/ Außergewöhnliche Patienten: CHdN röntgt Holzskulpturen
Donnerstag, 18.20 Uhr: Dort, wo normalerweise die Ambulanzen an dem Ettelbrücker Klinikum vorfahren, rangierte ein großer, weißer Lastwagen. Aus dem Laderaum wurden mit allerhöchster Vorsicht acht Holzkisten entladen und in die Röntgenabteilung des „Centre hospitalier du Nord“ gebracht. Was anschließend geschah, war für Luxemburg eine Premiere.
Von Roger Infalt
Das nationale Kunst- und Geschichtsmuseum, kurz MNHA, organisiert vom 24. Januar bis zum 7. Juni 2020 eine Ausstellung von 13 Bildern und zehn Skulpturen (spanischer Barockstil) aus dem 17. Jahrhundert. Es handelt sich dabei um religiöse Werke der Künstler Zurbaran, Murillo, Cano und De Mena.
Acht Holzskulpturen des 1628 in Granada geborenen spanischen Bildhauers Pedro de Mena y Medrano, die allesamt Leihgaben privater Kunstsammler sind, haben seit geraumer Zeit bereits den Weg nach Luxemburg gefunden, damit die oben erwähnte Ausstellung bis ins kleinste Detail vorbereitet werden kann. Einige dieser Skulpturen waren in den letzten Wochen bei einer Expo im belgischen Brügge zu sehen.
Zur Person Pedro de Mena sei erwähnt, dass er Mitte der 1650er Jahre eine Ausbildung bei Alonso Cano, der als Begründer der „Escuela granadina de pintura“, der Granadinischen Malerei und als Hauptfigur der Sevillaner Bildhauerschule gilt. Ab 1658 arbeitete Pedro de Mena in der spanischen Stadt Malaga, wo er in vier Jahren 40 Holzreliefs am Chorgestühl der Kathedrale (Santa Iglesia Catedral Basílica de la Encarnación) schuf, die als sehr realistisch und zugleich von tiefer Religiosität geprägt empfunden werden. Weitere bekannte Werke dieses Bildhauers sind eine Statue des Heiligen Franziskus von Assisi aus dem Jahre 1663, die in der Kathedrale von Toledo zu sehen ist, sowie die Heilige Maria Magdalena im “Museo Nacional de Excultura” in Valladolid.
Eine Premiere
Um zusätzliche Erkenntnisse über die acht Skulpturen von Pedro de Mena zu erfahren, hatten sich die Verantwortlichen des MNHA dazu entschieden, die Werke röntgen zu lassen. Dies ist kein außergewöhnliches Verfahren, wird es doch im Ausland sehr oft angewandt. Auch in Luxemburg wurde bereits einmal eine Skulptur geröntgt. Dabei handelte es sich um die Muttergottes aus der hauptstädtischen Kathedrale. Doch auf die acht Skulpturen Pedro de Menas wartete etwas ganz Spezielles. Die Direktion des Ettelbrücker Klinikums hatte sich bereit erklärt, ihren Scanner nach Dienstschluss für eine Aktion zur Verfügung zu stellen, die es so noch nie in Luxemburg gab.
So wurden die acht überaus wertvollen Skulpturen am Donnerstagabend durch die Röhre geschickt; ein Unterfangen, das natürlich mit der allerhöchsten Sorgfalt und unter den prüfenden Augen der Verantwortlichen des MNHA, Michel Polfer (Direktor), Muriel Prieur (Chef-Restauratorin), Rainer Fischer, Lotte Maue, Robertino Savini (Restauratoren), der Kuratorin Nowara Malgorzata sowie des Leiters der Röntgenabteilung des CHdN, Claude Scholtes, stattfand.
Während bei einem Röntgenbild nur ein einseitiges Durchleuchten möglich ist, erlaubt das Scanner-Verfahren durch die spätere Bearbeitung der erhaltenen Daten u.a. einen dreidimensionalen Aufbau sowie eine scheibchenweise Sicht des gescannten Körpers. Bereits die ersten Bilder am Donnerstagabend riefen bei den Spezialisten Begeisterung hervor, doch genauere Resultate können erst nach einer Bearbeitung und einer genauen Auswertung erfolgen.
“Wir können so u.a. genau feststellen, welches Holz und welche Materialien z.B. für Augen und Zähne benutzt wurden, wir erhalten einen Einblick in das Innenleben der Skulpturen, bekommen zudem Informationen über eventuelle kleinere und mit dem bloßen Auge nicht erkennbare Schäden, über ein eventuelles Übermalen von Farbschichten usw.”, so Michel Polfer. Die so gewonnenen Erkenntnisse sowie die entstandenen Röntgenbilder sollen in die geplante Ausstellung mit einfließen.
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„Dabei handelte es sich um die Muttergottes aus der hauptstädtischen Kathedrale.“
Ich nehme an, die Aufnahmen sind gratis, schon in den 2500€ Miete im Jahr für die Kathedrale mit inbegriffen.
Man gönnt sich ja sonst nichts.