Saarland / Der Bostalsee bietet Wasserspaß zwischen Ferienhaus und Luxus
Mit 120 Hektar Fläche ist der Bostalsee der größte See im Saarland. Er ist gerade mal ein Drittel so groß wie der Oberstausee, aber kein Trinkwasserreservoir. Von Segeln über Tretboot- und Kanufahren oder einfach nur die Seele auf einer der Liegewiesen baumeln lassen bietet er Abwechslung. Und lässt, was Wassersportvergnügen angeht, kaum einen Wunsch offen. Das Übernachtungsangebot ist genauso variantenreich. Von Esch/Alzette aus ist der See 120 Kilometer entfernt.
Die Vorstellung, dass die Champagnerkorken geknallt haben, weil ein Luxushotel an den Bostalsee kommt, amüsiert Andreas Veit. Der 51-jährige CDU-Mann ist seit 17 Jahren Bürgermeister der Gemeinde Nohfelden und hat die touristische Entwicklung hautnah miterlebt. Als die „Seezeitlodge“ 2017 eröffnet, ergänzt sie das Übernachtungsangebot rund um den größten saarländischen See um 93 Zimmer und Suiten im Viereinhalb-Sterne-Bereich.
Bei Zimmerpreisen ab 200 Euro pro Nacht kann man getrost von gehobener Hotellerie sprechen. Als das Hotel eröffnet, gibt es den Center Parc mit seinen 500 Ferienhäusern schon seit vier Jahren. Rund 2.500 Gäste beherbergt er, wenn er ausgelastet ist. Trotz dieser Zahlen gab es keinen Champagner. „Ich bin froh, dass sich die beiden Angebote nicht überschneiden, sondern ergänzen“, sagt Veit. Tun sie in der Tat.
In der „Seezeitlodge“ herrscht an diesem Morgen An- und Abreisezeit, ein Kommen und Gehen. Die Gäste aus einem Einzugsgebiet zwischen 200 und 300 Kilometern rund um das Hotel werden persönlich empfangen. Bei einem Empfangsdrink in der großzügigen Lounge füllt sich der Wunschzettel für die Zeit des Aufenthaltes. 2,5 Übernachtungen bleiben die Gäste durchschnittlich und rund sieben Prozent kommen seit der Eröffnung jährlich aus Luxemburg. Ein Rundgang über den Parkplatz bestätigt deren Anwesenheit.
Touristen kommen aus vielen Ländern
Im Center Parc stellen Familien mit Kindern von bis zu fünf Jahren mit 43 Prozent die größte Besuchergruppe. Vor Corona dominierten ganz klar deutsche Gäste, wie aus der unternehmenseigenen Statistik hervorgeht. Danach kommen niederländische, französische, belgische und luxemburgische Gäste. Aktuell verweilen Touristen aus den USA, Dubai und Irland im Parc und damit am See. Nach der mondänen Atmosphäre der Lodge und der geografischen Reichweite der Center-Parc-Gäste mutet das Büro von Bürgermeister Veit regelrecht kuschelig an.
„Solche Touristen würden ohne dieses Angebot nie hierher an den Bostalsee kommen“, bestätigt er ganz ohne Selbstgefälligkeit. Und wahrscheinlich hat er recht. Dabei war zumindest der Center Parc anfangs ein Kampf. Zerstörung der Natur, viel zu überdimensioniert für den See, ungewohnter Durchgangsverkehr für Teile der 13 Ortschaften, aus denen Nohfelden besteht: Das waren seinerzeit die Argumente dagegen. Knapp 10.000 Einwohner zählt die flächenmäßig große Gemeinde, was in Luxemburg Mamer, Kayl oder Mersch entspricht.
Der Widerstand war so groß, dass die Bürgerinitiative es zeitweise als „Unabhängige Liste für Bürgernähe und Naturschutz“ (UBNN) in den 27 Köpfe zählenden Gemeinderat schafft. Das sind genauso viele Räte wie im Gemeinderat in Luxemburg-Stadt und die ist gemessen an den Einwohnern mehr als zwölfmal so groß wie Nohfelden. „Weniger ginge auch“, sagt der Rathauschef trocken. „Aber dann wären nicht mehr alle Dörfer repräsentiert und das wäre nicht gut.“ Dabei stammt die Idee, mit dem Bostalsee ein Naherholungsgebiet zu schaffen, schon aus Veits Kindertagen.
Anfängliche Bedenken bestätigen sich nicht
Der altmodische Begriff rührt aus Zeiten, als die Politik den Hüttenarbeitern im dicht besiedelten Süden des Saarlandes im dünn besiedelten Norden etwas zur Entspannung bieten wollte. Klingt vertraut. Jahrzehnte später wird die Center-Parc-Gruppe zum Wunschkandidat. Die Bos und der Dämelbach ist schon angestaut, der See vorhanden. Riesige Investitionen stehen an. Vor allem für das „Aqua Mundo“, den Spaßbad des Parks, in das übrigens nach Unternehmensangaben viele Luxemburger als Tagesgäste kommen.
Die Befürchtungen der Gegner bestätigen sich nicht. Die UBNN schrumpft über die Jahre von fünf auf aktuell nur noch ein Mitglied im Gemeinderat. „Das Angebot erhöht die Attraktivität der Gemeinde“, sagt ein zufriedener Bürgermeister. „Und beide Angebote schaffen Arbeitsplätze.“ Er hat mit rund 20 Millionen Euro Einnahmen, denen rund 20 Millionen Euro Ausgaben gegenüberstehen, einen ausgeglichenen Haushalt. Was will man mehr? „Einen Stellplatz für Wohnmobile“, sagt Veit. Das ist das nächste Projekt.
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