Editorial / Der andere 1. Mai
Zum zweiten Mal in Folge wird der 1. Mai nicht im Hof der Abtei Neumünster mit einem Fest der Arbeit und der Kulturen gefeiert werden können. Im Vorjahr war nach dem Tod von Großherzog Jean Staatstrauer angesagt, morgen verhindert das Coronavirus das jährliche Treffen zum Tag der Arbeit.
Eine Videobotschaft der OGBL-Präsidentin und ein digitales Kulturprogramm werden den persönlichen Austausch vieler Menschen, begleitet von kulinarischen Leckereien aus aller Welt und Liveauftritten diverser Musikgruppen, nicht ersetzen können, ebenso wie der nun seit Wochen praktizierte „distanzierte“ Umgang der Bevölkerung miteinander die üblichen zivilisatorisch gewachsenen Begrüßungen und Umarmungen nur unzulänglich, und auf Dauer mit Frustrationspotenzial behaftet, ersetzen kann.
Doch auch ohne Märsche und ohne Fest wird immer offensichtlicher, dass die Aufgaben der Gewerkschaften durch Corona zunehmen werden, und damit sind nicht die harten, wenn auch noch irgendwie nachvollziehbaren arbeitsrechtlichen Ausnahmebestimmungen gemeint, die etwa in Krankenhäusern gelten und das Personal zu weitaus längeren Schichten zwingen können, als dies üblicherweise der Fall ist.
Die sanitäre Krise, so hieß es in einer historisch begründeten Vorahnung gleich zu Beginn der Pandemie, dürfe keine wirtschaftliche oder gar soziale Krise werden. Mittlerweile ist klar, dass sie es teilweise schon ist, viele Arbeitnehmer beziehen „Chômage partiel“ und müssen so mit 80 verbleibenden Prozent ihres Einkommens ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen. Zudem wird die anstehende Steuerreform, von der viele gehofft hatten, sie werde ein ernsthafter Schritt gegen die wachsende Ungleichheit im Lande sein, durch das Virus zum Teil belastet und wohl weniger effizient in Richtung Umverteilung hin zur Gerechtigkeit wirken, als dies möglich gewesen wäre.
Ein weiteres Feld künftiger Aufgaben wird neben den klassischen Kämpfen im Sinne der Emanzipation der arbeitenden Menschen die digitale Arbeitswelt sein, die eine seit einigen Wochen beschleunigte Entwicklung erlebt. Viele Beschäftigte und Unternehmen erlebten gezwungenermaßen, wie effizient es sein kann, von zu Hause aus – zumindest einige Tage der Woche – Arbeit zu leisten, die bislang vorzugsweise in zentralen Büros getätigt wurde. Bereits vor der Krise hatten sich OGBL und LCGB gemeinsam mit dem Thema beschäftigt und ein umfangreiches Arbeitspapier zu der neuen Form der Arbeit vorgelegt, das als Basis zur Überarbeitung des Arbeitsrechts dienen soll. Entsprechende Verhandlungen mit den Arbeitgebervertretern stehen an, nachdem das „Comité permanent de l’emploi“ wieder seine zeitweilige Blockade überwunden hat.
Das Risiko von Selbstausbeutung, die Regelung der Materialfrage, das Recht auf Nicht-Erreichbarkeit sind nur einige der Aspekte der neuen Arbeitsformen, die allerdings auch eine ganze Reihe von Kollateralnutzen bedeuten, von denen weniger Verkehrsstaus der offensichtlichste ist.
Der Tag der Arbeit, wenn auch in diesem Jahr mit weniger Charme als gewohnt begangen, bleibt so ein sozialpolitisch wichtiger Termin, selbstredend auch in Corona-Zeiten. In diesem Sinne: „Vive den 1. Mee!“
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Angesichts der europäischen Solidarität, der Gängelung durch unsere Nachbarn ,siehe Grenzschliessungen, gebührenpflichtige Verwarnungen ,…. schaffen wir den Europatag , 9 . Mai wieder schnellstens ab und geben dem 1. Mai den Stellenwert den er verdient. Erheben wir in guter alter Tradition den 1.Mai zum Kampftag, Kampfansage für alle Bürger ein soziales, solidarisches , humanistisches Europa zu schaffen. Augenblicklich ist es Europa nicht wert , es mit einem Feiertag zu würdigen, der 1.Mai allerdings war noch immer Tag der Internationalen Arbeiterklasse, Solidarität.
Schach matt gelegt
ohne weiteren Kommentar
“ Im Vorjahr war nach dem Tod von Großherzog Jean Staatstrauer angesagt, “
Der Staat mag getrauert haben, ich nicht.
Sind wir denn hier in Nord-Korea wo man bestraft wird wenn man nicht genug weint?