Militär-Allianz / Der AUKUS-Verteidigungspakt soll weiter wachsen – Südkorea, Neuseeland und Kanada im Gespräch
Im April haben die AUKUS-Partner Australien, USA und Großbritannien Japan in einige der Militärprojekte der Allianz eingebunden. Nun sollen Südkorea, Neuseeland und Kanada folgen. Nach Ansicht Pekings ist der Verteidigungspakt „vom Denken des Kalten Krieges getrieben“.
Die Gespräche laufen, der AUKUS-Verteidigungspakt soll weiter wachsen – sehr zum Missfallen Chinas. So haben die Partner Australien, Großbritannien und USA, aus deren Abkürzungen (AU, UK, US) sich der Name der Partnerschaft ableitet, die Zusammenarbeit mit Südkorea, Neuseeland und Kanada ins Auge gefasst. Die drei Länder sollen bei der zweiten Säule der Allianz mitwirken, die sich um fortschrittliche Technologieprojekte dreht.
Die Staats- und Regierungschefs der USA, Australiens und Großbritanniens gaben anlässlich des dritten Jahrestages des Abkommens eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie ankündigten, dass weitere Länder beteiligt werden könnten. „In Anerkennung der engen bilateralen Verteidigungspartnerschaften dieser Länder mit jedem Mitglied von AUKUS beraten wir uns mit Kanada, Neuseeland und der Republik Korea“, hieß es in der Erklärung.
Es gehe bei dem Abkommen weiterhin darum, sich für einen „freien und offenen Indopazifik“, der stabil und sicher sei, einzusetzen. Den Anstoß für die Allianz hatte vor drei Jahren das zunehmend forsche Auftreten Chinas in der Region gegeben. Der Sicherheitspakt, den die Partner 2021 schlossen, soll Stärke gegenüber Peking zeigen – genauso wie etliche militärische Entscheidungen der vergangenen Jahre. Darunter sind beispielsweise atomwaffenfähige US-amerikanische B-52-Bomber im Norden Australiens zu stationieren oder ein US-amerikanisches Kriegsschiff im Hafen von Sydney in den aktiven Dienst zu stellen.
Nuklear betriebene U-Boote für Australien
Passend dazu wird Australien im Rahmen der ersten Säule des Abkommens mit technischer Unterstützung Großbritanniens und der USA bis 2055 eine neue Flotte von bis zu acht Atom-U-Booten in Adelaide bauen. Die ersten U-Boote, die bis zu 368 Milliarden Australische Dollar (rund 224 Milliarden Euro) kosten könnten, sollen ab den 2040er Jahren in Dienst gestellt werden. Zuvor wird erwartet, dass Australien in den nächsten anderthalb Jahrzehnten mindestens drei – und möglicherweise sogar fünf – U-Boote der Virginia-Klasse von den Vereinigten Staaten kaufen wird.
Die westlichen Partner reagieren damit darauf, dass China seit Jahren enorm aufrüstet: So verfügt die Volksrepublik inzwischen über die größte Marine der Welt und die Flotte wächst stetig weiter. Experten gehen davon aus, dass sie bis 2030 aus 450 Schiffen und 110 U-Booten bestehen wird. Außerdem plant Peking anscheinend, sein Arsenal an Atomsprengköpfen bis 2030 auf über 1000 zu verdoppeln. Gleichzeitig tritt China im Südchinesischen Meer zunehmend aggressiv auf und fängt Flugzeuge und Schiffe ab. Hervé Lemahieu, Forschungsdirektor bei der australischen Denkfabrik Lowy Institute, bezeichnete die Reaktion des Westens in einem früheren Interview deswegen bereits als „Teil einer verstärkten Abschreckungsagenda“. Die amerikanisch-australische Agenda habe einen einzigen Zweck, nämlich China davon abzuhalten, „den Status quo in der Region gewaltsam zu verändern“. Auch die bereits im April verkündete Einbindung Japans in die zweite Säule der Allianz dürfte so interpretiert werden.
