Lernen / Das Science Center in Differdingen feiert Erfolge
Seit 2017 hat das Science Center geöffnet. Schüler aus dem In- und Ausland reisen in Bussen an, um Wissenschaft hautnah zu erleben. Auf seinem Erfolg will sich das Zentrum aber nicht ausruhen, wie Nicolas Didier, der Initiator der Einrichtung, erklärt.
„In Luxemburg hat es vorher nie ein Science Center gegeben. Wir mussten uns also die Frage stellen, ob überhaupt ein Interesse an so etwas besteht“, erzählt Nicolas Didier über die Anfänge des Science Center. Dem Zufall wollte man nichts überlassen. Eine Marktstudie wurde erstellt. Dazu musste zuerst ein Vorbild in Europa gefunden werden, um einen Bezugsrahmen zu haben.
Das gesuchte Vorbild fand man in Form des Science Center Technorama in Winterthur in der Schweiz. „Wir haben studiert, welche Besucher sie haben, von wo sie kommen und welchen Weg sie auf sich nehmen. Diese Daten haben wir auf Differdingen übertragen.“ Winterthur liegt in unmittelbarer Nähe von einigen großen Städten, darunter Zürich. Differdingen eher nicht.
„Wenn wir aber in Betracht ziehen, dass Menschen einen Weg von zwei Stunden auf sich nehmen, liegen wir gleichauf. Darüber hinaus sind wir sogar besser“, meint Nicolas Didier. So weit liegen einige große Ballungsgebiete in Deutschland entfernt: Köln, Koblenz, Frankfurt und Worms. Die Analyse stimmte die Macher des Science Centers positiv. „Wir haben schlussfolgert: Wenn Winterthur es fertigbringt, zwischen 250.000 und 300.000 Besucher im Jahr anzulocken, dann müsste das bei uns auch möglich sein. In der gesamten Großregion haben wir keine Konkurrenz“, so Didier weiter. Ähnliche Einrichtungen gibt es erst in Brüssel (Technopolis), in Paris (Cité des sciences), in Amsterdam (NEMO), Pirmasens (Dynamikum) und Heilbronn (Experimenta).
Von weit angereist
Und tatsächlich kommen die Menschen von so weit her nach Differdingen ins Science Center. Es seien sogar schon Schulklassen aus Lavalle in Frankreich nahe der Bretagne gekommen, erzählt der stolze Chef. Diese Klassen kommen freilich nicht alleine wegen des Science Center, sondern bleiben mehrere Tage lang in Luxemburg.
„Wenn wir uns noch einmal entscheiden müssten, wir würden wieder nach Differdingen kommen“, fährt er fort. „Alles ging besser aus, als wir es uns hätten träumen lassen.“ Einen Grund dafür sieht Didier im Verkehr: „Die Besucher kommen entweder an den Wochenenden oder am Morgen. Am Wochenende ist kein Verkehr und am Morgen fahren die Besucher in die dem Berufsverkehr entgegengesetzte Richtung.“ Das macht den Weg ins Science Center einfacher.
Das Science Center versucht mit seiner Ausstellung und seinen Darbietungen Jung und Alt für die Wissenschaft zu begeistern. Ein großer Teil setzt sich deswegen aus sogenannten „Hands-on-Stationen“ zusammen. Das sind Exponate, an denen Kinder (und Erwachsene) Wissenschaft hautnah erleben und selbst erforschen können. Experimente mit Gewichten, Hebeln und Spiegeln stehen den Besuchern frei zur Verfügung. Wegweiser sucht man hier vergebens. „Selber ausprobieren und selber entdecken“ lautet das Motto.
Eine bestimmte Reihenfolge gibt es ebenfalls nicht. „Kinder finden sich zurecht. Wenn ein Exponat besetzt ist, gehen sie zu dem nächsten und kommen zurück, wenn etwas frei wird.“ Die Besucher sollen sich zuerst mit dem beschäftigen, von dem sie angezogen werden. „Sie sollen hier heimisch werden, das ist das Wichtigste“, sagt Didier. Die Exponate des Science Center sind Eigenkreationen und von der Wissenschaft inspiriert. Sie sind so gebaut, dass sie einer häufigen Nutzung standhalten.
Roboter und Metall
Darüber hinaus wartet das Gebäude mit einer ganzen Reihe von Räumen auf, die sich unterschiedlichen wissenschaftlichen Bereichen widmen und in denen das Science Center kleinen Gruppen ein Thema vorstellen kann. Mal dreht sich alles um Roboter und Programmieren, mal geht es um Chemie, ein anderes Mal um Metallverarbeitung.
Hinzu kommen Präsentationen in vier verschiedenen Sprachen: Luxemburgisch, Deutsch, Französisch und Englisch. Erklärungen zu den Exponaten stehen darüber hinaus auf Portugiesisch zur Verfügung. „Die meisten Besucher sind Französisch-Muttersprachler“, berichtet Didier. Auch, weil viele Besucher aus Frankreich und Belgien nach Differdingen kommen. Erst danach folgen Luxemburgisch und Deutsch.
Das Science Center richtet sich nicht nur an Menschen, die bereits Wissenschaft-Fans sind. Am schönsten findet es Didier, wenn es gelingt, jemanden, der vorher Mathematik gehasst hat, davon zu überzeugen, dass Mathematik „cool“ ist. Lachend gibt er zu, dass es meistens Erwachsene sind, die so etwas sagen.
Für diesen Erfolg muss das Science Center etwas tun. „Dieser Tage sind wir dabei, über 7.000 Prospekte an Schulen in Frankreich zu verschicken. Das Gleiche tun wir in Belgien und in Deutschland.“ Von Anfang an sei die Idee gewesen, über die Grenzen von Luxemburg hinauszugehen. „600.000 Einwohner sind für eine solche Einrichtung doch nicht genug.“
„Groussgasmaschinn“
Und das Science Center soll weiter wachsen. Derzeit befindet es sich in einer ersten Phase und wird ausgebaut. Zu guter Letzt sollen ebenfalls Räumlichkeiten auf dem alten Arbed-Werksgelände auf der anderen Straßenseite mit in das Science Center aufgenommen werden. Dort steht auch die „Groussgasmaschinn“ und wartet auf Besucher. Zwischen 1940 und 1979 wurden in dieser Maschine Gas aus den Hochöfen verbrannt und in elektrischen Strom umgewandelt. Die Maschine, die ganze 11.000 Pferdestärken hat, wurde vom Kulturministerium zum „Monument national“ erklärt.
„Die meisten Besucher sind natürlich Leute mit Kindern. Ganz viele davon kommen mehrmals“, sagt Didier. Manchmal seien das sogar Eltern, die ihre Kinder zu Hause unterrichten. Einige Kinder bringen, nachdem sie mit ihrer Klasse da gewesen waren, ihre Eltern ins Science Center.
Bei allen Mühen gibt es aber auch Bevölkerungsgruppen, die das Science Center nicht erreicht. „Eine große Kategorie, die wir nicht erreichen, sind Erwachsene, die keine kleinen Kinder haben.“ Um diese Gruppe anzuziehen, will das Science Center auf Themen setzen, die diese Bevölkerungsschicht interessieren könnte, zum Beispiel Sport, Klimawandel und Künstliche Intelligenz. „Themen also, die viele Menschen beschäftigen und bei vielen Fragen aufwerfen.“ Eine mögliche Fragestellung wäre zum Beispiel, wie nachhaltig Stahl und Holz beim Bau sind. Damit diesen Besuchern etwas geboten wird, müssen zuerst Exponate gebaut werden. „Es ist wichtig, immer etwas Neues zu bieten. Wir sind ständig dabei, uns weiterzuentwickeln.“
Die Botschaft, die Didier den Menschen mit auf den Weg geben will, ist klar: „Die Leute sollen sehen, dass Wissenschaft und Technologie ein Teil des Alltags sind – nicht nur für Wissenschaftler.“
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