Mobilität / Der Fahrradboom ist messbar – auch in Esch
Interessantes Zahlenmaterial über das Fahrradfahren in Esch gab es unlängst in einer Antwort des Schöffenrats auf eine Frage von Gemeinderätin Joëlle Pizzaferri. Fazit: Der Fahrradboom ist messbar, auch in der „Minette-Metropole“.
„Allen ist bewusst, dass es noch viel zu tun gibt“: So lautet der Schlusssatz eines Artikels im neuen Gemeindeblatt „Den Escher“. Unter dem Titel „Das Fahrrad ist zurück“ wird auf zwei Seiten die aktuelle Situation aus Sicht der Gemeinde beschrieben. Drei Baustellen (Verbindung ins Zentrum von der neuen Radbrücke zwischen Esch und Belval, Beschilderung und „Verkéiersgoart“) werden dabei identifiziert. Im Text wird zudem darauf hingewiesen, dass die „Verkehrsberuhigung als oberste Maßnahme“ gilt. In der Tat gibt es in Esch sehr viele Tempo-30-Zonen, in denen der motorisierte Verkehr zu schnell unterwegs ist. Das, weil es einerseits an regelmäßigen Geschwindigkeitskontrollen fehlt und andererseits viele dieser Zonen bautechnisch nicht verkehrsberuhigt sind, zum Beispiel Fahrspurverengungen fehlen.
Wie es um den Radverkehr in Esch im Detail bestellt ist, wollte die Gemeinderätin Joëlle Pizzaferri (LSAP) wissen und stellte dem Schöffenrat Ende März eine Reihe von Fragen rund um das Fahrrad. Mitte Juni kam die Antwort mit doch recht aufschlussreichem Zahlenmaterial.
I. Subventionen
Die Gemeinde Esch subventioniert die Anschaffung eines neuen Fahrrads respektive E-Bikes. Entspricht dieses den Anforderungen der Straßenverkehrsordnung und liegt die letzte Anfrage mehr als fünf Jahre zurück, erstattet die Gemeinde 10% des Kaufpreises zurück. Das bis zu einem Maximalbetrag von 200 (E-Bike) respektive 100 Euro für ein konventionelles Fahrrad.
Die Gesamtsumme der Subventionen ist seit dem Ausbruch der Pandemie explodiert. Waren es 2019 noch insgesamt rund 19.000 Euro, so schüttete die Gemeinde im vergangenen Jahr fast 47.500 Euro aus. 31.822 Euro fielen für E-Bikes an, 15.600 Euro für normale Fahrräder. Trotzdem wurden mit 221 gegenüber 168 E-Bikes mehr konventionelle Fahrräder bezuschusst. Die Diskrepanz in der Gesamtsumme kommt natürlich durch die unterschiedliche Höhe der Subventionierung zustande, aber auch durch den vergleichsweise höheren Anschaffungspreis für ein Pedelec, das demnach in den allermeisten Fällen mit dem Maximalbetrag von 200 Euro bezuschusst wird.
II. Vël’OK
Seit 2009 gibt es in Esch das vom CIGL betriebene Vël’Ok-Verleihsystem. Inzwischen sind neun Gemeinden aus dem Süden angeschlossen. Mit einer Benutzerkarte kann sich jeder die Fahrräder gratis ausleihen (max. 2 Stunden, Mindestalter: 14 Jahre). Im Prinzip stehen auf dem Escher Stadtgebiet 169 elektrische Leihräder zur Verfügung (insgesamt gibt es 644). Die sind auf 35 Stationen verteilt (insg. 125). Diese Zahlen gehen aus der Antwort des Schöffenrats hervor. Nun ist es aber so, dass regelmäßige Nutzer sich häufig über leere Stationen beschweren. Am gestrigen Mittwoch waren gegen 13.00 Uhr gleich elf Stationen auf dem Stadtgebiet verweist, also ohne Leihräder (u.a. die zehn Fahrräder fassende Station am Rathaus sowie die Stationen rund um das Krankenhaus). Das war der Homepage des Vël’OK zu entnehmen (www.velok.lu). Zu diesem Zeitpunkt waren von den 169 Rädern lediglich 57 in den Stationen verfügbar.
Für die Anschaffung von Vël’OK-Rädern stehen für 2022 50.000 Euro im Budget. 2021 wurde mehr als das doppelte (rund 120.000 €) ausgegeben, was in ersten Linie daran gelegen haben dürfte, dass ab 2020 die alten Räder sukzessive durch ein neues Modell ausgetauscht wurden. Die Nutzung jedenfalls stieg in den letzten Jahren massiv an. Waren es 2016 noch insgesamt 77.000 Fahrten, so stieg die Zahl über 97.600 (2018) auf 197.600 Fahrten im Jahr 2021 an. Die Vël’OK-App wurde bisher rund 6.350 Mal heruntergeladen.
III. Abstellmöglichkeiten
Fünf sogenannte M-Boxen gibt es auf dem Escher Stadtgebiet, von denen drei (Bahnhof Esch, Bahnhof Belval, rue de Belval) von der CFL betrieben werden. Die Gemeinde hat deren zwei (rue de l’Ecole und Dellhéicht-Schule). Nutzerzahlen werden nicht erhoben. Von den Radlern benutzbare Fahrradständer gibt es in Esch momentan rund 200 Stück.
IV. Monitoring
Zwei fixe Zählanlagen gibt es auf dem Stadtgebiet, eine mobile Anlage ist bestellt und soll auf dem Pop-up-Radweg am Boulevard Grande-Duchesse Charlotte zum Einsatz kommen. Die beiden fixen Geräte stehen der Gemeinde nach in der Kanalstraße und in der Luxemburger Straße. Laut „Den Escher“ zirkulieren hier ca. 150 respektive 300 Radfahrer pro Tag. Auf die Abschlussfrage von Joëlle Pizzaferri konnte der Schöffenrat derweil nicht antworten, da diese in die Kompetenz der Polizei fällt. Die Gemeinderätin wollte wissen, wie viele Verwarnungen in den letzten fünf Jahren wegen Verstößen gegenüber Radfahrern (z.B. Parken auf dem Radweg, Unfall, Nichtrespektieren der 1,50-m-Abstandregel beim Überholen) ausgesprochen wurden.
- Neue Spielplätze sind nicht öffentlich zugänglich – Fragen zu Auslandsreisen und frEsch - 10. Januar 2025.
- Einstweilen nicht weit her mit der neuen Transparenz in Esch - 10. Januar 2025.
- Parkplatzsperrung erregt Gemüter im Bruch-Viertel, Gemeinde beschwichtigt - 9. Januar 2025.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos