Arbeitsmarkt und Beruf / Das Handwerk – und die Sache mit dem Image
„Ich warte seit Monaten auf einen Handwerker.“ Immer wieder wird im Zusammenhang mit Reparaturen, Renovierungen oder beim Neubau ein Mangel an Fachkräften angeführt. Aber gibt es den wirklich? In den 16 Sektoren, in die das Handwerk unterteilt ist, ist die Situation unterschiedlich. Allen ist aber gemein, dass die Branche ein Imageproblem hat. Wer es in der Schule nicht schafft, wird auf einen Beruf im Handwerk orientiert.
Ben Jungers ist stolz darauf, einen Handwerksbetrieb zu leiten. Der 38-Jährige hat einen akademischen Abschluss als Master für „Ingénieur juridique et financier“ aus Straßburg und einen Meisterbrief als „Parkettleger“. Als sein Vater 2012 in Rente geht, übernimmt er und baut den Betrieb weiter aus. 28 Mitarbeiter hat der „Buedemleër“ in Sanem, davon arbeiten 17 im gewerblich-technischen Bereich, der Rest in der Verwaltung und Beratung.
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Handwerkskammer und Betriebe fordern eine Aufwertung der Berufe
Seinen Mitarbeitern geht es gut. Darauf legt er Wert. An ihrem Geburtstag haben sie frei, es gibt einmal im Jahr Mitarbeitergespräche, Gewinne werden Ende des Jahres an die Mitarbeiter ausgeschüttet, es gibt eine „Gratifikation de présence“. Die weitaus wenigsten Einstellungen hat er über eine Anzeige gemacht. Potenzielle Mitarbeiter lernt er über Praktika in seinem Betrieb kennen, weil er das dem nahe gelegenen „Lycée technique“ anbietet. Wenn sie Spaß an der Sache haben und Geschick mitbringen, bildet er sie aus.
Oder sie kommen als Quereinsteiger über Empfehlungen. Einer seiner Lehrlinge, Alain Breyer (27), ist im dritten Lehrjahr und hat vorher ohne Abschluss in der Gastronomie gearbeitet. Sein Planer und Koordinator für die Baustellen, Alexandre de Brito (29), hat vor dem Abschluss als „technicien en génie civil“ ein Jahr in einem Sanitärfachbetrieb gearbeitet. Fluktuation kennt „de Buedemleër“-Chef Jungers so gut wie nicht. Seine Mitarbeiter bleiben für gewöhnlich lang, der älteste ist seit 28 Jahren im Betrieb.
Berufliche Orientierung über schulischen Misserfolg
Eines aber kritisiert er: „Von der Orientierung auf den Beruf über den Misserfolg in der Schule, halte ich gar nichts.“ Diese Kritik übt nicht nur die „Chambre des métiers“ als Berufsvertretung schon seit langem. Auch OGB-L und Amelux, die Vereinigung der Ausbilder im Handwerk, sind gerade erst wieder damit an die Öffentlichkeit gegangen. Sie fordern eine Aufwertung des Meisterbriefes, für dessen Abschluss nach Angaben der Handwerkskammer im vergangenen Jahr 473 Personen eingeschrieben waren.
1.756 Personen waren 2021 für eine Ausbildung im Handwerk insgesamt eingeschrieben. Das heißt, das Handwerk ist die Branche im Land mit den meisten Auszubildenden. „Die Aufwertung des Meisterbriefes ist eine Antwort auf das Imageproblem“, sagt Tom Wirion (53). Der Jurist leitet seit 2014 die „Chambre des métiers“. „Die andere ist, Abitur und Berufsausbildung enger aneinander zu binden.“ Kein Entweder-Oder, sondern ein Sowohl-Als auch, wie bei Ben Jungers.
Das Imageproblem kennt auch Vanessa Klassen. Die 32-Jährige leitet seit Anfang des Jahres den Betrieb Heiles in Mersch, der seit über 20 Jahren besteht. Mit insgesamt 45 Mitarbeitern bietet die Firma Leistungen an, die von Fassadengestaltung über Wärmedämmung bis zum Innenputz und Anstrich reichen. Sie selbst ist Malermeisterin und genau wie Ben Jungers stolz darauf, Handwerkerin zu sein.
