Esch / „Das macht mich kolossal wütend“: Bewohner stopfen öffentliche Mülltonnen mit Hausmüll voll
Die Escher Mülltonnen sind in verschiedenen Vierteln regelmäßig überfüllt. Der Grund: Bewohner stopfen ihren Hausmüll in den Abfallbehälter. Der Hygienedienst der Gemeinde gibt sich Mühe, gegen das Problem vorzugehen – bis jetzt nur mit mäßigem Erfolg. Die Lösung könnte ein Gesetzestext sein, der die Kompetenzen der „Pecherten“ erweitern wird. Dieser ist schon seit langem geplant und soll noch vor den Sommerferien gestimmt werden.
Eine vollgestopfte öffentliche Mülltonne und Abfallsäcke daneben: Dies ist ein Bild, das man in Esch des Öfteren sehen kann. „Das macht mich kolossal wütend, dass die Menschen sich nicht an die Regeln halten können“, sagt der Escher Bürgermeister Georges Mischo gegenüber dem Tageblatt. Das Problem gebe es zwar auch in anderen Luxemburger Ortschaften, „aber in großen Gemeinden fällt das natürlich mehr auf“.
„Das ist ein Problem“, sagt auch Tom Arend, Leiter des Escher Hygienedienstes, im Tageblatt-Gespräch. Doch nicht nur ihn dürften diese Mini-Mülldeponien stören, auch viele Bewohner der zweitgrößten Luxemburger Stadt sind nicht zufrieden mit dieser Situation, denn der Hygienedienst erntet laut Arend regelmäßig Kritik für die übervollen Tonnen.
„Es gibt verschiedene Viertel, in denen die Menschen die öffentlichen Mülltonnen systematisch mit ihrem eigenen Hausmüll vollstopfen – und das kurz nachdem unsere Mitarbeiter dort waren“, sagt der Leiter des Hygienedienstes. Heißt: Sofort nach der Leerung seien diese Tonnen wieder voll. Und wenn nichts mehr reinpasst, würden die Bewohner ihren Müll einfach daneben stellen. „Das sieht dann so aus, als würden wir unsere Arbeit nicht machen“, sagt Arend. Das sei allerdings nicht der Fall, denn sie würden den Abfall trotzdem mitnehmen – und das im Zentrum dreimal täglich. „Das wäre ansonsten auch ein schlechtes Bild für Esch2022“, so Arend.
Dabei seien es immer dieselben Straßen und Viertel, die mit der Vermüllung zu kämpfen hätten: Alzettestraße, Brill-Platz und -Straße, rue Stalingrad, place de l’Europe, place St-Michel, rue du Commerce, avenue de la Gare und die rue J-F Kennedy. Es sei klar, dass die Täter auch immer in der Gegend der Mülltonnen wohnen würden.
Doch warum stopfen Escher Einwohner die öffentlichen Mülltonnen voll? Laut Arend könnte es dafür zwei Gründe geben: „Die graue Tonne ist die einzige, die in Esch kostenpflichtig ist“, sagt der Gemeindearbeiter. Verschiedene Bewohner würden also auf die graue Tonne verzichten, um Geld zu sparen. „Oder sind es Menschen, die dort wohnen und ein Zimmer vermieten, die selbst keine Mülltonne haben, weil sie nicht angemeldet sind?“ Arend gehe jedenfalls davon aus, dass es nicht viele Menschen seien, die ihren privaten Müll auf diese Weise entsorgen. „Ich glaube auch, dass es ein Problem der Erziehung und des Respekts gegenüber anderen ist“, meint der Dienstleiter.
Muss man in der Escher Gemeinde für die private Mülltonne bezahlen?
In Esch gibt es eine „obligation de raccordement“. Heißt: Im Gemeindereglement ist festgelegt, dass ein angemeldeter Einwohner eine Anschlussgebühr für den Müll bezahlen muss. Dadurch ist die Entsorgung von Valorlux, Bio-, Glas- und Papiermüll dann auch umsonst. Nur die graue Mülltonne kostet zusätzlich. „Es geht uns darum, dass die Menschen so viel wie möglich trennen und recyceln sollen“, sagt Tom Arend. „Jemand, der viel recycelt, wird belohnt, weil er weniger bezahlen muss.“
Was unternimmt die Gemeinde?
Das Problem habe sich in letzter Zeit allerdings nicht verschlimmert, „weil wir dagegen ankämpfen und Maßnahmen nehmen“, sagt Arend. Dazu würden unter anderem die Bemühungen des „Proxy“-Team gehören, die im Zentrum dreimal täglich die Mülltonnen leeren. „Und wenn wir viermal am Tag leeren würden, dann wette ich, dass das nichts am Resultat ändern würde“, meint der Hygienedienstleiter. Sie würden sich auch samstags und sonntags um die Leerung kümmern. In Esch gebe es 800 öffentliche Mülltonnen – davon seien ungefähr 350 im Zentrum zu finden. Zentrum heißt: der Stadtteil zwischen der Kanalstraße und der rue J-F Kennedy.
