Asselborn zu Putins Krieg / „Der 24. Februar 2022 ist für die Ukraine das, was der 10. Mai 1940 für Luxemburg war“
Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine spricht der luxemburgische Außenminister von einem „Angriff auf den Weltfrieden“. Jean Asselborn hat aber nicht alle Hoffnungen aufgegeben. Putin solle sich davor hüten, die Demokratien zu unterschätzen.
„Der 24. Februar 2022 ist für die Ukraine das, was der 10. Mai 1940 für Luxemburg war. Es ist eine Schande für Russland, so wie das damals eine Schande für Deutschland war. Ein Angriff auf den Weltfrieden.“ Außenminister Jean Asselborn wird nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine sehr deutlich im Gespräch mit dem Tageblatt. Ein Krieg, der ausgelöst wurde „von einem Politiker, der Anfang der 2000er Jahre ein Reformer war, dann zum Autokraten wurde und jetzt ein unkontrollierbarer Kriegstreiber ist“, so Asselborn.
Luxemburgs Außenminister betont auch erneut, dass niemand Russland angegriffen hat, weder die NATO noch die USA, die Europäische Union oder die Ukraine. Asselborn sagt: „Der ganze Westen, also wir alle, wollten Präsident Wladimir Putin und Außenminister Sergej Lawrow nicht nur zuhören, sondern mit Russland auf der Basis von kultivierter Diplomatie über die europäische Sicherheitsarchitektur verhandeln. Über ihre Sicht, über unsere Sicht, sodass wir hundertprozentig ein Übereinkommen gefunden hätten.“ Doch dieses Angebot sei abgewiesen worden – „und Putins Antwort ist Krieg“.
Die NATO könne man kritisieren, sagt Asselborn. Ihr aber die Schuld an diesem Krieg zu geben, könne falscher nicht sein. Auch die EU könne und müsse man kritisieren. Es ist aber Asselborn zufolge „verrückt“, zu behaupten, die EU würde von antirussischen Marionetten geführt und die Ukraine wäre ferngesteuert. Die EU sei, so Asselborn weiter, „trotz all ihrer Fehler weltweit als Friedensprojekt anerkannt – mit Werten, die Russland nicht mehr hat: freie Meinungsbildung, freie Presse, unabhängige Justiz, Trennung der Gewalten, der Respekt der Minderheiten. Die Mauer ist 1989 gefallen – und seitdem braucht die Welt keine Einflusszonen mehr.“
Dass Putin immer wieder behauptet, die Ukraine bedrohe Russland, quittiert Luxemburgs Außenminister so: „Demokratien sind keine Gefahren für ihre Nachbarstaaten, auch wenn diese keine Demokratien sind. Demokratien weisen nur auf Werte und Menschenrechte und Freiheiten hin – und das sind nie Kriegserklärungen, auch wenn es all jene stört, die Werte unterdrücken wollen und ungehemmt an der Macht bleiben wollen.“
„Wir müssen unglaublich aufpassen“
Wie weit Putin gehen will, ist auch für Asselborn schwer einschätzbar. Putin zufolge ist Russland – als einer der am stärksten militarisierten Staaten der Welt – jetzt dabei, die Ukraine zu „entmilitarisieren“ und zu „entnazifizieren“ (was das auch immer im Kontext der Ukraine heißen mag). Aus Asselborns Sicht will Putin, „aus der Blase heraus, in der er sich offensichtlich befindet, seine ,Lex Russia‘ aufbauen, mit Belarus und der Ukraine – und vielleicht mit all den Gegenden, in denen Russisch gesprochen wird“. Solche Gegenden befinden sich auch in Ländern der EU. „Wir müssen unglaublich aufpassen“, warnt Asselborn.
Asselborn erinnert an einen Punkt, den er bereits im Tageblatt-Interview vom Mittwoch dargelegt hatte: Putin habe im Moment außer den Ukrainern kein militärisches Gegengewicht und das nutze er bis zum bitteren Ende aus. „Die ersten Toten werden jetzt gezählt“, sagt Asselborn, der davon ausgeht, dass Putins Plan darin besteht, nach Mariupol und Odessa am Schwarzen und Asowschen Meer zu kommen und diese Gebiete dann mit dem von Moldau abgeteilten und besetzten Transnistrien zu verbinden.
Mit seiner „rücksichtslosen Militäraktion“ sehe es im Moment so aus, als ob Putin im Vorteil liege, sagt Asselborn. „Aber ich bin überzeugt, dass der Wind sich schnell drehen wird – und zwar im Sinne von dem, was der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gesagt hat: dass Putin die Demokratien nicht unterschätzen sollte.“ Alle in der EU müssten nun zielgerichtet und geeint vorgehen, fordert Asselborn. Das Problem bleibt aber, dass die Kriegsmaschinerie in der Ukraine bereits dreht. Aber, so Asselborn abschließend: „Die Freiheit der Ukraine ist auch unsere Freiheit.“
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Guten Tag Herr Asselborn,
an diesem historischen Tag befällt mich Traurigkeit und Sprachlosigkeit. Seit heute morgen gehen mir die Aussagen vom „Luxemburger Wort“ im Kopf herum. Diese historischen Aussagen haben damals nicht den Hausfrieden in Luxemburg gestört. Sie haben meine Eltern und mich entwurzelt. Es muß viele Entwurzelte in Luxemburg geben. Dasselbe Schicksal erwartet jetzt die UkrainerInnen.
MfG
Robert Hottua
Jahrelang hat niemand sich für den Kampf der Westukraine gegen die russischen Separatisten interessiert.Nur auf dem Papier mit dem nicht funktionierenden Minsker Abkommen.Selenskyj Traum dass die Nato Beistand leistet ist geplatzt.Die Nato ist zum Zuschauer geworden.
Genau.
Wan mir dann schon 2022 mat 1940 vergleichen:
Och ewéi démols kucken déi Aaner no.
Alles as entsetzt an empört.Déi Aktioun get och scharf verurteelt mais soss geschitt neischt ausser Sanktiounen déi den Putin als lächerlech durstellt.
Jiddereen huet gewosst wat ging kommen,mais et ass vill geschwat a beroden gin.An d’Politiker hu geduecht:“de Putin mecht neischt esou“.Mais den Adolf Hitler hat et och gemat.
A virdrun hate mer Politiker wéi den Chamberlain an Halifax déi op „peace-talks“ mat Hären Hitler a Mussolini gesat hun.D’Suite dervun ass jo gewosst.Et freet een sech ob dei haiteg Politiker an der Geschichtsstonn gefehlt hun.
Den Putin hält net op bis hien d’Grenzen vun der Sowjetunioun erem „restaureiert“ huet.An et fehlt just e Fonken bis et zum groussen éclat kent.
Where is Winston?