Pakt besteht aus zwei Säulen
Der AUKUS-Pakt ist zweigeteilt: „Säule I“ des Abkommens, an dem weder Japan noch die drei neu angedachten Partner beteiligt sein werden, ist der erwähnte Plan, Australien in der Zukunft mit Atom-U-Booten auszurüsten. In „Säule II“ wollen die Partner dagegen Technologien teilen und gemeinsam militärische Fähigkeiten entwickeln und bereitstellen. In diesem Bereich ist die Einbindung weiterer Partner erwünscht.
Bei der zweiten Säule des AUKUS-Abkommens geht es um hochentwickelte Technologien. Beispielsweise testen die Partner eine neue Methode, um chinesische U-Boote besser verfolgen zu können. Dank künstlicher Intelligenz (KI) sollen die normal schwierig zu entdeckenden U-Boote aufgespürt werden können. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es, KI-Technologie werde unter anderem in P-8A Poseidon-Flugzeugen eingesetzt, um Informationen von sogenannten Sonobojen zu verarbeiten, um so „Fähigkeiten zur U-Boot-Kriegsführung“ zu verbessern. Die im Wasser schwimmenden Sonobojen können Unterwasserdaten erkennen, sammeln und übertragen. KI-Algorithmen und maschinelles Lernen kommen zudem bei Themen wie dem Truppenschutz, der Präzisionszielerfassung sowie bei Überwachung und Aufklärung zum Einsatz. Im Rahmen der Partnerschaft wollen die Länder aber auch maritime Daten austauschen und verarbeiten, die Cybersicherheit verbessern und einen jährlichen Wettbewerb starten, der sich auf Technologien der elektronischen Kriegsführung konzentriert.
Peking spricht von „Kaltem Krieg“
China dürften die laufenden Gespräche mit gleich drei neuen Partnern missfallen. Bereits im Februar hieß es vonseiten der Volksrepublik, AUKUS sei „vom Denken des Kalten Krieges getrieben“, schüre militärische Konfrontationen und schaffe „zusätzliche Risiken der nuklearen Proliferation“. Als im April dann die Kooperation mit Japan bekannt gegeben wurde, schrieb eine Regierungssprecherin auf der Plattform X, man sei „zutiefst besorgt“ darüber, dass die USA, Großbritannien und Australien Signale für eine AUKUS-Expansion sendeten. „Wir sind gegen Ausgrenzungsgruppierungen und Blockkonfrontationen.“ Das chinesische Außenministerium warnte zudem, dass ein solcher Schritt „das Wettrüsten in der indopazifischen Region verstärken und den Frieden und die Stabilität in der Region stören“ würde, wie die South China Morning Post berichtete.
Dass China so empfindsam auf die AUKUS-Thematik reagiert, liegt laut des China-Experten Benjamin Herscovitch von der Australian National University daran, dass vor allem die geplanten U-Boote „eine ernsthafte militärische Herausforderung für China darstellen“. China betreibe derzeit sechs U-Boote, die sowohl nuklear angetrieben werden als auch Atomwaffen abfeuern können, wie der Experte in einer Analyse schrieb. Diese haben laut Herscovitch ihren Sitz auf der Insel Hainan und genießen dort den Schutz befestigter Stützpunkte. „Sie können schnell die tiefen Gewässer des Südchinesischen Meeres erreichen, um die Wahrscheinlichkeit einer Entdeckung zu verringern“, schrieb er. Und weiter: „Die Überwachung der atomwaffenfähigen U-Boote Chinas beim Verlassen der Insel Hainan dürfte zu den wichtigsten der vielen Missionen der AUKUS-Boote gehören.“ Die höhere Geschwindigkeit, Tarnung und Ausdauer der AUKUS-U-Boote würden bedeuten, dass sie das Südchinesische Meer schneller erreichen könnten. Dort könnten sie zudem viel länger unentdeckt auf der Lauer liegen.
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