Sehr wenig Luxemburger in dem Metier
Nur ein einziger ihrer Angestellten ist Luxemburger, alle anderen sind Grenzgänger aus den umliegenden deutschen Bundesländern. Sie hat seit Anfang des Jahres fünf weitere Mitarbeiter eingestellt, darunter auch Quereinsteiger. Der letzte Kandidat, der sich vorgestellt hat, ist an diesem Tag gerade aus ihrem Büro heraus. Er ist gelernter Maurer. „Luxemburger interessieren sich eher nicht für einen Beruf im Handwerk“, sagt sie.
Die Nationalitätenfrage hat sich bei ihr über die eingehenden Bewerbungen entschieden. Zahlen belegen, dass das keine Ausnahme ist. Nur 15 Prozent aller Handwerker im Land haben die luxemburgische Nationalität. Dem steht die Tatsache gegenüber, dass die überwiegende Zahl der Mitarbeiter aus der Großregion stammt. Davon stellen die Franzosen mit 52 Prozent den größten Anteil, 27 Prozent kommen aus Deutschland und 21 Prozent aus Belgien.
Es könnte so weitergehen, aber die Suche nach qualifiziertem Personal im umliegenden Ausland ist an ihren Grenzen. Das sagt die Handwerkskammer und fordert deshalb schon seit Jahren, Migranten aus Drittstaaten den Zugang zum Arbeitsmarkt, insbesondere dem Handwerk, zu erleichtern. „Es werden qualifizierte und nicht qualifizierte Menschen gesucht“, bestätigt „Chambre“-Direktor Wirion. „Wir lösen die Suche nach Personal nicht mehr national und nicht mehr großregional, da muss per Gesetz angepasst werden.“
Öffnung für Menschen aus Drittländern
Ein erster Erfolg, den er hervorhebt, ist, dass letztes Jahr 18 junge Syrer und Iraker, anerkannte Asylbewerber, ihren Ausbildungsabschluss im Handwerk abgelegt haben. Eine Branche gibt es allerdings, die akut sucht und Mangel an qualifiziertem Personal hat. Es ist der Heizungsbau. „Wir wissen, dass in den nächsten Monaten 1.700 Mitarbeiter allein in der Sparte gesucht werden“, sagt Wirion. „Das ist enorm.“ Absehbar ist auch, dass in den nächsten zehn Jahren viele Mitarbeiter in den Betrieben in Rente gehen.
Die Gruppe der 50 + ist die größte unter den Mitarbeitern und heißt in absoluten Zahlen: Es betrifft zwischen 22.000 und 25.000 Menschen. Der Generationenwechsel macht auch vor der Chefetage nicht halt. In 48 Prozent aller Handwerksbetriebe im Land sind die Chefs aktuell 50 Jahre alt und älter. Auf sie kommt auf lange Sicht die Frage der Nachfolge zu. Das geht aus eigenen Statistiken der Handwerkskammer hervor.
Wenn es Branchen gibt, die wirklich Grund zum Klagen haben, dann sind es Lebensmittelhandwerk und Baubranche. Ihre Geschäftsaktivitäten leiden darunter, dass sie nicht genügend Personal finden. Das heißt, sie könnten mehr Aufträge annehmen, wenn die Personalfrage gelöst wäre. Das steht im Konjunkturbericht, den die „Chambre des métiers“ über den Zeitraum von Mai bis Juni 2022 veröffentlicht hat. Frappierend ist, dass das heimische Desinteresse an einem Beruf in der Branche so gar nicht mit ihrer Bedeutung einhergeht.
Handwerk ist die Branche mit den meisten Arbeitsplätzen
Das Handwerk mit seinen 16 verschiedenen Bereichen, den rund 8.400 Betrieben und den mittlerweile über 100.000 Mitarbeitern ist insgesamt gesehen der größte Arbeitgeber im Land. Die größte Gruppe stellen die kleinen Betriebe mit bis zu neun Mitarbeitern. Das sind 6.500 von 8.400 Betrieben im Land. Ben Jungers’ Betrieb in Sanem und Vanessa Klassens in Mersch gehören beide in die Kategorie „petite entreprise“ mit zwischen zehn und 49 Arbeitnehmern.
Oben ist die Luft dünn. Nur 41 Betriebe im Land haben mehr als 49 Angestellte. Außerdem kann die Branche eine positive Entwicklung vorweisen. Zwischen 1990 und 2021 hat sich die Zahl der Handwerksbetriebe im Land mehr als verdoppelt, wie aus den Daten der Handwerkskammer hervorgeht. Das im kollektiven Gedächtnis des Landes tief verankerte Bild über das Land, Finanzsektor und Stahlbranche seien die größten Arbeitgeber, stimmt schon lange nicht mehr.
