/ Das zwiespältige Verhältnis von einigen Sportlern zur Meinungsfreiheit
Wenn es erst mal um das Finanzielle geht, ist Meinungsfreiheit auf einmal doch nicht so wichtig, wie Basketball-Star LeBron James bewiesen hat.
Was hatte sich Daryl Morey bei diesem Tweet nur gedacht? Der Manager des NBA-Teams Houston Rockets hatte wohl vergessen, wie China zur freien Meinungsäußerung steht, als er den protestierenden Menschenmassen in Hongkong seine Sympathie ausdrückte. „Kämpft für die Freiheit, steht Hongkong zur Seite“, hatte Morey auf dem Kurznachrichtendienst verlauten lassen. Als Folge seines Tweets hat das chinesische Fernsehen die Vorbereitungsspiele der NBA-Teams in China nicht mehr übertragen, die Rockets haben chinesische Unternehmen als Sponsoren verloren und anscheinend hat die chinesische Regierung sogar die NBA aufgefordert, Morey zu entlassen. Dazu kam es zwar nicht, dennoch war nicht jeder NBA-Spieler erfreut über die Äußerungen des Rockets-Managers. Der hat unter anderem den Zorn von NBA-Superstar LeBron James auf sich gezogen. Jeder habe zwar das Recht auf freie Meinungsäußerung, jedoch könne dies negative Auswirkungen haben, wenn man nicht an andere, sondern nur an sich selbst denke, sagte King James. Morey sei nicht klar gewesen, wie viele Menschen durch seinen Tweet hätten verletzt werden können. „Nicht nur finanziell, sondern auch physisch, emotional und spirituell“, zitiert Spiegel online den Basketballer, der mit den L.A. Lakers in China war und dessen Sponsoren-Termine aufgrund von Moreys Tweet abgesagt wurden. Es war dann wohl doch vor allem der finanzielle Schaden, den LeBron ansprach. In Hongkong verbrannten Demonstranten Trikots von LeBron James, in den sozialen Netzwerken wurden Fotomontagen, die James als Mitglied der chinesischen Volksarmee zeigen, Tausende Male geteilt.
Meinungsfreiheit als Geschäftsmodell
James ist seit Jahren das Aushängeschild der nordamerikanischen Basketball-Liga und das nicht nur wegen seines unglaublichen Talents, sondern auch wegen seines politischen und gesellschaftlichen Einsatzes. So unterstützte er den knienden NFL-Spieler Colin Kaepernick und sparte nicht mit Kritik an US-Präsident Donald Trump. Als TV-Kommentatoren ihn daraufhin kritisierten und sagten, er solle „dribbeln und den Mund halten“, hielt James Vorträge über Zensur und freie Meinungsäußerung. Die scheint allerdings hinter seinen finanziellen Interessen zurückzustehen.
Und der chinesische Markt lohnt sich finanziell sehr, nicht nur für die NBA. Auch die englische Premier League, die Bundesliga und viele weitere europäische Top-Ligen sind in China äußerst beliebt. Das Internationale Olympische Komitee hat an Peking nach den Olympischen Sommerspielen 2008 auch die Winterspiele 2022 vergeben. Bei der Vergabe spielte die Einhaltung der Menschenrechte auch eher eine untergeordnete Rolle. Bevor der Sport ein Wertevermittler ist, ist er ein Geschäft. Das zählt, bis auf einige Ausnahmen, sowohl für Veranstalter als auch für Athleten. Etwas, das Zuschauer trotz der meist perfekten Inszenierung nicht vergessen sollten.
Seinen Kampf für Meinungsfreiheit nach der Kritik an Trump vermarktete James mit seinem Sponsor Nike über die Werbeagentur Wieden+Kennedy. Die Kampagne von „dribble & _“ solle zeigen, dass Athleten viel mehr sein können als nur Sportler. Die Kampagne sollte dazu aufrufen, dass mehr Athleten Missstände offen ansprechen und damit junge Sportler inspirieren – und wurde übrigens von Nike China ins Leben gerufen.
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