Märkte / Der Goldpreis kratzt an neuem Rekordhoch
Einen neuen Rekordpreis hat Gold in den letzten zwei Jahren noch nicht erreicht. Trotz Poly-Krisen. Mit den rezenten Bank-Schwierigkeiten war es jedoch nahe dran.
Gold gilt als Krisenwährung. Als Zuflucht während Rezessionen. Das letzte Mal, als der Preis für eine Feinunze des Edelmetalls ein Rekordhoch erreicht hatte, war im Sommer 2020. Damals herrschte Angst vor den möglichen Folgen der Pandemie. Für Menschen und Unternehmen gab es verordnete Einschränkungen. Die Ungewissheit war groß. Die Weltwirtschaft lief auf Sparflamme. Der Goldpreis sprang erstmals über 2.000 Dollar je Feinunze (etwa 31,1 Gramm).
Danach ging der Preis wieder leicht zurück und pendelte sich dann bei 1.800 Dollar je Feinunze ein. Vor 2019 hatte er erst bei rund 1.200 Dollar gelegen. Doch der Goldpreis hatte keine Zeit, um weiter zu sinken. Kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im März 2022 hatte er wieder Anlauf auf ein neues Rekordhoch genommen, war einmal ganz kurz erneut über die Marke von 2.000 Dollar gestiegen. Schnell ist der Preis für das Edelmetall jedoch wieder auf unter 1.700 gesunken. Hintergrund war Konkurrenz für die Rolle des „sicheren Hafens“: Mit wieder steigenden Zinssätzen gewann erst der Dollar, und dann auch der Euro wieder an Glanz. Zinsen gibt es bei Gold nämlich keine und die Lagerung kostet.
Mit der Erwartung auf Stopp der Zinserhöhungen legte Gold dann seit Ende 2022 wieder zu. Mit den Schwierigkeiten bei der Silicon Valley Bank und der Credit Suisse ging es dann schnell wieder nach oben, auf bis 2.009 Dollar am 20. März – den höchsten Stand seit einem Jahr. Die Anleger machten sich Sorgen um den Wert ihrer Bank-Aktien. Gold ist auch seitdem hoch im Kurs geblieben und liegt immer noch bei über 1.950 Dollar.
Ein fantastisches Wachstum
Der Goldpreis kann auf ein fantastisches Wachstum zurückblicken: Vor etwas mehr als 50 Jahren, am 15. August 1971, erklärte der amerikanische Präsident Richard Nixon die künstlich festgelegte Preisbindung von US-Dollar und Gold für beendet. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war der US-Dollar die vertraglich festgelegte internationale Leitwährung und es galt ein festgelegter Preis von 35 US-Dollar pro Feinunze Gold.
Ziel des Systems war es, den internationalen Warenhandel durch stabile Wechselkurse zu fördern. In den Vorjahren des Zusammenbruchs des Systems waren jedoch berechtigte Zweifel aufgekommen, ob die USA wirklich genug Gold hätten, um im Zweifelsfall ihr Versprechen einzulösen zu können.
In den Jahren nach 1971 spielte das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Der Goldpreis, der vorher künstlich tief gehalten wurde, legte zu. Bereits nach einem Jahr sprang er über die 50-Dollar-Marke. Inmitten von Währungsturbulenzen stieg er weiter. Im Mai 1973 überschritt er erstmals die 100-Dollar-Marke.
Doch die Zeiten bleiben schwierig. Die westlichen Staaten hatten mit mauem Wachstum, Arbeitslosigkeit und hohen Preissteigerungen zu kämpfen. Die Anleger flüchteten in die Krisenwährung Gold. Innerhalb weniger Jahre überschritt das Edelmetall den Wert von 500 Dollar pro Feinunze (1979).
Die Aufwärtsjagd setzte sich in den kommenden Monaten noch bis auf einen Höchststand von 850 Dollar pro Feinunze fort (1980). Dann brach der Preis wieder stark ein. Nur zwei Jahre später fiel Gold bis unter 300 Dollar. In den folgenden Jahren schwankte der Preis. Doch nach 1988 ging es für viele Jahre mit Gold nur noch bergab.
1999 Goldpreis auf Tiefststand
Das Edelmetall verlor seinen Glanz als Anlageoption. Mit Aktien konnte gutes Geld verdient werden. Die Wirtschaft boomte. Die Händler rechneten bereits am Jahresbeginn mit ein, dass das Kilo am Jahresende weniger wert sein würde. 1999 erreichte der Goldpreis einen Tiefststand: Nur noch 252 Dollar kostete eine Feinunze.
Um gegen die Folgen der geplatzten Dotcom-Blase vorzugehen, setzte die US-Notenbank auf eine expansive Geldpolitik. Etwas später zogen die anderen Länder nach. Kein Land wollte mit einer zu starken Währung die eigene Exportindustrie belasten. Den Goldpreis trieb die Geldschwemme in die Höhe. 2005 wurde die Marke von 500 Dollar wieder durchbrochen.
Als 2008 die Finanzkrise zuschlug, sprang der Preis von etwa 700 auf 1.000 Dollar pro Feinunze. Mit der Furcht vor einem kompletten Zusammenbruch des Finanzsystems rechneten manche Investoren mit dem Schlimmsten und flüchteten in den „sicheren Hafen“ Gold. Der Preis fiel jedoch wieder bis auf 700 Dollar – für eine kurze Zeit.
Neuer historischer Höchststand
Die Maßnahmen der Zentralbanken, um die Konjunktur durch das Erhöhen der Geldmenge anzukurbeln, und die auf die Finanzkrise folgende Schuldenkrise verunsicherten viele Anleger. Sie suchten nach sicheren Anlagemöglichkeiten für ihr Geld. Staatsanleihen und Papiergeld waren mit Risiken behaftet. 2010 durchbrach der Goldpreis die Marke von 1.000 Dollar. Kurz darauf, 2011, erreichte er ein neues Allzeithoch bei leicht über 1.900 Dollar.
Mit der sich in den folgenden Jahren wieder beruhigenden Wirtschaftslage war auch der Goldpreis, ab 2013, wieder rückläufig. Er schwankte einige Jahre um die Marke der 1.300 Dollar pro Feinunze. Gemeinsam mit den schlechteren Wirtschaftsaussichten, etwa durch Handelsstreitigkeiten, begann das Edelmetall ab Mitte 2019 wieder deutlich an Wert zuzulegen. Dann kam Corona und der Goldpreis erhielt neuen starken Auftrieb.
Schnell aufeinanderfolgenden Krisen sorgten dann dafür, dass der Preis weiter hoch blieb. Das Rekordhoch, das im Sommer 2020 bei 2.075 Dollar erreicht wurde, liegt nicht besonders weit entfernt. Ob wirklich ein neuer Rekord in Sicht ist, steht aber in den Sternen. „Die Geschichte zeigt, dass Gold in einer Rezession besser abschneiden sollte“, meinten Rohstoffexperten von Lombard Odier zu Jahresbeginn. „Allerdings haben hohe Realzinsen und ein starker Dollar die Performance gedämpft.“ Erst wenn die Stärke des Dollars nachlässt, wenn ein Höchststand der Realzinsen erreicht ist, rechnen sie mit neuem Auftrieb für den Goldpreis.
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