/ Das Jugendhaus Düdelingen arbeitet an einem besseren Image
Das Düdelinger Jugendhaus möchte sich nach außen hin öffnen: Jeder Heran- wachsende soll sich hier willkommen fühlen – und auch die Eltern sollen nach Herzenslust vorbeischauen können. Das neue Team rund um Mara Lisarelli hat deshalb vor allem ein Ziel: einen Imagewechsel.
Dieses Jahr organisiert das Jugendhaus zum ersten Mal das „Jugendwanter“-Event: Vor der „maison des jeunes“ werden während einer Woche (16.-21. Dezember) unter anderem „Kniddelen“, Kastanien, alkoholfreier Glühwein und selbst gebastelte Weihnachtsdeko verkauft. Am letzten Tag, einem Samstag, ist dann eine große Abschlussfeier geplant – mitsamt Fotobooth, bei dem man beispielsweise Familienfotos schießen kann. Somit kann jeder vor Ort eine personalisierte Weihnachtskarte bekommen. „Hauptziel der Veranstaltung ist es, die Jugendlichen dazu zu motivieren, gemeinsam im Team zu arbeiten und etwas auf die Beine zu stellen“, erklärt Mara Lisarelli, Verantwortliche des Jugendhauses. Die Vorbereitungen dafür beginnen bereits in den kommenden Tagen. Material und Zubehör müssen gekauft werden, anschließend wird gebastelt.
Die Verkaufserlöse sollen den Jugendlichen zugutekommen – hiermit soll es ihnen ermöglicht werden, an Aktivitäten oder gar einer Reise teilzunehmen. „Damit bekommen auch Heranwachsende aus finanziell nicht so gut gestellten Familien die Möglichkeit, in den Urlaub zu fahren“, so Lisarelli. Außerdem sollen die Jungen und Mädchen auf diese Weise den Wert des Geldes lernen – und dass es nichts umsonst gibt.
Mit dem Event möchte man auch an die Eltern herantreten – und den Kontakt zu ihnen verbessern: „Wir wollen nach außen hin nicht mehr so aggressiv wirken.“ So hat es sich zuvor herumgesprochen, dass nur Unruhestifter ihre Zeit im Düdelinger Jugendhaus verbringen. Das Team setzt sich nun schon eine Weile dafür ein, das Image zu verbessern – die Bemühungen letztes Jahr haben schon erste Früchte getragen. Das sei auch den Anstrengungen des neuen Teams zu verdanken.
Eine Perspektive geben
„Wir halten uns viel mit den Jugendlichen draußen auf“, meint Mara Lisarelli. Im Sommer wurde eine große Terrasse aus Holzpaletten errichtet. Viele Erwachsene seien aus Neugierde stehen geblieben – und so mancher habe sich sogar dazugesellt. „Die Jugendlichen bekommen dadurch Anerkennung für ihre Arbeit. Sie wissen, dass sie etwas leisten – und dass das auch wahrgenommen wird.“ Zudem arbeiten die Erzieher auch darauf hin, dass Eltern ab und zu mal beim Jugendhaus vorbeischauen.
„Seit dem ‚Jugendsummer‘ kommen Väter und Mütter öfter mal hierher, um nach ihrem Kind zu fragen. Das war vorher nie der Fall”, sagt Lisarelli. Auch dadurch, dass die „Vakanzenaktivitéiten“ nun auch für die Teenager aus der „maison relais“ angeboten werden, hat das Jugendhaus neue Besucher für sich gewonnen. Der Erfolg lässt sich sehen: Wurden im Oktober 2018 noch vier Heranwachsende betreut, sind es seit März schon mindestens 35.
