Editorial / Den Mobilitätsplan von Luxemburg-Stadt muss man mit Skepsis lesen
Luxemburg-Stadt hat endlich einen Mobilitätsplan. Etwas weniger als drei Jahre haben die Verantwortlichen daran getüftelt. Fast könnte man meinen, das Dokument wäre irgendwo zwischen Cloche d’Or und Knuedler im Stau stecken geblieben. Das Resultat könnte einen Mentalitätswechsel für die Verkehrsstrategie der Gemeinde darstellen – doch so wirklich glauben kann man es nicht.
Auf rund 130 Seiten stehen Verkehrsanalysen, -prognosen und -strategien. Es wird definiert, wie die Stadt in Zukunft Mobilität planen und mit dem Bevölkerungswachstum umgehen will. Konkrete Projekte oder terminierte Pläne sucht man allerdings vergeblich. Und das ist das Problem. Von einem Dokument, das sich schon seit so langem in der Produktion befindet, muss man mehr erwarten können.
Das heißt nicht, dass die in dem Plan definierten Vorgaben schlecht sind. Abgesehen von der neuen Strecke für die Tram, die noch für reichlich Gesprächsstoff sorgen wird, entsprechen die präsentierten Ideen einer modernen Verkehrsplanung des 21. Jahrhunderts: mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer, ein ausgebautes Busnetzwerk, multimodale Knotenpunkte und vieles mehr. Diese Eingeständnisse scheinen umso beeindruckender, wenn man sich anschaut, wie die politischen Verantwortlichen noch vor ein paar Jahren oder sogar Monaten über die Mobilität in Luxemburg-Stadt gesprochen haben. Vor allem Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) glänzte selten mit großem Lob für die sanfte Mobilität.
Beispiel Fahrrad: Als Luxemburg-Stadt während der Pandemiejahre die Gelegenheit verpasste – so wie Brüssel und Paris –, die Fahrradinfrastruktur zu verbessern, erntete die Bürgermeisterin reichlich Kritik. Polfer meinte hingegen, es sei „illusorisch“, ihre Gemeinde mit diesen Städten zu vergleichen. Luxemburg sei immerhin eine „Festungsstadt“. Der Mobilitätsplan schlägt jetzt andere Töne an. „Die Voraussetzungen sind fürs Radfahren in der Stadt Luxemburg geeignet […]. Daher hat das Rad das Potenzial für eine echte Alternative zum Auto“, steht in dem Dokument.
Freudensprünge lösen diese Aussagen bei Radaktivisten allerdings nicht aus. Eine gesunde Portion Skepsis hat sich verständlicherweise in den vergangenen Jahren bei ihnen eingenistet. Der Mobilitätsplan sieht für das Fahrrad eine von anderen Verkehrsmitteln „getrennte Infrastruktur“ und „Geschwindigkeitsreduktion (des Kfz-Verkehrs) in Konfliktbereichen“ vor. Radfahrer lesen diese Zeilen mit zusammengekniffenen Augen. Wo soll dieser Platz herkommen? Das Auto soll nämlich weiterhin alle Bereiche der Stadt erreichen. Fertig geplante Projekte, die diese Ideen verbildlichen, sind nicht in Aussicht. Wir dürfen uns also wieder auf weitere Studien freuen, die analysieren, wie und wo diese Konzepte am besten in der Praxis umgesetzt werden.
Im Plan steht außerdem, dass die Abstellkapazitäten für Fahrräder an Bahnhöfen „entsprechend der zukünftigen Anforderungen“ deutlich erhöht werden. Gleichzeitig zweifelte Polfer noch vergangenen Mai während einer Bürgerinformationsveranstaltung den Nutzen des geplanten unterirdischen Fahrradparkhauses beim Hauptbahnhof an. Die Frage ist also: Kündigt der Mobilitätsplan einen ehrlichen Sinneswandel an?
Die Antwort darauf wird wohl noch etwas auf sich warten lassen. In der Zwischenzeit kann die Opposition den Schöffenrat bei zukünftigen Straßenbauprojekten auf die Aussagen im Plan hinweisen.
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Wie ist es mit den E-Roller? Wird es eine separate Bahn geben?
Kürzlich in der Stadt, 80% der Radfahrer sind farben- oder ampelblind, ist wahrscheinlich durch das Gambiasyndrom!
Radfahrer sollen zuerst die Strassenregeln lernen. Dann sprechen wir weiter.
Und dann gibt es da noch zweierlei Radfahrer, die mit den Rennräder und die gewöhnlichen mit oder ohne Lastenfahrrad. Sollte man deswegen nicht zwei Radwege parallel oder nicht parallel zueinander bauen? Radfahrer sind eben keine gewöhnliche Menschen, Sie sind Privilegien gewohnt. Wer kümmert sich jetzt um Sie, Ihr Schutzpatron ist abgewählt?
„….ihr Schutzpatron ist abgewählt „
Ja, er ist abgewählt, aber RTL hat es noch nicht mitbekommen, er zeigt jeden Abend Präsenz hier, auf baldige Neuwahlen hoffend.
Wozu braucht man denn Radwege? Die meisten Radfahrer und alle Rennradfahrer fahren sowieso neben den Radwegen auf der Strasse und dort haben sie aus ihrer Ansicht immer Vorfahrt.