Und die Branche wird weiter an Bedeutung gewinnen – trotz dreier Indextranchen und einer aus Sicht der Betriebe Verteuerung der Löhne. „Wer setzt denn die Klimapolitik letztendlich um?“, gibt Chambre-Direktor Wirion zu bedenken. „Es ist das Handwerk.“ Die Hoffnung ist, dass damit die Mentalität, lieber zu studieren als eine Ausbildung im Handwerk zu machen, aufgebrochen wird.
Zwischen Energiekrise, Lieferproblemen, Inflation und Auswirkungen der Pandemie blickt Wirion positiv in die Zukunft. Das Handwerk, vor allem die mit der Energiewende verbundenen Betriebe, werden in Zukunft eine Schlüsselrolle spielen. „Der ökologische Wandel funktioniert nur mit Handwerkern, die Spaß an dem Projekt haben“, sagt er. Dann, so lässt sich seine Prognose weiterdenken, stellen sich automatisch Anerkennung und Wertschätzung für diese Berufe ein.
Das Handwerk in Luxemburg
Die drei Cluster Rohbau und Ingenieurwesen mit 21.350 Mitarbeitern, Technische Gebäudeinstallationen mit 17.428 Mitarbeitern und die Gebäudereinigung mit 14.284 Mitarbeitern sind die Bereiche, die gemessen an der Zahl der Mitarbeiter die größten im Land sind. Weitere Cluster, nach denen die Handwerksberufe aufgeteilt sind, sind: Lebensmittelhandwerk, Gesundheit, Mode, Pflege, Konstruktion und metallverarbeitendes Handwerk, Mechaniker der Automobilbranche, der Industrie und der Landwirtschaft, „mécanique générale“, Handwerk in der Automobilzulieferer-Industrie, Gebäudefertigstellung, Kommunikation, Multimedia und Event und Gärtner und Floristen. Das kleinste Cluster stellt, mit 416 Menschen, die Branche der Kunsthandwerker dar. Insgesamt weist die „Chambre des métiers“ 16 Cluster für die unterschiedlichen Aktivitäten aus.
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schlemm
Man hätte schon vor vielen Jahren das Schulsystem ändern müssen. wie zB in Deutschland, wo man nach dem Abitur eine Lehre beginnen kann. Diese Leute sind dann auch in der Lage einen Betrieb zu leiten. Wie oben geschrieben, werden bei uns vor allem Schulversager in die Handwerkerlaufbahn geschickt.
Oder,“ Da geet en eben op de Bierg!“ Gemeint ist der Härebierg in Diekirch. Dort steht eine Karriere im Staatsdienst in Aussicht. Aber warum nicht Fliesenleger oder Dachdecker usw.? Natürlich ist ein Dr in Mathematik eine tolle Sache,oder Anwalt.Letztere gibt’s an jeder Straßenecke,aber einen guten Dachdecker wird man suchen müssen. Das war und ist das Streben vieler wenn nicht aller Eltern.Ihre Kinder sollen ein Aushängeschild der Familie werden. Natürlich wird ein Jugendlicher der es drauf hat versuchen eine Uni zu besuchen,aber es darf keine Schande sein wenn er ein Handwerk erlernt. Es gibt hier ja auch eine Menge Auswahl und alle werden sie gebraucht. Ich kenne Mathematiker die können keinen Nagel einschlagen ohne sich die Finger zu ruinieren.Also Leute. Handwerk erfüllender als einen Stempel auf eine Quittung zu machen oder Knöllchen in Autofenster zu kleben.
Zou Luxusburg wor d’Handwierk fir d’Politik ëmmer ëppes
mannerwärtég,well deen Sektor nëtt bei den Wahlen an
d’Gewicht fällt,daat huet schons virun Joëren deen berühmten
CSV-Minister Herr Digestif gesoot, fir hien woren déi Leit
an der MInoritéit,also haut ass ëtt bei deenen jetzigen Bonzen
nëtt besser, ësou guer schlemmer.An ëtt gëtt nëtt besser mat
deem faulen Schulsystem zou Luxusburg.
Die Handwerksbetriebe könnten dann ja mal anfangen Qualität zu verbauen. Ich rede vom Material. Und wenn ich von Material rede, rede ich auch von der Herkunft vom Material.