Contern / „Der Fisch stinkt immer vom Kopf her“: Opposition und Gewerkschaften kritisieren toxisches Arbeitsklima in der Verwaltung

Das Arbeitsklima in der Verwaltung der Conterner Gemeinde scheint nicht das beste zu sein. Sowohl die Oppositionsparteien DP und „déi gréng“ als auch der OGBL kritisieren schriftlich die dortigen Arbeitsbedingungen und verlangen Erklärungen vom Schöffenrat.
Ein Klima der Angst, von Denunziationen und Verleumdung, herrsche Gerüchten zufolge in der Gemeindeverwaltung, schreiben DP und „déi gréng“ in einem gemeinsamen Brief an den Schöffenrat. Sie verlangen Antworten auf eine Reihe von Fragen bezüglich der Situation, und wollen wissen, was die Gemeindeführung diesbezüglich zu tun gedenke.
Die Situation habe sich die vergangenen fünf Jahre verschlechtert, erzählt der Vertreter von „déi gréng“, Jean-Jacques Arrensdorff. „Das ‚Turnover’ beim Personal ist außerordentlich hoch. Seit 2019 haben 14 Angestellte die Gemeinde verlassen; neun haben freiwillig gekündigt, zwei wurden entlassen, zwei waren lange krankgeschrieben und gingen anschließend in Rente, eine Person wurde nach ihrem Praktikum nicht eingestellt.“
Eine außerordentliche Situation, findet auch Robert Axmann, Gemeinderat der DP. „Normalerweise müssten die Leute doch Schlange stehen, um auf der Conterner Gemeinde zu arbeiten, doch wir finden einfach keine Leute.“ Er teilt die Einschätzung, dass sich die Situation über die Jahre hochgeschaukelt habe, doch jetzt sei das Fass übergelaufen. „Die Gemeinde hat eine Reihe von Pflichten gegenüber den Bürgern zu erfüllen, und dazu ist sie nicht mehr in der Lage.“
Schuld an der Situation sei laut Axmann ganz klar die Gemeindeführung und deren mangelnde Führungskompetenzen. „Der Fisch stinkt immer vom Kopf her“, lautet seine Einschätzung. „Hierbei ist aber auch das Innenministerium gefordert. Es werden eine Reihe Fortbildungskurse über gemeindespezifische Fragen angeboten, aber keine über Personalführung.“
Konfliktreiches Arbeitsumfeld
Die Situation auf der Gemeinde rief auch den OGBL auf den Plan. In einer Pressemitteilung spricht die Gewerkschaft von einem „toxischen Arbeitsklima“, das die Mitarbeiter belaste und zu Frustrationen unter den Mitarbeitern führe. Es herrsche „eine Ellbogenmentalität, in der Konkurrenzdenken über Teamarbeit gestellt wird“. Die Rede geht außerdem von ständigen Konflikten und mangelnder Kommunikation.
Claude Reuter, Präsident der Gemeindegewerkschaft FGFC, kann die vorherigen Aussagen nur bestätigen. Auch er spricht von einem toxischen Arbeitsklima. Er kritisiert vor allem die geringe Wertschätzung der Angestellten. Ihm zufolge würden Vorgesetzte sogar öffentlich über ihre Mitarbeiter herziehen, „ein absolutes No-go“. Die Folge von alledem sei eine relativ hohe Zahl von Krankschreibungen.
DP und „déi gréng“ wandten sich mit einem gemeinsamen Fragenkatalog an die Bürgermeisterin Marion Zovilé-Braquet (CSV) und den Schöffenrat. Sie wollen näheres zu den Umständen der aktuellen Situation wissen, und was der Schöffenrat gedenke dagegen zu tun. Zudem wollten sie Informationen über Abwesenheitsquoten auf der Gemeinde und wie viele Stellen überhaupt besetzt seien. „Ich habe diesbezüglich, ehrlich gesagt, den Überblick verloren“, meint Jean-Jacques Arrensdorff.
Sowohl die Vertreter der Opposition als auch der Gewerkschaften erzählen von Mitarbeitern, die sich persönlich über das Arbeitsklima bei ihnen beschwerten.
Marion Zovilé-Braquet bestätigt ihrerseits, dass es Unmut unter den Angestellten gebe. Der Schöffenrat habe deshalb auch im Juni beschlossen, von einer externen Firma eine Umfrage unter den Angestellten durchführen zu lassen, bei der jeder Angestellte seine Meinung äußern könne. Mit dem Resultat werde im Oktober, spätestens November gerechnet.
Die Gründe für einen eventuellen Unmut seitens des Personals sieht sie allerdings nicht in einer Überforderung oder im Fehlverhalten ihrerseits oder des Schöffenrats. Sie verweist darauf, dass die Bevölkerungszahl der Gemeinde quasi explodiert sei und die Gemeinde sich diesbezüglich neu aufstellen müsse. Zu den Personalabgängen meint sie, einige seien in Rente gegangen, anderen hätten eben eine Arbeitsstelle gefunden, die näher bei ihrem Wohnort sei. Dass aber in der Gemeinde ein Klima der Angst und der Denunzierung herrsche, könne sie nicht bestätigen.
Der Fragenkatalog der Opposition werde voraussichtlich in der kommenden Gemeinderatssitzung vom 25. September beantwortet. Voraussichtlich aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
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