Es gebe allerdings Menschen, die schon in den frühen Morgenstunden zur öffentlichen Mülltonne gehen würde. „Unsere Mitarbeiter leeren teilweise schon um 7 Uhr vollgestopfte Mülltonnen, die auch am vorigen Abend geleert wurden“, sagt Arend. Die Escher Gemeinde habe auch schon öffentliche Mülltonnen weggenommen, „weil diese komplett missbraucht wurden“.
Ein bisschen Detektivarbeit werde allerdings auch eingesetzt. Teilweise würden die Hygiene-Mitarbeiter die „Bannhüter“ rufen, die auch kostenpflichtige Verwarnungen ausstellen können. „Dann kommt jemand dorthin und dann wird geschaut, ob wir eine Adresse finden“, sagt Arend. Sollte tatsächlich eine Adresse im Müll versteckt sein, dann werde die Person zur Kasse gebeten. Denn: Eine öffentliche Mülltonne mit Hausmüll zu überfüllen, verstoße gegen das Gemeindereglement – und werde mit einer Strafe von zwischen 25 und 250 Euro verwarnt.
„Pecherten“ benötigen mehr Rechte
„Wir haben den ‚Agents municipaux’ auch gesagt, sie sollen uns informieren, wenn sie etwas sehen“, sagt der Hygiendienstleiter. Die „Pecherten“ könnten allerdings nichts unternehmen, wenn sie jemanden auf frischer Tat ertappen. Ein Problem und verschenktes Potenzial, meint auch der Escher Schöffe für Hygiene Pim Knaff (DP). „Solange wir das nicht verbalisieren können, bekommen wir das nicht in den Griff“, sagt Knaff gegenüber dem Tageblatt. Deswegen sei die gesetzliche Kompetenzerweiterung für „Pecherten“ so wichtig. Luxemburg zählte vergangenes Jahr 175 „Pecherten“, verteilt auf insgesamt 29 Kommunen – Personal, das sinnvoller genutzt werden könnte.
Dabei handelt es sich um ein Gesetzesprojekt, das die Regierung bereits vor über einem Jahr vorgestellt hat. In Zukunft sollen die „Pecherten“ nämlich Kontrollen durchführen und Strafzettel verteilen können. Das geht von der illegalen Abfallentsorgung über das Liegenlassen von Hundekot bis hin zu Vandalismus und Ruhestörung. „Darüber wird seit Jahren geredet, der Gesetzestext soll auch fast fertig sein – aber der ist schon seit Jahren fast fertig“, sagt Knaff. Alle Gemeinden würden auf dieses Gesetz warten.
Laut Lydie Polfer (DP), Vizepräsidentin der Kommission für Inneres, liegt der Gesetzestext noch bei der Kommission, soll aber noch vor den Sommerferien in der Chamber gestimmt werden. „Das soll jetzt sehr schnell gehen“, sagt Polfer auf Tageblatt-Nachfrage. Auch Kommissionspräsident Dan Biancalana (LSAP) bestätigt: „Normalerweise wird der Bericht vom Gesetzesprojekt 7126 und 7124 nächste Woche in beiden Kommissionen gestimmt, um dann in der Woche vom 11.7. ins Plenum zu kommen.“
Esch erhofft sich jedenfalls, dass das neue Gesetz beim Kampf gegen die Vermüllung helfen wird. „Das ist ein Problem, das wir hoffentlich mit der Kompetenzerweiterung ein bisschen in den Griff bekommen“, sagt Bürgermeister Mischo.
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#RuppEsch
Ergo in Düdelingen🤮
Genau so in und rundum Stadt Luxemburg.
Was ist der Grund?
Muss man in Esch den Abfall pro Kilo bezahlen, wie in Kayl?
Sind in Esch 1000 möblierte Zimmer vermietet, die nicht von der Abfallwirtschaft bedient werden, da sie keinen Mülleimer besitzen müssen?
Auch auf diesem Foto besteht der Müll vorwiegend aus Getränkebehältern. Man kann darüber nur den Kopf schütteln, aber offensichtlich lässt sich hier kein Pfandsystem durchsetzen.
@ Bux
In Deutschland gibt es dieses Pfandsystem, und trotzdem sieht man nirgends mehr Getränkebehälter entlang der Straßen als ebendort. Pfand bringt den Händlern mehr Arbeit, sonst nichts !!!!!
@ GeTee
Siehe meinen Kommentar unter „Littering in Luxemburg: Die große Sauerei mit dem Müll“… und die Sauerei wird auch über die Grenze exportiert;)
Konzeptlose Politik,Respektlose Gesellschaft,
zuviel Toleranz die missbraucht wird,
alles stinkt bis zum Himmel.