/ Der brave Parteisoldat: Präsident Marc Spautz zur Niederlage der CSV bei den Wahlen
Am 26. Januar geht die Amtszeit von Marc Spautz an der Spitze der CSV zu Ende. Mit seinem Namen verbunden bleiben wird die zweite Wahlniederlage seiner Partei in Folge. Wie er damit umgeht, erzählte er uns in einem Gespräch.
Unsere Begegnung findet im schlichten Arbeitsbüro im Schifflinger Rathaus statt. Seit Dezember 2017 ist Marc Spautz erneut Schöffe seiner Heimatgemeinde. Den Bürgern ist der in wenigen Tagen scheidende CSV-Präsident nicht nur als kommunalpolitisches Urgestein ein Begriff. Seit Jahrzehnten kennt man ihn als engagierten Gewerkschafter, zuletzt als LCGB-Generalsekretär. Das erkläre wohl, warum er bei Wahlen auch in ehemals roten Hochburgen stets gut abschnitt, sagt er. Bei den letzten Parlamentswahlen im Oktober 2018 platzierte er sich sogar als Zweitbestgewählter im Bezirk Süden, hinter Außenminister Jean Asselborn.
Marc Spautz spricht von einer klaren Niederlage seiner Partei. Die Ursachenforschung hält noch an. Was alles schiefgelaufen ist, will er abschließend nicht sagen. Es sei nicht mehr gelungen, nach dem großartigen Erfolg bei den Kommunalwahlen 2017 die Mitglieder weiter zu mobilisieren, so eine erste Feststellung. Zu viel Selbstsicherheit, meint er. Dabei hätte der kommunale Wahlerfolg die eigene Basis doch weiter anspornen müssen. Zu Parteiveranstaltungen kamen tatsächlich so viele Menschen wie nie zuvor, antwortet Spautz. „Doch darüber hinaus haben wir andere Menschen nicht mitreißen können. Da war ein falsches Sicherheitsgefühl.“
Keinen Zweifel lässt Spautz auch daran, dass seine Partei die jungen Menschen dieses Mal im Gegensatz zu vor zehn Jahren nicht erreicht hat. Bei den Erstwählern habe die CSV wohl fast keine Stimmen bekommen. Spautz hat einen Verdacht: „Was hat das mit dem Wahl-O-mat zu tun? Wie ließen sich die Jungwähler davon beeinflussen? Mit welchen Informationen ist der Wahl-O-mat gefüttert worden? Diese Fragen muss man sich stellen.“ Die Parteibezirke und Unterorganisationen machten ihre Bestandsaufnahmen. „Aber das ist eine gefühlsmäßige Analyse. Es kommt auf Fakten an.“ Daher die Bedeutung der von der Uni.lu zu erstellenden Analyse, betont Spautz mehrmals. Doch bereits heute ist er davon überzeugt, dass auch der demografische Wandel den traditionellen Parteien zu schaffen machte.
„Wiseler war der richtige Spitzenkandidat“
Ältere Wähler, die früher ihr Kreuz bei der CSV oder der LSAP gemacht haben, sind weggebrochen und die jungen fühlen sich weder von der LSAP noch der CSV angezogen. Er spüre auch eine Wählerwanderung bei den Liberalen, die eine reine „Klientelismuspartei“ geworden sind, wie Spautz die DP bezeichnet. Die richtigen Liberalen seien zu den Piraten gegangen. Und bei den Grünen bestätige sich eine Beobachtung aus anderen Ländern: Sie schneiden stimmenmäßig dort gut ab, wo die Wirtschaft boomt. Spautz nennt als Beispiel die Wahlerfolge der Grünen in Bayern und Baden-Württemberg.
Doch die Ursachen für den Misserfolg sucht der Noch-Präsident nicht allein bei den anderen. „Was ist in unserer Kommunikation falsch gelaufen?“, fragt er. Den Verdacht, die Partei habe sich mit Claude Wiseler vergriffen, weist Spautz hingegen resolut zurück. Er war der richtige Spitzenkandidat. Aber in den letzten zweieinhalb Jahren hatten sich die Medien und die politischen Gegner auf ihn fixiert. Alles drehte sich um ihn, den Herausforderer. Die frühe Nominierung sei jedoch wichtig gewesen, um parteiintern Ruhe zu schaffen, so Spautz. Seitdem befand sich Claude Wiseler im Dauerstress. Es hätte ja nur eines einzigen Sitzes bedurft (DP, LSAP und „déi gréng“ kamen auf 31 Sitze) und er wäre Premierminister gewesen. Unabhängig davon, wem dieser Sitz zugefallen wäre, eine Regierung ohne CSV wäre nicht mehr möglich gewesen, es sei denn, DP, LSAP und „déi gréng“ hätten sich noch mit der Piratenpartei zusammengetan.
