Petingen / Das „Syndicat d’initiative“ bleibt auch in der Krise ein Motor des urbanen Lebens
Während des Lockdowns stand das Leben still. Die „Syndicats d’initiative“ (SI) stellten in vielen Gemeinden ihre Aktivitäten vorübergehend ein. Events wurden abgesagt. Das soll aber nicht heißen, dass die Vereinigungen untätig waren. Das Petinger SI zum Beispiel nutzte die Zeit, um sich neu aufzustellen und viele Aktionen zu planen.
Die Neugestaltung des lokalen „Syndicat d’initiative“ wurde bereits vor der Corona-Krise beschlossen. Vor etwa einem halben Jahr begannen die diesbezüglichen Diskussionen. Das Organigramm der Vereinigung wurde komplett neu gestaltet. Jedes Vorstandsmitglied bekam einen genauen Aufgabenbereich. Auch das 2009 verabschiedete interne Reglement wurde überarbeitet. Für Aufsehen dürfte aber das Programm für dieses Jahr sorgen. Standen im vergangenen Jahr insgesamt 32 sogenannte „Sorties“ auf der Agenda, so sind es in diesem Jahr bis Ende Dezember sage und schreibe 38. „Die meisten Veranstaltungen werden nachgeholt. Nur die Eröffnung der Kirmes fällt ins Wasser. Wir haben also noch einiges zu tun“, sagt SI-Präsident Roland Breyer.
Erfolg dürften unter anderem die Qi-Gong-Kurse haben, die auf dem Vorhof des Wax-Zentrums abgehalten werden. Sie beginnen am 1. Juli. Die zehn Sitzungen kosten nur 20 Euro. Einschreiben kann man sich auf der Internetseite des SI oder der Gemeinde. „Erhalten wir viele Einschreibungen, können wir die Wiese beim Zentrum ebenfalls für die Kurse nutzen“, sagt Breyer.
Die Gemeinde entdecken
Nach wie vor beliebt sind die Entdeckungstouren durch die Gemeinde. An fünf Sonntagnachmittagen, zwischen dem 12. Juli und dem 20. September, können Interessierte die drei Ortschaften der Gemeinde (Petingen, Rodange und Lamadelaine) erkunden. Speziell ausgebildete Fremdenführer arbeiten in diesem Zusammenhang für das SI. Die Teilnahme an den Entdeckungstouren ist gratis. Es wird aber geraten, sich einzuschreiben, denn die Anzahl der verfügbaren Plätze ist auf 20 Personen pro Tour begrenzt. Die Erläuterungen werden in luxemburgischer und französischer Sprache gehalten.
Auf der Agenda der Vereinigung steht zudem ein Flohmarkt („vide-grenier“). Am 19. Juli ist auf dem Wax-Gelände demnach Schnäppchenjagd angesagt. Hier werden keine professionellen Händler, sondern nur private Anbieter ihre Ware feilbieten.
Am 15. August wird im Wax-Restaurant Jazzmusik großgeschrieben. Es ist aber nicht der einzige Themenabend, der geplant ist: Der 26. September steht ganz im Zeichen Italiens, am 17. Oktober ist Frankreich Thema des Abends und am 14. November erfährt man alles über den Balkan. „Die Wahl der Länder richtet sich nach den Nationalitäten, die in Petingen leben“, erklärt der Vorsitzende.
Petingen „goes USA“
Der „Liberation Day“ am 9. September wird nach den großen Feierlichkeiten von 2019 in diesem Jahr etwas bescheidener ausfallen, mit einer offiziellen Zeremonie, einem Food Truck und Animationen beim Wax-Restaurant. Am 11. und 12. September stehen die beliebten Events „Swing’in Friday“ und „Rockabilly“ auf der Agenda, mit u.a. Bands aus den Niederlanden, Deutschland, Frankreich und sogar den USA sowie einem Konzert der Bigband der Luxemburger Militärmusik. Das Ganze soll auf dem Eucosider-Gelände über die Bühne gehen. „Wie das Ereignis genau aussehen wird, kann noch niemand sagen. Alles hängt von den dann geltenden sanitären Sicherheitsbestimmungen ab“, sagt Roland Breyer. Etwa 1.000 Besucher finden in der Regel an beiden Tagen den Weg nach Petingen.
„Eine etwas andere Kommunikation“
Während des Lockdowns wurde hinter den Kulissen des SI weitergearbeitet. Dabei wurde auf Telekonferenzen zurückgegriffen. Unterschiede beim technischen Equipment der Mitglieder erschwerten teilweise die Kommunikation, so Roland Breyer. Auf der anderen Seite waren die Teilnehmer an den Sitzungen aber disziplinierter. „Jeder kam sofort auf den Punkt“, sagt der Vorsitzende. Die Folge: kürzere und effizientere Versammlungen. Im Zuge der Neugestaltung des Syndikats wird eine gemeinsame Plattform geschaffen, auf der alle Dokumente und Beschlüsse verfügbar sind. Der persönliche Kontakt sei aber ebenfalls wichtig, unterstreichen mehrere Vorstandsmitglieder. Deshalb fand eine „physische“ Generalversammlung am 10. Juni im Festsaal des „Home St-Hubert“ in Petingen statt, an der mehr als 50 Personen teilnahmen. Der Vorsitzende war durchaus zufrieden. „Schade nur, dass wir unsere langjährige Sekretärin Viviane Daman, die aus dem Vorstand ausschied, nicht in die Arme nehmen konnten“, bedauert Roland Breyer.
Im Kulturzentrum „A Rousen“ sind zudem vier Ausstellungen geplant, mit unter anderem Fotos von Sternekoch Tony Tintinger. Seit vielen Jahren bietet die Vereinigung des Weiteren Sprachkurse an. Auch in diesem Jahr sollen im „Lycée technique Mathias Adam“ Französisch- und Luxemburgischkurse stattfinden. Den Lernstoff allen Interessenten nahezubringen, sei gar nicht so einfach, betont eine Lehrkraft, denn die rund 300 Teilnehmer kämen in der Regel aus mehr als zehn verschiedenen Ländern. Da sei die Kommunikation manchmal eine Herausforderung. Maximal 15 Personen pro Kurs können in diesem Jahr ihre Sprachkenntnisse verbessern. Fernunterricht könnte in diesem Zusammenhang in Betracht gezogen werden. „Das ist gut, denn meine Luxemburgischkenntnisse könnten etwas aufgepimpt werden, was den sozialen Kontakt vereinfachen würde“, sagt – noch auf Englisch – die 26-jährige Martha aus Polen.
„Santa Claus Parade“ im Dezember
Im November und Dezember ist ein Sankt-Nikolaus-Markt vor dem Rathaus und im dahinter liegenden Stadtpark geplant, „eine Tradition, die seit über 25 Jahren gepflegt wird“, so Breyer. „Es soll kein traditioneller Markt sein, sondern ein Ort der Begegnung, mit einem ‚After Work’ und eventuell einer kleinen Eisbahn“, so der SI-Präsident. Höhepunkt soll am 6. Dezember die „Santa Claus Parade“ sein, eine Art „kleine Kavalkade“. „Der große Umzug ist in diesem Jahr ausgefallen, deshalb haben wir diesen Ersatz beschlossen“, so Breyer. Alles hänge aber auch hier von der Pandemie-Lage ab.
Um Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen, soll am 9. Dezember in der Kirche von Petingen ein Konzert des weißrussischen Quintetts Ornament stattfinden. Läuft alles glatt, kann man dann trotz Corona auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken.
LINK Weitere Informationen gibt es unter www.sitp.lu
Das „Syndicat d’initiative“
Das Petinger „Syndicat d’initiative“ wurde 1937 ins Leben gerufen. Es zählt zwischen 300 und 400 Mitglieder. Der Vorstand setzt sich aus 14 Personen zusammen. Eine der ersten Veranstaltungen des Vereins war die Feier anlässlich des 100. Unabhängigkeitstags des Landes. Nach und nach erweitere die Vereinigung ihren Aufgabenbereich u.a. durch Wandertouren und den Wettbewerb „Villages fleuris“. In den 1950ern organisierte das SI die Kavalkade, ehe es die Veranstaltung 1989 an einen anderen Verein übergab. In den 1980ern und 1990ern organisierte das SI viele Großveranstaltungen wie Konzerte von Johnny Hallyday, Michel Sardou oder Udo Jürgens. Der Verein hat sich zudem seit langem die Förderung des lokalen Tourismus auf die Fahne geschrieben. Vor drei Jahren wurde ihm durch eine Konvention mit der Gemeinde diese Aufgabe dann auch offiziell zugeteilt. Roland Breyer ist seit 1966 Mitglied des SI und seit 1972 dessen Vorsitzender.
- Roland Breyer, ein Leben im Dienst der Gemeinde - 17. September 2020.
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- Klimafreundliche Mobilität - 13. September 2020.
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