Air Rescue / „Das ist Wettbewerbsverzerrung“: So angespannt ist der Kampf um Flugzeugmechaniker
Weltweit herrscht in der Luftfahrt Personalmangel – besonders im Wartungsbereich. Auch die Luxembourg Air Rescue hat damit zu kämpfen. Denn andere Unternehmen haben größere finanzielle Möglichkeiten als der gemeinnützige Verein.
Die Luftfahrt boomt, auch in Luxemburg. Die Cargolux fuhr während der Pandemie ein Rekordergebnis nach dem anderen ein – und auch danach bewegt sich der Gewinn immer noch auf hohem Niveau. Anders, aber nicht weniger rosig sieht es derzeit bei der Luxair aus: Nach schwierigen Jahren während der Corona-Krise kann die Fluggesellschaft einen neuen absoluten Rekord bei den Passagierzahlen verbuchen.
Doch der Boom hat auch seine dunklen Seiten. Um den wachsenden Zahlen gerecht zu werden, braucht es mehr Flugzeuge – und dementsprechend auch mehr Personal. Die Branche brauche laut Aviation Talent Forecast in den kommenden zehn Jahren weltweit rund 1,3 Millionen neue Fachkräfte, um das erwartete Wachstum stemmen zu können.
„Überall fehlt es an Ingenieuren und Flugzeugmechanikern“, sagt René Closter, Präsident der Luxembourg Air Rescue (LAR). Das sei auf der ganzen Welt der Fall. Überall würde „rekrutiert und rekrutiert“ werden, doch es gebe nicht genug Menschen, die diesen Berufsweg einschlagen wollen.
Zwei Lehrlinge pro Jahr
Die LAR bilde jedes Jahr zwei Lehrlinge aus. Die Ausbildung dauere fünf Jahre. „Das kostet uns sehr viel Geld“, sagt Closter. Einmal ausgebildet, würden die „Großen“ – vor allem die Cargolux – bei den frisch ausgebildeten Mechanikern vorstellig werden. Das Problem: Die LAR kann mit den Boni des Frachtflugunternehmens nicht mithalten. 2021 und 2022 hat die Cargolux 75.946 beziehungsweise 85.296 Euro an ihre Mitarbeiter ausbezahlt. „Ich kann es ihnen nicht verübeln, dass sie wechseln“, sagt Closter.
„Das ist Wettbewerbsverzerrung“, sagt der Präsident der LAR. Das gleiche Problem gebe es mit dem Luxemburger Staat und den Gemeinden: Ein Lehrling der Air Rescue sei nach seiner Ausbildung zur CFL gewechselt, um an den Zügen zu arbeiten – weil er dort mehr verdient. Ein anderer sei zu einer Gemeinde gewechselt, wo er keine Nachtschichten machen muss. „Für uns als kleine Organisation ist diese Situation extrem, extrem schwierig“, sagt Closter. Die Mitarbeiter bei der LAR würden nicht schlecht verdienen, aber als „kleines Unternehmen“ könne man nicht mit den anderen mithalten.
Die LAR habe derzeit zwei Flugzeugtechniker, die für die kleineren Arbeiten verantwortlich seien. Ursprünglich seien es vier gewesen, sagt Closter. Die großen Wartungen, nach 50, 100 oder 500 Flugstunden, werden von einer externen Firma in England durchgeführt. Denn eine interne Wartung würde sich bei den vier Flugzeugen nicht lohnen. Anders sieht es bei den Hubschraubern aus: Hier führt die LAR alle Instandhaltungsarbeiten selber durch – mit ausreichend Mitarbeitern. Denn die Konkurrenz sei im Hubschrauber-Bereich nicht so groß.
Flexibler mit mehr Mechanikern
„Mit mehr Mechanikern wären wir flexibler“, sagt Closter. Die Flugzeuge müssten dann nicht immer zu einem anderen Standort gebracht werden, damit eine Wartung durchgeführt werden kann. Eingeschränkt sei der Betrieb der Air Rescue durch die fehlenden Mitarbeiter aber keineswegs. „Es würde teuer werden, wenn unsere Flugzeuge nicht abheben könnten.“
Die Aufgabe der Ingenieure und Mechaniker klingt denkbar einfach: sicherstellen, dass die Flugzeuge abheben können. Die technische Büroarbeit werde von den Ingenieuren durchgeführt, verrät Closter. Diese geben dann die Anweisungen an die Mechaniker weiter, welche an den Flugzeugen arbeiten.
Um sich für die Zukunft zu wappnen, will die LAR nach bewährtem Muster fortfahren. Heißt: weiterhin Mechaniker ausbilden. „Wir haben festgestellt, dass wir so die besten Mitarbeiter erhalten“, sagt Closter. Das Halten der Mitarbeiter gestalte sich aber schwierig. Die Flugrettung greift daher bei ihrer Suche nach neuen Mitarbeitern zu ungewohnten Mitteln. Neuen Mitarbeitern aus dem Ausland werde für zwei Jahre eine Wohnung zur Verfügung gestellt. Aber auch einige Tatsachen würden für die Air Rescue sprechen: ein familiäres Umfeld und eine sinnvolle Arbeit.
Wie es um die Flugzeugmechaniker in den anderen Unternehmen in Luxemburg steht, ließ sich nicht herausfinden. Die Luxair teilte auf eine Anfrage des Tageblatt mit, dass sie sich zum Thema nicht äußern will. Die Cargolux ließ die Anfrage gänzlich unbeantwortet.
- Wie Luxemburgs Autobahntunnel mit Spezialfahrzeugen aus der Schweiz gereinigt werden - 26. Oktober 2024.
- Gewerkschaften wollen sich nicht von Ministerin Deprez den Mund verbieten lassen - 24. Oktober 2024.
- Luxemburgs einziger PET-Scanner wird immer anfälliger für Pannen - 17. Oktober 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos