Editorial / Das Virus: LSAP als neue Heimat für ADR-Dissidenten
Wäre Zynismus in der aktuellen Situation noch angebracht, könnte an dieser Stelle im Zusammenhang mit dem Coronavirus auf die eher positiven Kollateraleffekte der Pandemie hingewiesen werden, wie etwa stark abnehmende Klimabelastung durch wegfallenden Flugverkehr, die Dynamisierung der Telearbeit (vgl. auch unseren gestrigen Leitartikel) oder spannender noch die Möglichkeit, dass das Virus den amerikanischen Präsidenten, dessen Inkompetenz und amateurhafter Umgang mit der ansteckenden Krankheit entlarvend auffällt, eventuell um eine zweite Amtszeit bringen könnte.
Angesichts der inzwischen doch dramatischen Auswirkungen, der Schulschließungen, der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Einschränkungen, die in ungewohnter Stärke die Welt im Griff haben, sowie einer beginnenden Massenhysterie inklusive Hamsterkäufen, wie das Land sie seit dem Irak-Krieg nicht mehr erlebt hat, treten solche Überlegungen zwangsweise in den Hintergrund.
Während die LSAP am vergangenen Sonntag noch zum Kongress lud und tags vorher Tausende sich während des Düdelinger „Zeltik“ näherkamen, sieht die Lage eine Woche später bereits ganz anders aus. Fast alle Veranstaltungen sind abgesagt, die Grünen verzichten auf ihren geplanten Kongress, Kavalkaden, Sportbegegnungen und vieles mehr ist verschoben oder gecancelt, Schulen und Kinderhorte müssen schließen.
Somit war das Treffen der LSAP-Delegierten in Bascharage vor sechs Tagen die wohl letzte größere politische Veranstaltung für mehrere Wochen. Und interessant war dieser Kongress allemal. Zum einen wurde mit Yves Cruchten ein neuer Parteipräsident gewählt, der Franz Fayot (neuer Wirtschaftsminister und zurzeit in selbst auferlegter Quarantäne) ablöste, zum anderen aber beeindruckte Dan Kersch die Basis mit einer programmatischen Ansprache, mit der er sich – als ganz erfahrener Stratege – als unumgänglicher Nachfolger des Politaussteigers, des zweifachen Spitzenkandidaten seiner Partei Etienne Schneider, positionierte. Auch ohne ausdrücklich zu betonen, dass er sich für den Spitzenposten als geeignet sieht, besetzte er somit den Platz, der Anspruch auf das Staatsministerium impliziert.
Ein weiterer strategischer Schachzug von Kersch wird allerdings wohl noch zu Diskussionen innerhalb und außerhalb der Partei führen. Nachdem er die ADR aufs Heftigste angegangen war (der reaktionäre und dümmliche sowie intern konsequenzlose Angriff der Präsidentin der ADR-Frauen Sylvie Mischel auf Jean Asselborn und seine humane Asylpolitik disqualifiziert die Partei nicht nur aus LSAP-Sicht als demokratische Instanz) und diejenigen Mitglieder und Führungspersönlichkeiten der selbst ernannten Reformpartei aufforderte, die solches reaktionäre Gebaren ablehnen, „ihren Stall zu säubern“, weiter darauf verwies, dass das gefährlichere Virus, das des Rechtsextremismus und Faschismus sei, reichte er potenziellen Dissidenten die Hand und bot demokratisch und sozial denkenden Mitgliedern der AFD-nahen Gruppierung an, in der LSAP eine neue politische Heimat zu finden.
Zwar wird die LSAP bei kommenden Wahlen, und das weiß Kersch nur allzu gut, jede mögliche Unterstützung brauchen, um das auch vom neuen Parteipräsidenten formulierte Ziel, wenigstens die verlorenen Sitze zurückzugewinnen, erreichen zu können und wohl gab es bereits in der Vergangenheit teils recht prominente Wechsel von ADR-Mitgliedern zur LSAP; in dieser Deutlichkeit ist das Angebot allerdings neu und birgt das Risiko, abschreckend auf konsequent fortschrittlich denkende Menschen zu wirken.
Eine Reaktion des erst im Anschluss an Kerschs Rede gewählten neuen Präsidenten Yves Cruchten blieb vorerst aus. Inwiefern die Offerte von einer Mehrheit der Sozialisten getragen wird, ist demnach noch offen, sollte es aber nicht bleiben.
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Hunn ech det do richteg gelies ?
In diesen ernsten Zeiten sollte man das politische Geplänkel beiseite legen,Ideologie sein lassen und solidarisch an einem Strange ziehen.Leider hat noch kein Journalist noch Politiker erkannt oder zumindest es thematisiert ,dass nach dieser Krise nichts mehr ist wie vorher. Unsere Gesellschaft wird in den nächsten Wochen und Monaten ihre Gewohnheiten, Angewohnheiten,Ansichten in Frage stellen müssen, die politischen wie auch wirtschaftlichen Konsequenzen werden Folgeschäden verursachen , die andere Krisen hervorbringen und die bestehende Weltordnung verändern. Seien wir uns im Klaren:“ No desem Virus ass naischt méi wéi virdrun, an d’Spaassgesellschaft an Konsumgesellschaft muss iwwerduecht gin. »
Kersch kündigt nicht weniger als die Reproletarisierung der LSAP an. Das verlorengegangene Proletariat sitzt zu einem guten Teil beim ADR. Es wurde durch Intellektua!isierung und Ökonomisierung des Parteidiskurses und der Partei-Elite heimatlos gemacht. Es ist die Anlehnung an die Denkrichtung von Lafontaine. Proletarische Massen sind gefährlich gleich ob sie von links oder rechts mobilisiert werden. Gut, dass der pro!etarische Anteil an der Gesamtheit die kritische Schwelle weit verpasst.
“ Es wird nie mehr sein wie es vorher war…“ Was für eine weise Feststellung. Pest,Cholera,Spanische-und all die anderen Grippen,Aids,Sars usw. Es war danach nie wieder so wie es war…und was ist heute? Es ging und geht immer weiter.Wir waren allerdings nie so hysterisch wie heute,denn aufgepeitscht durch Katastrophenmeldungen reagieren wir über und bringen unser System selbst zum wanken. Es handelt sich um eine Grippe,die bis auf 2% ( Risikogruppe) glimpflich verläuft. In einem Jahr werden wir eine Impfung haben und dann..? Wird es irgendwann wieder eine Mutation eines Virus‘ oder Bazillus‘ geben und die ganze Sache geht wieder von vorne los. Hysterie ist noch immer ein schlechter Ratgeber gewesen. Also weiter machen und Regeln einhalten,denn: Heute ist morgen schon gestern .
Verrohung der Sprache: Jetzt macht das TB mit
@de pol
„Hunn ech det do richteg gelies ?“
Nee.