Wandersportverband FLMP / Das Individual-Wandern boomt in Corona-Zeiten, aber die traditionelle Kundschaft fehlt
Zwei Outdoor-Aktivitäten erlebten durch die Pandemie einen regelrechten Boom: das Radfahren und das Wandern. Letzteres wird hierzulande durch die „Fédération luxembourgeoise de marche populaire“ (FLMP) repräsentiert. Der Verband feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag.
„Die Pandemie hat es der FLMP ermöglicht, sich breiter aufzustellen. Jetzt ist unser großer Anspruch, die neuen Wanderer in unsere Wanderfamilie aufzunehmen“, sagt FLMP-Präsident Romain Buschmann. Obwohl der Verband bereits 50 Jahre alt ist, ist Buschmann erst der fünfte Präsident, was für eine große Kontinuität bei den Wanderfreunden spricht. Das ist nicht gleichzusetzen mit Stillstand. Im Gegenteil, die Pandemie hat der Verband zum Anlass genommen, sich neu aufzustellen.
Zu den drei FLMP-Säulen (IVV-Wanderung, geführte Wanderung, permanente Wanderwege) sind zwei weitere hinzugekommen, die ins digitale Zeitalter passen: Cup&Trails und die digitale Wanderung. Da größere Menschenansammlungen während der Pandemie unmöglich waren, hat sich das Wandern in den letzten eineinhalb Jahren vom Gesellschafts- zum Individualsport entwickelt. „Früher waren die Wanderer quasi auf die IVV-Wanderung sonntags angewiesen, jetzt aber kann man sich sieben Tage die Woche seine Stempel abholen“, erklärt FLMP-Generalsekretär Georges Kintziger. Auch die gängigen Sport-Apps wie Strava werden inzwischen beim Kilometersammeln anerkannt.
Die Statistiken unterstreichen die Diversifizierung des Wanderns. Zwischen dem Beginn des Lockdowns im März 2020 und August 2021 fiel die Teilnehmerzahl an den traditionellen IVV-Wanderungen um rund 50 Prozent. Insgesamt mussten 46 Wanderungen abgesagt werden. Auch die Teilnehmerzahl an den geführten Wanderung war wegen der maximalen Gruppengrößen von zehn Menschen stark rückläufig. Dagegen fanden die neuen Formate regen Zulauf, selbst wenn die Partizipation weit hinter dem zurückliegt, was man bei der FLMP gewohnt war.
Demnach ist die Pandemie zwar kein Fluch, aber längst auch noch kein Segen für den Luxemburger Wandersportverband. Zumal deutlich wurde, wie wichtig die Gesellschaft für den Wanderer ist. Ab diesem Monat versucht der Verband, den sozialen Aspekt der Wanderungen dank Covid-Check wieder groß zu schreiben. „Während das Individual-Wandern sozusagen ‚Gewinner’ der Pandemie ist, fehlt die traditionelle Kundschaft, die verstärkt das Gesellige sucht“, sagt Romain Buschmann. Er macht sich Sorgen um das Vereinsleben, das in der Pandemie stark gelitten hat. Der FLMP gehören 46 Klubs mit insgesamt 4.200 lizenzierten Wanderern an. Ob die Menschen sich noch in Zukunft wie vor Corona in gemeinnützigen Vereinen engagieren werden, ist dabei die große Frage.
Jünger und weiter
Jedenfalls hat die Pandemie das Durchschnittsalter auf Luxemburgs Wanderwegen stark verringert. Lag das vor einem halben Jahrzehnt noch bei 61 Jahren, so ist es nun auf 47 Jahre gesunken. Es gibt also nicht nur mehr Wanderer, sondern sie sind auch jünger und legen mehr Kilometer zurück. Die Herausforderung der FLMP ist es nun, diese neuen Wanderer an sich zu binden.
Da hilft es, dass der Verband 2021 einen runden Geburtstag feiert und mit mehreren Veranstaltungen für verstärkte Aufmerksamkeit sorgt. Nachdem im Frühjahr eine Sonder-Briefmarke zum 50. Jubiläum herauskam, wurde an Nationalfeiertag die erste kulinarische Wanderung von der FLMP organisiert. Es folgte eine erste Auflage der Wanderwoche in verschiedenen Regionen des Landes. Höhepunkt wird auch in diesem Jahr der nationale Wandersporttag am 15. August in Echternach sein (siehe Kasten).
Im Herbst stehen dann der Adrien-Ries-Trail (4. September), eine IVV-Wanderung mit Yuppi Walk an der Belle Etoile (16. Oktober) an, wo ebenfalls eine Ausstellung zum Jubiläum organisiert wird (3.-11. November). Höhepunkt ist dann die akademische Sitzung in Junglinster am 20. November, ehe die Weihnachtswanderung durch die Hauptstadt (11. Dezember) das Jubiläumsjahr beschließt. Das soll einen nachhaltigen Effekt haben, weshalb der Wandersportverband mit der „Fondation Hëllef fir d’Natur“ die initiative „walk4trees“ ins Leben gerufen hat. Für jede traditionelle Wanderung wird ab 2022 ein Baum gepflanzt. Informationen hierüber und über alle anderen Aktivitäten der FLMP gibt es in der neuen Broschüre des Verbands, die bei diversen Wanderungen verteilt wird, bestellt (info@flmp.lu) und auch online auf allen Internetseiten der FLMP-Vereine aufgerufen werden kann.
Der nationale Wandersporttag in Echternach
In gut einer Woche steht mit der „Journée nationale de la marche populaire“ der alljährliche Höhepunkt der Wandersaison auf dem Programm. Es ist die 40. Auflage des Wandersporttags, der im vergangenen Jahr pandemiebedingt durch eine digitale Wanderung ersetzt werden musste. Echternach ist zum dritten Mal hintereinander Austragungsort. Die Veranstaltung am Sonntag, dem 15. August, steht ganz im Zeichen der Solidarität. Um die von Corona und den jüngsten Überschwemmungen arg gebeutelten Gastronomie-Betriebe in der Abteistadt zu unterstützen, verzichtet die FLMP auf eigenes Catering. Auch geht das Startgeld (1,50 €) an die Gemeinde bzw. an die Überschwemmungsopfer, einhergehend mit einem Spendenaufruf an alle Teilnehmer. Die müssen nicht in einem Verein lizenziert sein, um mitzuwandern. Angeboten werden neue Strecken über 6, 11 und 15 Kilometer sowie ein nationaler Yuppi Walk.
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