Editorial / Das neue Normal: Luxemburg muss sich an die Wetterextreme gewöhnen
Das Wetter spielt verrückt in Europa und schuld ist ganz klar der Klimawandel. Lassen wir an dieser Stelle ausnahmsweise mal die Klimakatastrophen-Prognosen außen vor. Das bleibt natürlich wichtig und gehört wiederholt – dass wir aktuell ins Unglück steuern, dürfte inzwischen jedem bewusst sein. Eines scheint allerdings noch nicht wirklich bei jedem angekommen zu sein: Die momentane meteorologische Situation ist die neue Norm. Das Wetter, mit dem wir uns derzeit rumschlagen, ist der Standard, an den wir uns gewöhnen müssen. Unabhängig davon, was wir jetzt noch unternehmen.
„Worauf man sich definitiv einstellen muss: Die Temperaturen werden bis mindestens 2050 weiter steigen“, sagt auch der Luxemburger Meteorologe Andrew Ferrone im Gespräch mit dem Tageblatt. Es ist einfach, diese Wetterextreme nach Jahrzehnten an Lebenserfahrung unbewusst als Ausnahmesituation abzuwerten. „Im September wird es wieder angenehmer“, so der Gedanke. Doch in Wirklichkeit werden wir in Zukunft immer öfter von Wetterphänomenen heimgesucht, die unseren Alltag schwierig bis unerträglich machen.
Das können Dürren sein, die laut Ferrone intensiver und häufiger auftreten werden, neue Rekordtemperaturen oder Extremniederschläge. Das ist unsere neue Realität. Jahrhundertelang gab es in Luxemburg einen grauen Herbst, milden Winter, gemäßigten Frühling und einen lauwarmen Sommer. Daran hat sich die Bevölkerung dann auch angepasst. Das Wetter einer Region bestimmt Kultur, Bräuche und Essgewohnheiten.
Der Luxemburger Wein schmeckt jetzt schon nicht mehr so, wie das noch vor 20 Jahren der Fall war – und das wird wahrscheinlich auch nie wieder der Fall sein. Ob das nun gut oder schlecht ist, hängt wohl auch vom eigenen Geschmack ab. Für die diesjährige Weinproduktion hat das Wetter jedenfalls zum Teil einen positiven Effekt. „Im Allgemeinen gehen wir von eher weniger Quantität aus – aber von einer positiven Entwicklung bei der Qualität, vor allem beim Rotwein“, sagt Ferrone.
Trotzdem: Gemüsesorten und andere Nutzpflanzen, die sich bei uns noch vor einem Jahrzehnt richtig wohlgefühlt haben, haben mittlerweile Probleme mit dem Wetter. Hier muss sich die Landwirtschaft zwangsläufig umstellen. Traditionssaaten müssen also für Pflanzen Platz machen, die vorher bei uns seltener auf dem Teller gelandet sind. So können Sonnenblumen, Sorghum und Soja die momentanen Wetterbedingungen besser überleben. Das hat jedenfalls Marc Weyland, Direktor der „Administration des services techniques de l’agriculture“, dem Tageblatt gegenüber gesagt.
Und das ist nur ein kleiner Teil der landwirtschaftlichen Langzeitfolgen. Auch unser Alltag wird – und muss – sich verändern. Der Klimawandel zwingt uns, anders zu bauen, die Tageszeiten anders zu nutzen, anders zu arbeiten, anders zu verreisen … und so weiter. Deswegen müssen wir die Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzen. Denn: „Bis dahin scheint eine Anpassung an den Klimawandel in den meisten Regionen noch möglich zu sein, doch darüber hinaus wird das in vielen Regionen sehr schwierig“, so Ferrone.
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Die Klimaleugner sind in ihre Schlupflöcher zurückgezogen. Dort ist es Kühl. Schämen soltten sie sich, weil sie den Wandel zur Nachhaltigkeit gebremst haben. Wir wären jetzt ohne sie schon viel weiter und die Folgen für unsere Kinder demnach weniger stark.