Vereinsleben / Der „Fotoclub Diddeleng“ will weiter mit seinen Fotos Geschichten erzählen
Der „Fotoclub Diddeleng“ wurde im Jahr 1904 gegründet – zu einer Zeit, als sich noch nicht jeder Fotomaterial leisten konnte, geschweige denn eine Dunkelkammer im eigenen Zuhause. Auch heute, wo fast jeder seine eigene Kamera dank Smartphone in der Hosentasche hat, treffen sich die Mitglieder des Klubs regelmäßig.
Es ist nicht einfach, einen Verein über alle diese Jahre am Leben zu erhalten. Auch der Düdelinger Fotoclub hatte damit zu kämpfen – bis Laurent Sturm sich 2016 vornahm, ihn wiederzubeleben: mit Erfolg. Mehr als 50 Fotografie-Interessierte zählt der Klub heute in seinen Reihen und seit letzter Woche steht zum ersten Mal eine Frau – Marie Sauerhöfer – an oberster Stelle. Die 32-jährige Stadtplanerin möchte mit dem Klub im kommenden Jahr dann vor allem das nachholen, was – durch die aktuelle Situation bedingt – ausfallen musste. Das sei erst mal das Wichtigste, erzählt Marie.
Ausstellungen erst mal verschoben
Aber selbst 2020 verging nicht, ohne dass der Fotoclub aktiv geworden ist. So fand im Februar der Abschluss seiner Ausstellung über das heutige Viertel Italien statt. Die Ausstellung wurde zusammen mit dem „Centre de documentation sur les migrations humaines“ (CDMH) und der Stadt Düdelingen im Rahmen der Retrospektive über den Maler Dominique Lang organisiert. Diese Arbeit mit anderen lokalen Vereinigungen und der Gemeinde schätzen die Mitglieder des Klubs sehr. Auf ihrem Veranstaltungsprogramm stehen weitere Kooperationen mit dem CDMH und dem Netzwerk für Menschen mit afrikanischer Abstammung „Finkapé“. Weitere Gespräche laufen mit dem Künstlerkollektiv Atelier D, das auf Neischmelz in ein anderes Gebäude zieht und damit auch Raum für andere Vereinigungen schaffen will.
Eine Ausstellung, die auf das nächste Jahr verschoben werden musste, wird im Rahmen der offiziellen Einweihung des neuen Festsaals im Rathaus stattfinden. Doch die Mitglieder des Klub-Komitees wollen auch selbst aktiv werden und Workshops organisieren, etwa zur Fotoentwicklung. Denn beim Fotoclub Diddeleng ist es egal, ob jemand lieber analog oder digital fotografieren möchte. Zusätzlich möchte man eine kollektive Ausstellung auf die Beine stellen, nur mit den Fotos der Mitglieder.
Ein anderer Blick auf die eigenen Fotos
Um die richtigen Motive für die Fotos zu finden, sind die Fotografen öfters alleine unterwegs. Trotzdem haben sie das Bedürfnis, sich mit Gleichgesinnten zu treffen. „Es geht darum, den Austausch zu haben und Feedback für die eigenen Ergebnisse zu bekommen“, sagt Laurent Sturm dazu. Der 35-jährige Lehrer sowie Mike Zenari sind mit am längsten Mitglied des Klubs. „Zusammen können schöne Projekte umgesetzt werden, wie es alleine nicht möglich wäre“, so Sturm weiter.
Bereits sein Vater war Mitglied im Fotoclub. Mit 15 wurde ihm seine erste Spiegelreflexkamera geschenkt. „Als Mike und ich angefangen haben, unsere eigenen Fotos zu schießen, waren wir fast die einzigen jüngeren Mitglieder im Klub.“ Im Laufe der Jahre habe er manchmal daran gedacht, aus seinem Hobby einen Beruf zu machen, doch er hat den Weg dann nie eingeschlagen. Im Gegensatz zu Mike Zenari, der seit ein paar Jahren selbstständig als Fotograf arbeitet. Sein erster Fotoapparat wurde ihm zu seiner Erstkommunion geschenkt. Auf Reisen hat er die Leidenschaft dank der Spiegelreflexkamera seiner Eltern für sich entdeckt. „Nach und nach habe ich gemerkt, wie mit Fotos Geschichten erzählt werden können.“ Irgendwann sei dies dann zu seinem Beruf geworden, erzählt er weiter.
Der Nachwuchs fehlt
Auch bei Marie Sauerhöfer und Sana Murad können Fotos im Beruf eine Rolle spielen. Bei der Stadtplanerin Marie sind Fotografien wichtig für Bestandsaufnahmen – als Gedankenstütze oder um die Berichte zu veranschaulichen. Sana Murad ist Sozialarbeiterin und ebenfalls Mitglied des Klub-Komitees. Sie findet es immer schön, das Soziale mit dem Kreativen zu verbinden. Für ihre Bachelorarbeit hatte sie ein Fotoprojekt auf die Beine gestellt. Die Kommunikation gestalte sich durch das Visuelle einfacher, gerade bei Menschen, die etwas Traumatisches erlebt haben, erzählt Sana.
Laurent, Mike, Sana und Marie sind mittlerweile alle vier in den 30ern und überlegen schon, wie sie den Vereinsnachwuchs garantieren können. Die jüngeren Menschen zwischen 18 und 20 Jahren zu erreichen, sei schwer, erzählt Laurent, auch wenn jeder heutzutage Fotos auf Instagram poste und den Fotoapparat sozusagen immer dabei habe. „Die Menschen machen andere Fotos als vorher. Sie überlegen nicht mehr“, sagt Marie. Bei ihrer Kamera mit 24 oder 26 Bildern habe sie genau geschaut, bevor sie auf den Auslöser gedrückt hat. „Nach 36 Fotos musste der Film gewechselt werden. Heute wird nach 36.000 Fotos die Karte oder Batterie gewechselt“, fügt Mike hinzu. Doch auch dann seien nur drei gute Fotos dabei, lacht Sana. „Jeder Klick hat gekostet“, ergänzt Laurent. Und das Ergebnis des entwickelten Films nach ein paar Tagen in den Händen zu halten, sei immer eine Überraschung gewesen.
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