Editorial / Das liebe Geld
Das nationale Sportministerium will einen Dachverband schaffen, um den Vereinssport nach vorne zu bringen. Das verkündete Minister Georges Engel am Dienstag bei RTL Radio. Ein bis ins Detail ausgearbeitetes Konzept gibt es noch nicht. In Zukunft soll diese Struktur aus Trainern und Experten zusammengesetzt werden, die die Vereine beraten sollen. Das Ganze soll dann „Pro Sport“ heißen.
Ein lobenswertes Vorhaben. Denn jede Initiative, die den Sport weiterbringt, die Trainingseinheiten und Vereinsstrukturen verbessert und damit schließlich die Menschen dazu bringt, mit Freude Freizeit- oder Leistungssport zu betreiben, ist an sich schon ein Mehrwert für die Gesellschaft.
Der luxemburgische Sport hat sich in den vergangenen Jahren in eine sehr zufriedenstellende Richtung entwickelt. Es gab viele Initiativen, die es Sportlern und Vereinen ermöglichen, ihren Sport unter besseren Rahmenbedingungen auszuüben. Es gibt jedoch weiterhin ein großes Problem in Luxemburg: das liebe Geld.
Wer jetzt denkt, die Einnahmen würden den Vereinen nur dazu dienen, teure Profis zu bezahlen, der liegt falsch. Es kommt nicht selten vor, dass Vereine sich eine gute Ausbildung des Nachwuchses einfach nicht leisten können. Oder anders ausgedrückt: Während es sich die großen Klubs in allen Sportarten leisten können, qualifizierte Trainer einzustellen und sie auch während Jahren zu beschäftigen, sind die kleineren Vereine dazu oft nicht in der Lage.
Die Zeiten sind vorbei, als Vereinsmenschen sich opferten und den Nachwuchs für „eng Cola an e Bréitchen“ betreuten. Das Sportministerium hat das zwar schon lange erkannt und unter anderem das Subventionsprogramm „Qualité plus“ ins Leben gerufen. Wer qualifizierte Trainer einstellt und viele Jugendspieler hat, wird finanziell vom Staat unterstützt. Das ist allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Es ist fast zur Normalität geworden, dass jeder mittelmäßige Ausbilder gut und gerne 400 bis 500 Euro pro Monat verlangt. Hat ein Verein zehn Jugendmannschaften am Start, kommen schnell mal 50.000 Euro im Jahr zusammen. Durch die Inflation werden diese „Prämien“ in Zukunft nicht geringer ausfallen. Die Subsidien, die Staat und Gemeinden verteilen, wurden aber seit Jahren nicht mehr an die hiesigen Verhältnisse angepasst. Großen Klubs kann das fast egal sein. In ihrem Budget spielen Zuschüsse eine sehr untergeordnete Rolle. Wie auch in der Gesellschaft treffen Preiserhöhungen immer die „Kleinsten“.
Ein Teufelskreis entsteht. Kleinere Klubs bluten aus, weil sie ihrem Nachwuchs nicht die vollumfängliche Betreuung bieten können, die es bei der finanzstärkeren Konkurrenz gibt. Die Folge sind viele Wechsel im frühen Jugendbereich. Das ist nichts Neues, denn es wird immer eine Zweiklassengesellschaft im Sport geben.
Allerdings sollte der Staat dafür sorgen, dass eben dieser Unterschied erträglich ist. Dass es sich auch kleine Klubs leisten können, hochqualifizierte Trainer einzustellen.
Wir leben leider in einer Gesellschaft, in der nur noch wenige Menschen etwas freiwillig tun, ohne dabei abzukassieren. Diesem Zustand muss sich der Staat anpassen und in naher Zukunft den Vereinen noch stärker finanziell unter die Arme greifen, wenn sie denn belegen können, gute Nachwuchsarbeit leisten zu wollen.
Zugegebenermaßen klingt das Ganze irgendwie perfide. Aber unsere Realität gibt vor, dass investiert werden muss, um den Sport am Leben zu halten und gleichzeitig für eine breite Qualität zu sorgen.
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