Weitere Reaktionen zu Alborz Teymoorzadeh / „déi jonk gréng“ fordern Léon Glodens Rücktritt und „Réseau“ macht Hilfsangebot
Die Ausweisung des iranischen Künstlers Alborz Teymoorzadeh schlägt weiter Wellen: Jetzt fordern „déi jonk gréng“ sogar den Rücktritt des Innenministers Léon Gloden (CSV) – das Netzwerk „Réseau“ bietet seine Expertise an.
„Wou ass d’Mënschlechkeet hin?“, fragen „déi jonk gréng“ in einer Pressemitteilung zur Causa Alborz Teymoorzadeh. Die Ausweisung des iranischen Künstlers sorgt diese Woche für hitzige Debatten. Die Jugendfraktion der Grünen kritisiert in ihrem Schrieben die Inkohärenz des Innenministeriums: Zuerst sei der fehlende Mehrwert von Teymoorzadehs Kunst für die luxemburgische Wirtschaft, später seine mangelnden finanziellen Ressourcen als Grund für die Ausweisung angeführt worden. Dabei stünde im Immigrationsgesetz, einen kulturellen Beitrag zu leisten, sei ebenfalls ein Kriterium für eine Aufenthaltserlaubnis – und das erfülle der Künstler.
Darüber hinaus weisen die Jungpolitiker*innen auf die allgemeine Situation der Kulturschaffenden hin: „Fakt ass, dass kaum Kënschtler*innen zu Lëtzebuerg iwwerliewe kéinten, wa se keng Hëllefe vum Staat géife kréien.“ Sie monieren zudem, das Innenministerium gebe die Verantwortung an die beratende Kommission ab, die Teymoorzadehs Dossier negativ bewertete. Die Empfehlung dieses Organs sei jedoch nicht verpflichtend. Für „déi jonk gréng“ steht fest: Das Innenministerium und die Kommission haben versagt. „Si stempelen Migrant*innen als ‚gutt‘ fir Lëtzebuerg of, wa si an der Wirtschaft schaffen, an als ‚schlecht‘, wa si d’Land kulturell beräicheren“, schreiben sie. Das sei Migrant*innen gegenüber diskriminierend.
Lëtzebuerg huet eppes Besseres verdéngt wéi de Minister GlodenJugendfraktion von „déi gréng“
Deswegen fordern die jungen Grünen eine Entschuldigung des Innenministeriums an den Künstler sowie an den Kultursektor und die Verlängerung von Teymoorzadehs Aufenthaltserlaubnis. Und sie gehen einen Schritt weiter: „Mir widderhuelen eis Fuerderung vum Récktrëtt vum Här Gloden.“ Er stelle regelmäßig seinen Mangel an Menschlichkeit, Empathie und Respekt gegenüber des Kultursektors unter Beweis. Das werde der Würde eines Ministers nicht gerecht. „Lëtzebuerg huet eppes Besseres verdéngt wéi de Minister Gloden“, so das vernichtende Urteil der jungen Grünen.
„Réseau“ meldet sich zu Wort
Neben „déi jonk gréng“ veröffentlichte auch „Réseau“, das Netzwerk regionaler Kulturhäuser, eine Stellungnahme zum Fall. Darin gehen die Vertreter*innen der Kulturhäuser ebenfalls hart mit dem Innenministerium ins Gericht: „L’utilisation du terme ,valeur économique‘ dans l’argumentation ministérielle, lorsqu’il est question de culture, nous semble pour le moins inappropriée.“ Es folgt eine Definition von „Kultur“ aus dem Wörterbuch Larousse. Das Netzwerk stört sich aber nicht nur an der Einordnung von Teymoorzadehs Kunst, sondern erinnert auch an Luxemburgs Migrationsgeschichte. Sie sei „source de sa force économique et de sa culture ouverte“. „C’est la diversité de notre société qui fait sa richesse et nourrit son identité culturelle“, steht in dem Schreiben.
Am Ende heben die Mitglieder von „Réseau“ den Mehrwert von Kultur für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für die Inklusion hervor – und bietet dem Innenministerium seine Dienste an: „Nous nous permettons d’offrir nos services au ministère de l’intérieur afin de partager notre expertise de terrain dans des situations similaires à celle de ce ressortissant iranien.“
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