Im Tageblatt-Interview / Der erfolgreiche Parfüm-Influencer Jeremy Fragrance gibt Tipps für Weihnachten
Die Weihnachtszeit ist die Zeit der Gerüche. Keiner kennt sich mit diesem Thema besser aus als Jeremy Fragrance. Der Deutsche ist der erfolgreichste Parfüm-Influencer der Welt und hat mehr als sieben Millionen Follower auf den verschiedenen Social-Media-Kanälen. Im Interview mit dem Tageblatt verrät der Duft-Superstar, was man zu Weihnachten schenken sollte, wo die Menschen am besten riechen und wie er zur Nummer eins in seiner Branche wurde.
Tageblatt: Welches Parfüm tragen Sie gerade?
Jeremy Fragrance: „Mein Duft des Tages ist Initio Blessed Baraka. Das ist ein Duft, der riecht nach Blut, Schweiß und Ehre. Es ist eine Mischung aus Oud und Moschus und wurde von Master Perfumer Roberto Morillas erschaffen. Ein sehr geiles Teil.“
Als Parfüm-Influencer müssen Sie sich im Jahr mit mehreren hundert Düften beschäftigen. Wie bekommen Sie es hin, alle diese Parfüms zu tragen?
Ich trage grundsätzlich sieben Düfte an mir. Das hat folgenden Grund: Auf meinem Arm teste ich die Haltbarkeit von Düften, die miteinander vergleichbar sind. Apfel- gegen Apfelgeruch zum Beispiel. Ich will einfach sehen, wie sich das Parfüm entwickelt. An meinem Oberkörper trage ich fünf Spritzer meines Dufts des Tages. So kann ich testen, wie ein Duft im Alltag ankommt und kann ihm eine Chance geben, sich zu entwickeln.
Mein Weg kann durchaus inspirierend sein für Menschen, die mit 25 Jahren noch keinen Plan haben, was sie eigentlich im Leben erreichen wollen. Ich bin auch nicht im Lavendelfeld aufgewachsen.
Wie hat sich Ihre Liebe zu den Düften entwickelt?
Alle, die über 30 sind, kennen ja noch das Chatprogramm ICQ. Als ich ein Teenager war, hat mir dort mal ein Mädchen gesagt, dass ich wie ein Modell von Abercrombie & Fitch aussehe. Die Marke kannte ich damals noch gar nicht. Als ich zum ersten Mal in Amerika war, bin ich in einen Laden von Abercrombie & Fitch gegangen. Dort roch es total geil. Als ich wieder zu Hause in Deutschland war, habe ich angefangen, mich über die Duftbranche zu informieren. Ich habe mir ein paar Leute im Internet angesehen, die zu diesem Zeitpunkt bereits Parfüm-Influencer waren. Danach habe ich mich immer weitergebildet und irgendwann dann angefangen, meine eigenen Videos zu produzieren. Diese gingen relativ schnell viral.
Wie lange mussten Sie auf Ihren Durchbruch warten?
Während ein paar Jahren habe ich zwar gutes Geld verdient, aber ich habe meinen Kanal eher als Hobby betrieben. Irgendwann habe ich mir gesagt: Es gibt einen Karl Lagerfeld in der Modebranche, es gibt einen Arnold Schwarzenegger in der Actionfilmbranche, es gab aber noch keinen Star in der Duftbranche. Ich wollte das sein und habe es dann knallhart durchgezogen. Dieser Weg kann durchaus inspirierend sein für Menschen, die mit 25 Jahren noch keinen Plan haben, was sie eigentlich im Leben erreichen wollen. Ich bin auch nicht im Lavendelfeld aufgewachsen und bin trotzdem heute die Nummer eins in meiner Branche.
War es auch Kalkül, gerade die Duftbranche herauszuwählen?
Ich fand es geil, dass Leute im Internet darüber reden. Richtig angefangen hat es bei mir, als Amazon mich mal für fünf Videos ausgezahlt hat. Damals hatte ich nur 30.000 Follower. Ich habe denen eine für mich unrealistische Summe genannt, die haben sofort zugesagt und nicht einmal versucht, mich runterzuhandeln. Danach ging es richtig los und irgendwann knallte es. Aber man wird nicht von heute auf morgen zum Star. Ich versuche jeden Tag, einen Sieg zu erreichen, indem ich die richtigen Dinge tue. Früh aufstehen, Sport treiben, mich gesund ernähren.
Als Duft-Experte braucht man eine sehr geübte Nase. Wie sieht Ihr Training aus?
Ich rieche jeden Morgen an meinen Duftölen. Letztendlich ist aber so, dass man irgendwann alle Duftnoten kennt und die wiederholen sich dann immer wieder. Es ist wie in der Musik. Viele Songs sind ähnlich und mit denselben Akkorden komponiert. In der Duftindustrie ist das genauso. Same same but different. Wenn man sich intensiv mit Parfüm beschäftigt, hat man irgendwann den Dreh raus, das ist gar nicht so kompliziert.
Weihnachten steht vor der Tür, die kalte Jahreszeit dauert noch ein paar Monate an. Welche Parfüms sollten unsere Leser jetzt kaufen?
Ich denke da sofort an Spicebomb Extreme von Viktor & Rolf. Ein sehr schöner Winterduft. Weihnachten und das ganze Drumherum ist aber ein sehr epischer Moment und ich würde das Parfüm nicht an diese Gelegenheiten anpassen. Am besten sollte man die Düfte tragen, die man immer trägt, wenn es kälter draußen wird. Generell kann ich folgenden Tipp geben: Jeder sollte drei Düfte haben, einen frischen, einen süßen und einen knalligen.
Ist es eine gute Idee, seine Liebsten an Weihnachten mit Parfüm zu beschenken?
Auf jeden Fall. Dezember und Weihnachten sind die Hochsaison für Parfüm-Käufe. Ich empfehle drei Vorgehensweisen: erstens, kauf einen Duft, den der Beschenkte kennt, zweitens, kauf einen guten Winterduft oder drittens einen Chanel-Parfüm, da diese Marke eine sehr schöne „unboxing experience“ mit sich bringt. Man kann aber auch Parfüms kaufen, die nicht ausschließlich im Interesse des Nutzers sind. Du trägst ja auch Düfte, damit sie eine Wirkung auf andere Leute haben und nicht nur dir selbst gefallen. Dafür bin ich dann da, um zu erklären, wie ein bestimmtes Parfüm nach außen hin wirkt.
Eine abschließende Frage. Andere Länder, andere Gerüche. Wo riechen die Menschen am besten?
Die Menschen riechen am besten in Florenz. Dort ziehen sie sich auch am besten an. Sogar der Taxifahrer ist gestylt. Aber auch in Paris und New York hat man geile Gerüche. Im Big Apple begeistert mich immer wieder der Geruch von heißem Müll. Wenn man in die arabischen Länder geht, riechen die Menschen sehr oft nach Oud, in Deutschland gibt es einen Mix aus vielen verschiedenen Gerüchen. In Italien – und halt eben auch in Florenz – tragen die Menschen sehr oft Eau de Cologne. Diese Gerüche sind oft flockig, blumig, zitrisch und strahlen Leichtigkeit aus.
Wer ist Jeremy Fragrance?
Jeremy Fragrance heißt mit bürgerlichem Namen Daniel Schütz (davor: Daniel Sredzinski). Der gebürtige Oldenburger war mal Mitglied einer Boyband und arbeitete auch als Modell. Seit 2014 konzentriert der 33-Jährige sich auf die Bewertung von Parfüms auf seinem eigenen YouTube-Kanal.
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