Mangelnden Rückhalt in der eigenen Partei schließt Spautz aus. „Er hat von uns jede nur mögliche Unterstützung bekommen. Nach dem Ernennungskongress haben wir uns alle loyal hinter Claude gestellt.“ Eine andere Frage freilich ist, ob man die Kampagne richtig geführt hat. „Wir haben eine landesweite Kampagne um den Spitzenkandidaten geführt, aber Claude Wiseler konnte nur im Zentrum gewählt werden. Vielleicht hätte man regionale Aspekte stärker berücksichtigen müssen.“
„Es war ein Fehler, die Renten in den Mittelpunkt zu stellen“
Empfindet er den Wahlausgang als persönliche Niederlage? Als er 2014 Parteichef wurde, hatte er zwei Aufgaben, sagt Spautz. Erstens die Partei zusammenzuhalten – was ihm auch gelungen sei – und zweitens die Wahlen zu gewinnen. Das ist im Oktober schiefgegangen. „Natürlich schmerzt es, wenn unter der eigenen Präsidentschaft so ein Ergebnis erzielt wird.“ Mit sichtlicher Genugtuung blickt er jedoch auf sein persönliches Ergebnis. Alle Umfragen von RTL und Wort hätten ihn stets auf den hinteren Rängen gesehen. „Doch ich wurde im Südbezirk Zweiter hinter Jean Asselborn. Ich habe also nicht alles falsch gemacht. Ich war in der Vergangenheit immer hinter Mars di Bartolomeo und Lydia Mutsch. Dieses Mal bin ich weit vor ihnen gewählt worden.“ Doch es sei ihm nicht gelungen, „diesen Impuls auf die ganze Partei zu übertragen“.
Die Erklärung für seinen persönlichen Erfolg? „Vielleicht stehe ich für Themen, die die CSV nicht ausreichend in den Mittelpunkt gestellt hat“, meint Spautz. Die Wachstumsfrage, auf die sich die CSV fokussierte, ging vielleicht an den Menschen vorbei, mutmaßt er. Dabei hatte sich seine Partei im Vorfeld per Umfrage bei den Wählern erkundigt, welche Themen ihnen nahegingen. „Diese haben wir in den Mittelpunkt unserer Kampagne gestellt. Auch hier gab es also zwischen Umfrage und Realität Unterschiede.“
Spautz schließt nicht aus, dass seine Partei auch Ängste bei den Menschen geschürt hat. „Vielleicht war es ein Fehler, die Renten so in den Mittelpunkt zu stellen.“ LSAP-Spitzenkandidat Etienne Schneider habe stets wiederholt, die CSV wolle Rentenkürzungen. „Dabei sagten wir bloß, man müsse über die Finanzierung reden.“ Der LSAP-Kandidat und damalige Innenminister Dan Kersch warf seinerseits der CSV vor, Zwangsfusionen anzustreben. Im Süden habe dies der CSV nicht geschadet. Das sei dort kein Thema, aber im ländlichen Raum schon. „Daher mussten wir immer wieder hinterherrennen und erklären, was damit gemeint war. Wir mussten also immer wieder auf die Kritik reagieren, die wir selbst provoziert haben.“
Spautz war Generalsekretär, Fraktionspräsident und die letzten fünf Jahre Präsident seiner Partei. Jetzt zieht er sich in die zweite Reihe zurück. Kürzertreten will er jedoch nicht. Er will sich im Parlament mit den sozialpolitischen Themen beschäftigen, die ihm liegen. „In der Familien-, Sozial- und Arbeitspolitik hat mich meine Fraktion zum Fahnenträger ernannt.“ Er stehe dem neuen Parteipräsidenten zur Verfügung. Und falls seine Partei es wolle, werde er auch nächstes Mal antreten. Dann ist er 59. Als Politdinosaurier wird er sich auch dann noch nicht zählen. „Ich bin erst seit 2004 in der Chamber.“
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Den Här Spautz huet leider nach emmer net alles begraff.
Hien selwer war an as nach emmer onfehlbar….denkt hien.
Wor do net nach eppes mat der Madamm Reding déi alles konnt, an sech méintelaang der Ëffentlechkeet opgedrängt huet?
An dem Här Frieden seng multipel Versich fir e Comeback?
D‘Partei ass a bleift e Schlangennascht.
Ee gudde Chrëscht wéi dat sech gehéiert.
D’CSV ass dout grad sou wéi hiren Chef déisäit vun der Ozonschicht. Ännert ären Numm an sot de Leit datt dir d’Evolutioun verstanen hutt. Lëtzebuerg brauch net d’Maria als Schutzpatrounin,ma eng Regierung wéi mer se elo säit 6 Joer hunn,awer och eng Oppositiounspartei déi produktiv mattschafft.Dat ass d’Iddi vun der Demokratie.Dommschwätzer fënnt een op all Eck. Wéi wier ëtt mat SVL – Sozial Vollekspartei Lëtzebuerg.
Dräi Treffer: Sozial-Vollek an Lëtzebuerg. Do ass alles mat drann. Allez. Courage,den Hollerich pëtzt een Aen zou.
Guer keen interressante Personage.
Die Zeiten des braven Parteisoldaten müssten definitiv vorbei sein. Der mündige, gut informierte, intelligente Bürger von heute , wenn er einer Partei angehört, ist durchaus fähig sich seine eigene Meinung zu bilden und unterwirft sich nicht automatisch einem Diktat von oben. Der Kadavergehorsam von früher gehört endgültig der Vergangenheit an. Richtlinien ja, Vorschriften nein.
Spautz als Fahnenträger, ein gefundenes Fressen für die Karikaturisten ! Der brave Soldat Schweijk XXL !
A wie jätzt elo aplaz vum Här Spautz, wann hien de Parteifändel muss droen?