Konterbont / Das etwas andere Magazin in luxemburgischer Sprache
Die Vereinigung „Autisme Luxembourg“ wurde 1981 gegründet. Ziel war die Schaffung von Fachunterrichtsklassen für Kinder mit Störungen im Autismus-Spektrum. So wurde das Institut für autistische und psychotische Kinder gegründet, das zunächst vom Bildungsministerium unterstützt wurde, bevor es 1988 in die Abteilung für differenzierte Bildung einzog. Doch heute geht es uns nicht um diese Vereinigung, sondern vielmehr um eines ihrer Projekte, das 2017 in die Realität umgesetzt wurde.
Wir kommen aber nicht umhin, zum besseren Verständnis, kurz über die Vereinigung selbst zu reden. Das „Centre Roger Thelen“ (CRT) in Beckerich beherbergt seit 2004 mehrere geschützte Werkstätten sowie zentrale Dienste von „Autisme Luxembourg“. Dieses CRT ermöglichte einen enormen Aufschwung der Aktivitäten und des Personals der Vereinigung. Nach und nach wurden dort verschiedene Dienstleistungen eingerichtet wie z.B. ein Tageszentrum, in dem Personen untergebracht werden, die nicht in die Arbeitsstruktur integriert werden können. Es bietet geeignete Aktivitäten, die ihre Eigenständigkeit, ihre persönliche Entfaltung und ihr Wohlbefinden steigern. Dazu kommen ein Beratungsdienst, bestehend aus einem multidisziplinären Team, ein Pflege- und Gesundheitsdienst sowie ein Berufsbildungsdienst, der seit 2007 junge Menschen nach Abschluss der Pflichtschulzeit aufnimmt und ihnen eine Berufsausbildung anbietet, die sie auf das Erwerbsleben in einem geschützten Workshop oder auf dem regulären Arbeitsmarkt vorbereitet.
Übersetzungen in vier Sprachen
In einem dieser Workshops, der seit vergangenem Jahr in der früheren Schule in Useldingen stattfindet, wird ein Projekt in die Realität umgesetzt, dessen Wurzeln bis ins Jahr 2015 reichen. Der Generaldirektor der Vereinigung, Marc de Geest, spielte damals mit der Idee, ein digitales Magazin auf den Markt zu bringen. Während freiberufliche Journalisten und Korrespondenten den Inhalt dazu liefern könnten, sollte das Magazin in der hauseigenen Infomedia-Werkstatt zusammengestellt und grafisch aufgearbeitet werden.
Zwei Jahre später, genauer gesagt im Dezember 2017, erschien die erste Nummer des Konterbont, dem ersten digitalen Magazin komplett in luxemburgischer Sprache. Wurde das Projekt in den ersten zwei Jahren finanziell vom „Fonds social européen“ unterstützt, so müssen die Macher heute auf eigenen Füßen stehen. Doch nicht allein die ausgewählte Sprache ist das Aushängeschild dieses Magazins, sondern auch die Pop-ups, die der Leser in allen Texten findet.
Zur genaueren Erklärung: Rubrikenübergreifend sind zahlreiche Wörter unterstrichen. Klickt man auf diese Wörter, so wird die betreffende Übersetzung in Deutsch, Französisch, Englisch oder auch Portugiesisch nicht nur angezeigt, sondern auch hörbar gemacht.
Elf feste Rubriken
Wir besuchten dieser Tage die Infomedia-Werkstatt in Useldingen, wo Marc Wilgé (Typograf und Projektleiter), Bob Felz (Grafiker) und Aida Kocan zusammen mit fünf Arbeitskräften, die unter Störungen im Autismus-Spektrum leiden und zwischen Mitte 20 und Mitte 30 alt sind, an der nächsten Ausgabe von Konterbont arbeiten.
„Verbesser deng lëtzebuergesch Sproochkenntnesser an erweider däi Wuertschatz! Mam Konterbont, deem éischte komplett digitale Magasinn op Lëtzebuergesch! An 11 Rubricke fënns du all 2 Méint spannend an informativ Artikele ronderëm d‘Lëtzebuerger Land, seng Kultur a seng Leit. Iwwer dem Liese léiers du nei Wierder kennen a verbessers deng Aussprooch!“ So stellt sich Konterbont“, das es zurzeit nur als App für Smartphones und Tablets gibt, selbst vor. Die kostenlose App wurde bis dato bereits 2.000-mal heruntergeladen, das Downloaden einer Nummer kostet 4,99 Euro.
„Im Laufe des kommenden Jahres werden wir Konterbont auch auf die Plattform für Computer-Desktops bringen“, sagt Marc Wilgé. Auf die Frage, wie der Arbeitsablauf beim Konterbont so ist, antwortet Wilgé: „So wie in anderen Magazinen oder Zeitungen auch. Ein Redaktionskomitee berät und bestimmt über das Hauptthema der nächsten Nummer und die Artikel für die immer wiederkehrenden elf Rubriken ‚Am Vierdergrond’, ,Zäitmaschinn’, ,Popcorn/Buschtawenzopp a Knallierbessen’, ,Zesumme liewen’, ,Kachen a Brachen’, ,Eist Ländchen’, ,Typesch Lëtzebuerg’, ,Fit a gesond’, ,Aktiv a produktiv’, ,D’Passfoto‘ und zu guter Letzt ‚De politesche Stamminee‘ werden bei den acht freiberuflich mitarbeitenden Journalisten und Korrespondenten bestellt. Zeitgleich werden sich Gedanken über die grafische Aufarbeitung des ausgewählten Themas gemacht.“
Enge Zusammenarbeit
Der Tagesablauf in der Infomedia-Stube sieht um 9 Uhr eine gemeinsame Unterredung mit allen Beteiligten vor und nach der Arbeitsaufteilung geht es dann ans Werk. Während der eine oder andere an der Erstellung von Grafiken arbeitet, machen andere Übersetzungen ins Luxemburgische, es werden Texte eingepasst, Animationen oder Soundeffekte erstellt usw., usf.
Gegessen (die Mahlzeiten werden aus der Küche der Zentralstelle in Beckerich angeliefert), abgeräumt und gespült wird übrigens auch gemeinsam. Zu erwähnen bleibt aber auch die enge Zusammenarbeit erstens mit dem „Zenter fir Lëtzebuerger Sprooch“, dessen Mitarbeiter sämtliche Texte kontrollieren und gegebenenfalls verbessern und zeitgleich auch die erwähnten Pop-ups generieren, und zweitens mit dem „Institut national des langues“, das allen am Unterricht Eingeschriebenen ein kostenloses Konterbont-Abonnement anbietet.
Mehr zum Konterbont findet man unter www.konterbont.com. Es werden zudem weitere freiberufliche Textschreiber gesucht. Avis aux amateurs!
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