiner Seite – seine Frau Veronica: „Ich brauchte jemandem, dem ich hundertprozentig vertrauen konnte“, sagte Wanderscheid damals.
Sprung in die Selbstständigkeit
Doch ein persönliches Erlebnis brachte das Paar nach Luxemburg zurück und ließ es über seine Zukunft nachdenken. Die existenzielle Frage, wie ihr Leben verlaufen soll und ob sie weiterhin im Ausland als Angestellte, mit langen Arbeitstagen und wenig Freizeit, arbeiten wollten, stand im Raum, erzählt Pit Wanderscheid rückblickend.
Die junge Familie entschied sich für den Lebenswandel und den gemeinsamen Neuanfang in der Heimat. Dass daraus ein Lebensmittelgeschäft wurde, war nicht sofort klar. Zunächst standen alle Zeichen auf die Eröffnung eines Restaurants, erzählt der Koch. Doch bürokratische Stolpersteine bremsten das Projekt aus. „Meine Frau hatte die Idee für ein Geschäft, ich stand dem skeptisch gegenüber“, schildert Wanderscheid. Die Kompromisslösung: „das erste Luxemburger Feinkostgeschäft mit 100 Prozent Luxemburger Produkten“. Das war die Geburtsstunde der Epicerie „Wanderscheid“.
„Wir arbeiten wieder in der Gastronomie, nur in einer anderen Sparte“, erklärt Veronica Wanderscheid zu dem neuen Projekt. „An meiner Einstellung, an meiner Leidenschaft zum Beruf hat sich nichts geändert. Aber ich will selbstständig sein, mein eigenes Geld verdienen“, begründet Pit Wanderscheid im Nachhinein die Entscheidung.
Einkaufen und „schnëssen“
Und so vereinten beide ihr fachliches Know-how aus Gastronomie und der Hotellerie in ihr gemeinsames Projekt. Viel Herzblut haben die beiden in ihr Geschäft reingesteckt. Sechs Monate renovierten sie die Geschäftsräume, verschönerten das Untergeschoss, suchten Lieferanten aus. „Wir haben es so gestaltet, wie wir es uns vorgestellt haben, und das auch mit dem Architekten umgesetzt. Das Geschäft ist so wie wir“, erzählt Veronica Wanderscheid.
Möglicherweise fühlt man sich hier auf Anhieb wohl. Manch ein Kunde soll erklärt haben, sich dort so wohl zu fühlen, dass er sich vorstellen kann, sich im Verkaufsraum mit einem Buch in der Hand niederzulassen.
Den Charakter einer „Duerfepicerie“ unterstreicht auch der Plausch mit der Kundschaft. „Einige Kunden kommen zu uns, um zu ‚schnëssen‘“, lacht Wanderscheid. Wohlfühlen und Plaudern – zwei Dinge, die in unserem schnellen Alltag zu kurz kommen. „Einkaufen bei uns soll ein Erlebnis sein“, wünscht sich die Geschäftsfrau.
„Reng Lëtzebuerger Produiten“
Handverlesen ist auch das Angebot in der Epicerie: „Es handelt sich dabei um ausschließlich Luxemburger Produkte“, betont Veronica Wanderscheid. Pit Wanderscheid bietet hier seine eigene Gewürzlinie, Salz- und Zuckermischungen und Öle an sowie selbst gekochte Marmeladen und Chutneys. Zu Ostern gibt es eine Zitrus-Edition, pünktlich zum Sommer eine Sommerkonfitüre.
Auch die allerseits aus der Kindheit beliebte „Pastasciutta“ bereitet Wanderscheid selbst zu und bietet die eingeweckte Nudelsoße zum Genießen zu Hause an. Wer Lust bekommt, das Gericht nachzukochen, findet in der Epicerie auch die passenden Pastavariationen. „Dudel Magie“ aus Sprinkingen liefert die Pasta dazu.
Etwas von einer Trüffelsuche hat die Zusammenstellung des Sortiments. Und nicht nur die Kunden erwarten Überraschungen von den Wanderscheids, auch die beiden Profis haben Spaß an der Suche nach neuen Produkten gefunden. Oft ergeben sich die Funde aus dem Zufall heraus, so wie der Quitten-Crémant von Ramborn, erzählt Veronica Wanderscheid. Der Produzent aus dem Osten Luxemburgs, der ein Herz für Fallobst und Bongerten hat und für seine Cider bekannt ist, kann auch Crémant, wie einige Flaschen Quitten-Schaumwein im Weinkeller beweisen. Aber auch die Essigherstellung beherrscht man in Ramborn. In Zusammenarbeit mit der Familie Wanderscheid entstand ein Balsamico-Essig mit winterlichen Gewürzen.
In der oberen Etage gibt es neben der Vielfalt an Genussprodukten auch eine Kühltheke mit Wurst, Rieslingpasteten und Pit Wanderscheids „Kachkéis mat Trüffelen“. In Zusammenarbeit mit dem Escher „Babbocaffè“ stellen die Wanderscheids ihre eigene Kaffeemischung zusammen. Der daraus gebrühte Kaffee fühlt sich am wohlsten in den handgemachten Tassen mit der Aufschrift „Moien“ oder passend mit „Kaffistut“ darauf von „Nordic Stella“ aus Hollerich. Schönes fürs Zuhause – Schneide- und Servierbretter mit Luxemburgs Umrissen, Küchentücher, Kochbücher, Untersetzer und Kerzen von „Atelier Virginie“ – auch die Küchen- und Wohnaccessoires kommen aus und nur aus Luxemburg.