Nicht nur Entspannung
Das Team von Mara Lisarelli nimmt jeden jungen Menschen auf – auch diejenigen, die zeitweilig „kompliziert und anstrengend“ sein können. „Sie kommen nicht nur hierhin, um zu entspannen. Das zeigt sich auch in unserer pädagogischen Arbeit – so reden wir auch mit ihnen und bauen eine Beziehung zu ihnen auf.“ Viele Jugendliche vertrauen sich den Erziehern an – und erzählen ihnen mehr als anderen Erwachsenen. „Wir lassen ihnen das Verständnis zuteilwerden, das sonst oft fehlt.“ Ihre Arbeit besteht darin, die Jugendlichen zu verstehen und darauf hinzuarbeiten, dass diese keinen falschen Weg einschlagen oder weitergehen.
In Düdelingen werde laut Lisarelli viel darüber geredet, dass die Jugendlichen im Haus nur „abhängen“ würden. Das täten sie zum Teil zwar auch – doch sie bräuchten nach der Schule auch einfach ein bisschen Zeit zum Abschalten. Natürlich sei es jedoch nicht so, dass die Jugendlichen jeden Tag dorthin kommen, um gar nichts zu tun. „Und unabhängig davon ist es auch besser, dass sie zu uns kommen und sich zu Gleichaltrigen gesellen, als wenn sie nur zu Hause allein herumsitzen.“
Im Januar 2018 hat die Gemeinde das Jugendhaus übernommen. Das war eine große Veränderung für die Erzieher – vor allem in Bezug auf deren Arbeit. „So einiges ist einfacher geworden – und wir bekommen auch viel Hilfe von der Gemeindeverwaltung.“ Die Zeit, in der sich die Erzieher beiläufig um andere Dinge kümmern mussten, kommt jetzt den Jugendlichen zugute.
Outreach Youth Work
Im März 2018 ist das Pilotprojekt „Outreach Youth Work – Maisons des jeunes“ auch im Düdelinger Jugendhaus angelaufen. „Es geht darum, sogenannten ‚Neets‘ (Menschen, die „not in employment, education or training“ sind) im Alter vonzwischen 16 und 26 Jahren zu helfen, einen Weg aus der Arbeitslosigkeit zu finden“, erklärt die Outreach-Verantwortliche Tess Malano. Die Hauptaufgabe von Malano besteht darin, besagte Jugendliche ausfindig zu machen. „Streetwork macht einen sehr großen Teil der Arbeit aus. Vor einigen Jahren fanden wir die Betroffenen noch an spezifischen Treffpunkten. Heute ziehen sich viele zu Hause zurück.“
Innerhalb eines Jahres hat Malano zu 29 jungen Menschen Kontakt aufgenommen, zum Teil betreut oder begleitet sie sie noch immer. „Bei den meisten Inaktiven steckt vorwiegend mehr als nur ein Problem dahinter.“ Hat Malano einen Betroffenen erst mal ausfindig gemacht, setzt sie sich daran, das wichtigste Problem herauszufiltern. Dann sucht sie nach der passenden Hilfe und geht zusammen mit dem Jugendlichen dorthin, wo diese angeboten wird, damit die Hilfe auch tatsächlich angenommen wird. Jeder Fall sei einzigartig, weswegen eine individuelle Betreuung überaus wichtig sei. Malano nimmt die Jugendlichen zudem zu Aktivitäten im Jugendhaus mit – darunter auch dieses Jahr zum „Jugendwanter“-Event.
Das „Outreach“-Projekt läuft derzeit in fünf Gemeinden: in Rümelingen, Schifflingen, Petingen, Differdingen und Düdelingen. Die Erzieher arbeiten mit dem jeweiligen Jugendhaus und gleichzeitig als eigenes Team zusammen.
Weitere Informationen zu kommenden Events finden Sie auf der Facebook-Seite des Düdelinger Jugendhauses.
„Alkoholfreier Glühwein“?
Na dann viel Erfolg!
„selbst gebastelte Weihnachtsdeko“
hatte ich noch vergessen, diese Berufsjugendlichen scheinen im letzten Jahrtausend zu leben.