Landwirtschaft / Der Film „Vu Buedem, Bauzen a Biobaueren“ ist eine Hommage an „Land a Leit“
Bis 2050 landesweit 100 Prozent Biolandwirtschaft ist ein ehrgeiziges Ziel. Aufklärung und vielleicht ein bisschen Werbung kann da nicht schaden. In dem Film „Vu Buedem, Bauzen a Biobaueren“ kommen Menschen zu Wort, die schon auf dem Weg dahin sind. Trotz vieler Widerstände haben sie sich für ein anderes Wirtschaftsmodell auf ihren Höfen entschieden.
Im Film muss sich das Huhn von Bauer Fränk Miller schon mal neben ihn setzen, anstatt ihm auf dem Schoß herumzukrabbeln. „Ich konnte mir nie vorstellen, Hühner zu halten, mittlerweile habe ich welche“, sagt er in der Szene und herzt das Huhn, das willig stillhält und genießt. Als Jugendlicher hat er einen Hühnerhof besucht, das hat ihn abgeschreckt. Auf seinem Biohof in Bastendorf hält er seine eigenen anders.
Er ist einer von vielen Beispielen, die in den 97 Minuten zu Wort kommen und erzählen, warum sie machen, was sie machen. Gleich zu Beginn zeigt der Film in eingeblendeten Sätzen aus dem Off das Problem. „Jahrzehntelang wollte die Agrarpolitik, dass viel und billig produziert wird. Das hat weltweit zu großen Umweltschäden geführt.“ Die Allgemeinheit bezahlt sie jetzt.
In der Mandatszeit der Regierung Bettel hat die blau-rot-grüne-Koalition beschlossen, bis 2050 auf 100 Prozent Biolandwirtschaft umstellen zu wollen. In einer ersten Phase soll der Bio-Anteil bis 2025 auf 20 Prozent wachsen. Die Ausgangslage sind aktuell 5,1 Prozent laut „Administration des services techniques de l’agriculture“ (ASTA). Luxemburg hinkt hinterher. In der EU sind es durchschnittlich 7 Prozent.
Zu radikal finden die Protagonisten des Streifens dieses Ziel nicht. Sätze wie „der Boden ist das Wichtigste, was wir haben“, stehen für sich. Das sagen auch konventionelle Bauern, aber sie gehen anders damit um. Die Biolandwirte zeigen, wie sie den Boden pflegen und einen natürlichen Kreislauf wiederbeleben, der Masse und Billigproduktion zum Opfer gefallen ist. Einfach war der Weg zum Biobauern für keinen.
Vorurteile gegen Bio
Die persönlichen Geschichten zeigen die hartnäckigen Klischees, die sie und ihr Tun lange begleitet haben. Da muss man stark sein und vor allem bleiben. Eines heißt beispielsweise: „Das sind Bauern, die nicht düngen, nicht spritzen und die Unkraut auf dem Feld stehen haben.“ Das sagt Pierre Witry, der seinen Biohof mit Milchkühen in Dippach hat. Als er das hört, ist er noch auf der Ackerbauschule.
Zu dem Zeitpunkt war es unvorstellbar für ihn, anders als konventionell zu wirtschaften. Später lassen ihn gewisse Fragen nicht mehr los. Was ist gut für die Natur, was ist gut für die Welt? „Ich habe ja gesehen, was ich immer gespritzt habe“, sagt er rückblickend. Der Spritz- und Düngemittelvertreter hinterließ nach seinen Besuchen auf dem Hof immer eine DIN-A4-Liste mit Produkten, die er bestellen sollte.
Sie war von oben bis unten voll beschrieben. Die Industrie, aber auch die Politik haben die Landwirte in eine Abhängigkeit getrieben, von der eine global agierende Industrie sehr gut lebt. Wirtschaftlich ist die Landwirtschaft im Land trotzdem nicht. Zu kleine Parzellen in Konkurrenz mit den Kollegen weltweit. Auch die Lebensmittelproduktion ist schon lange globalisiert.
Globale Konkurrenz – Verzicht keine Option
Darauf zu verzichten, ist aber keine Alternative. Gäbe es sie nicht, wäre das Land angewiesen auf Importe aus Asien oder von großen Weizenproduzenten und hätte keine Lebensmittelsicherheit für die eigene Bevölkerung. Wie schnell die Lieferketten zusammenbrechen, hat nicht nur die Corona-Krise gezeigt. Und dann? „Rentabilität ist ein relativer Begriff“, sagt Jean-Lou Colling vom Karelshaff in Colmar-Berg.
20 Jahre war er Banker und ist dann Biolandwirt geworden. Er zeigt eine weitere logische Folge auf. Ohne eigene Produktion im Land bestimmen andere über Preis und Qualität, und in letzter Konsequenz über das, was Luxemburger auf dem Teller haben oder nicht. Der Film gibt tiefe Einblicke in die Funktionsweise der Biolandwirtschaft, die Philosophie ihrer Akteure und wirft wichtige politische Fragen unserer Zeit auf.
Das Gute ist: Er kommt völlig ohne Fingerzeig auf die konventionell arbeitenden Kollegen aus. Abseits von Bildungsauftrag und Werbegedanken ist er gleichzeitig eine Hommage an „Land a Leit“ und ehrt das Engagement der Akteure der Bioszene. Die Landschaftsaufnahmen von Kameramann Nikos Welter sind eine Augenweide, die Statements regen zum Nachdenken an. Tipp: Sehenswert.
Film und Vorstellungen
Herausgeber des Films ist die „Vereenegung fir Biolandwirtschaft Lëtzebuerg“, unterstützt haben das „Œuvre Grande-Duchesse Charlotte“, das Landwirtschafts- und Umwelt- und Verbraucherschutzministerium sowie das Bildungsministerium. Unterstützung gab es außerdem von der Oikopolis-Gruppe, der Fondation Oikopolis und der Cactus-Gruppe. Der Film ist in luxemburgischer Sprache gedreht und hat Untertitel auf Englisch und Französisch. Er läuft in ausgewählten Kinos und nur für kurze Zeit. Vorführungen: 21.10 Ciné Starlight, Düdelingen um 15.00 Uhr, Kulturhuef, Grevenmacher um 18.00 Uhr; 22.10.: Ciné Starlight, Düdelingen um 18.30 Uhr, 23.10.: Ciné Starlight, Düdelingen um 14.00 Uhr; Ciné Prabbeli, Wiltz um 16.30 Uhr, Ciné Sura, Echternach um 17.30 Uhr, CinéWaasserhaus, Mondorf um 18.30 Uhr; 24.10.: Ciné Le Paris, Bettembourg, 20.00 Uhr; 25.10.: Utopia, Luxemburg, 19.00 Uhr mit „Table ronde“ im Anschluss
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