Edle Tropfen von „heiheem“
Und wem beim Lesen buchstäblich das Wasser im Munde zusammenläuft, behalte das Stichwort „Wasser“ vor seinem geistigen Auge und folge uns in die untere Etage der Epicerie. Dort hat das Paar aus einem schnöden Keller eine gemütliche Schatzkammer gezaubert. Der „Weinkeller“, wie sie offiziell heißt, versammelt auf engstem Raum Weine, Gins, Crémants und Schnäpse aus Luxemburg, die es in Sachen Geschmack und Aussehen locker mit der namhaften Konkurrenz aus dem Ausland aufnehmen können.
Vor Covid konnte der Weinkeller für Privatverkostungen nach Ladenschluss gebucht werden. Bis zu acht Personen finden dort Platz. „Es gab einige ‚Magic Moments‘ für die Kunden in diesem Raum“, verrät Veronica Wanderscheid.
Mehr als ein „Duerfbuttek“
Die Kunden des „Wanderscheid“ sind vorwiegend Luxemburger, bestätigt die Chefin. „Sie sind stolz auf die heimischen Produkte und freuen sich, so viele Produkte aus Luxemburg an einem Ort zu finden.“ Ob Touristen die Luxemburger Erzeugnisse genauso schätzen würden, lässt sich derzeit noch nicht sagen, schließlich bremste die Pandemie Reisen und Tourismus weltweit aus.
Bis es wieder so weit ist, kümmern sich die jungen Geschäftsleute um ihre heimischen Kunden. „Wir stellen auf Wunsch ‚Lëtzebuerger Kierfchen‘ mit lokalen Produkten zusammen, die Kunden können aus dem gesamten Sortiment ihre Wunschprodukte auswählen“, erklärt die Geschäftsinhaberin. Und wenn man abends zu Hause eine gute Flasche Wein oder Crémant genießen möchte, aber keine Zeit zum Kühlen hat – kein Problem. „Wir haben jeweils eine Flasche von jeder Sorte im Kühlschrank“, lächelt die Hotelfachfrau.
Die Zukunft vor Augen
„Wir haben unser Leben verändert und uns einen Traum mit diesem Geschäft erfüllt“, sagt der gelernte Koch. „Aber mir reicht das nicht. Mein Herz ist in der Küche, ich bin nicht von jetzt auf gleich nur Geschäftsmann“, habe Wanderscheid damals schon seiner Frau offenbart und sich ein Türchen für weitere Projekte offengelassen.
Diese sind schon handfest in der Planung. Demnächst wird er das „Wanderscheid Atelier“ in einem Geschäft, das an der Rückseite der Epicerie in der rue du Curé anliegt, eröffnen, verrät er. Beide Lokale sind miteinander intern verbunden. Dort wird Pit Wanderscheid seinen „Point fort“ ausleben, sagt der Koch. „Ich biete vorbereitete Gerichte an, im Sinne eines luxuriösen Feinkostgeschäfts, wie man es aus Paris kennt. Aber ohne viel Chichi, bodenständig gekocht“, betont der Chef.
Echtes Handwerk ist Wanderscheid wichtig. Im neuen Geschäft wird neben der Küche auch die Produktion für alle hausgemachten Linien – Gewürze, Öle, Konfitüren – untergebracht. Die Pläne für eine Ausweitung des Sortiments aus eigener Produktion hat der Chef auch im Sinn. „Damit haben wir erreicht, was wir wollten – Küche ja, aber keine klassische Gastronomie“, sagt Pit Wanderscheid. Denn heute sei es in Luxemburg immer schwieriger, sich in der klassischen Gastronomie zu etablieren. Als früherer Verantwortlicher der Gastronomiesparte im „Shopping-Center Massen“ hatte er die Verantwortung für mehrere Restaurants und konnte wertvolle Erfahrungen sammeln, die ihm jetzt im neuen Geschäfts- und Lebensabschnitt zugutekommen, sagt Pit Wanderscheid.
Und weil man „mit zwei Geschäften noch nicht als Unternehmen abgesichert“ sei, hat der Sternekoch auch noch ein weiteres Ass im Ärmel. Noch ist das Projekt nicht spruchreif, aber so viel sei verraten, es wird wieder heimatverbunden sein.
Für die Zukunft wünscht sich Pit Wanderscheid, dass „unser Drang vorwärtszugehen nicht aufhört und wir so lange wie möglich auf eigenen Beinen stehen können. Das ist für mich die Definition von Luxus.“
„Wanderscheid. De Buttek vu Lëtzebuerg“
4, rue du Fossé
L-1536 Luxemburg
Tel.: 24 51 30 15
E-Mail: info@bwanderscheid.com
www.bwanderscheid.com
Kostenlose Lieferung nach Hause „von Esch bis Diekirch“ ab 120 Euro Bestellwert,
während der laufenden Osteraktion bis zum 10. April bereits ab 50 Euro
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Bravo, Bravissimo möchte ich dem mutigen Paar Wanderscheid gerne zurufen.. Aber leider ist der luxemburgische PATRIOTISMUS ZU PATRIIDIOTISMUS degradiert worden , so dass ich mir Sorge um diese herrliche Idee , nur luxemburgische Feinkostprodukte zu verkaufen ,mache
Es sei denn dass die in Stadt Luxemburg und Umgebung wohnenden Fremden die jetzt durch Superreiche aufgestockt werden Fremdfeinkost weiterhin bevorzugen.
Teu , Teu , Teu !