Eine Branche unter Druck / Der Horesca-Verband prognostiziert ein Betriebssterben
Auf 8 bis 9 Prozent schätzt François Koepp (58), Generalsekretär des Hotel- und Gaststättenverbandes Horesca, den Anteil der Betriebe, die in den nächsten neun Monaten nicht überleben werden. Das betrifft die Restaurants, Bars und Cafés. Die Covid-19-Krise ist das Tüpfelchen auf dem „I“.
„Corona hat den Betrieben, die schon angeschlagen waren, den Rest gegeben“, sagt François Koepp, seit zehn Jahren Generalsekretär der Horesca. In dem Berufsverband des Hotel- und Gaststättengewerbes sind rund 1.600 Betriebe organisiert, davon kommen 1.400 Mitglieder aus dem Gaststättenbereich und 200 sind Hotels. Rund 2.600 Betriebe mit „autorisation de commerce“ gibt es laut Horesca insgesamt im Land.
Seine Prognose, dass 8 bis 9 Prozent der Gaststätten – das betrifft Restaurants, Bars und Cafés – die nächsten neun Monate nicht überleben werden, rechtfertigt er mit mehreren Gründen. „Die Ausgangslage der Betriebe hat sich über die Jahre immer weiter verschlechtert“, sagt Koepp und nennt vor allem äußere Einflüsse. Der erste ist ein aktueller und betrifft das Home-Office, das vor allem Betriebe mit Geschäftskunden betrifft. Sie bleiben weg. „Der Kirchberg ist verwaist“, sagt er. Selbiges gilt für die Cloche d’Or.
Papierkrieg und erhöhte Mehrwertsteuer
Ein weiterer Grund ist die Flut gesetzlicher Vorschriften, die in den vergangenen Jahren hinzugekommen ist. Koepp nennt ein Beispiel. „Jeder Gastronom muss heute eine Schulung als Sicherheitsbeauftragter haben, auch wenn er nur einen Mitarbeiter hat“, sagt Koepp. Fehlt sie bei einer Kontrolle, gibt es Mahnungen und eventuell Geldstrafen. Koepp spricht von „Papierkrieg“. „Wir haben hier keine ‚certification administrative’ in den letzten 25 Jahren in dem Sektor erlebt, wir erleben eine ‚complication administrative’“, sagt er.
Der Tourismussektor in Luxemburg ist in den vergangenen Jahren immer mehr gewachsen. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt beträgt mittlerweile 8,9 Prozent. Die Zahl stammt vom „World Travel & Tourism Council“, dem globalen Forum für die Reise- und Tourismusbranche, das gleichzeitig die Zahl der Beschäftigten hierzulande in diesem Bereich mit 30.600 beziffert.
Das seit 2014 geltende Rauchverbot verschärft die Lage in Betrieben, die eine ältere Klientel haben. „Sie gehen zum Rauchen nicht raus“, will Koepp wissen, „denen ist es zu kalt.“ Wer aber diese Klientel bediene, habe das Nachsehen – vor allem in den Cafés. Und vor allem im ländlichen Bereich, wo die Dorfkneipe oft „Wohnzimmerfunktion“ hat.
Die Mehrwertsteuererhöhung von 3 auf 17 Prozent im Jahr 2015 ist der nächste Schlag und in Koepps Augen „tödlich“. Viele Kneipenbesitzer haben zuerst die Preiserhöhung nicht weitergegeben, um die Kunden nicht zu vergraulen. „Sie haben nicht schlecht gestaunt, als die Abrechnung kam“, sagt Koepp. Wer die Preise erhöht hat, musste mit Einbußen im Verzehr sprich weniger Umsatz rechnen. Die Promillegrenze kam hinzu.
Traditionsbetriebe und Online-Marketing
Der dritte Grund betrifft die Betreiber selbst. „Viele müssen sich eine andere Basis schaffen“, sagt er und verweist auf das Welcome-Label, mit dem die Horesca ihre Betriebe beratend unterstützt. „Früher hat es gereicht, die Türen des Hotels aufzusperren und die Touristen kamen über das örtliche ‚Office du tourisme’“, sagt Koepp. „Das reicht heute nicht mehr.“ Die Voraussetzung, Online-Marketing, Social Media und Booking-Plattformen zu beherrschen, komme hinzu. „Wir haben viele Traditionsbetriebe“, sagt Koepp.
Den Hotels geht es vergleichsweise gut. Das ist den 730.000 Übernachtungsgutscheinen zu verdanken, die das Tourismusministerium zu Beginn der Ferien an alle Einwohner und Grenzgänger in Luxemburg über 16 Jahre verschickt hat. Sie sind bis Ende 2020 gültig und in den ersten Wochen der Aktion haben nach Angaben des Tourismusministeriums 22.730 Voucher in 231 unterschiedlichen Betrieben den Besitzer gewechselt. In Zahlen sind das 1,1 Millionen Euro. Insgesamt hat das Ministerium die Branche bislang über diverse Hilfen mit 168,2 Millionen Euro unterstützt.
Nicht allen Hotels geht es gut
Koepp bestätigt den Eindruck, den Betrieben in Ferienregionen gehe es gut. „Die Touristenhotels haben Juli und August gut zu tun“, sagt er. „Ich mache mir Sorgen, wie es ab Oktober aussieht.“ Dann sind viele Luxemburger „doheem“ und nicht mehr in „an der Vakanz“ und ob dann noch ausländische Touristen kommen, wagt er zu bezweifeln. Die Belegungsquoten lägen derzeit über 70 Prozent.
Vor allem das Éislek profitiert von den Gutscheinen, von denen bis jetzt über 40 Prozent in dieser Region eingelöst wurden. Den zweiten Platz, um den Gutschein einzulösen, belegt nach Angaben des Tourismusministeriums die Stadt Luxemburg gefolgt von den Regionen Mosel und Müllerthal mit jeweils zwischen 14 und 18 Prozent. „Belegungsquoten wie diese hatten wir schon lange nicht mehr in einem Sommer“, sagt Koepp.
Den Hotels, die sich entlang der Autobahnachsen, in Esch-Belval oder der Hauptstadt auf Geschäftskunden spezialisiert haben, geht es dagegen schlecht. „Home-Office und ausfallende Konferenzen bewirken, dass sie mit einer Belegungsquote von 18 bis 30 Prozent arbeiten“, sagt Koepp. Außerdem seien die Übernachtungspreise um 40 Prozent niedriger als vor einem Jahr.
Ob diese Hotels bei aktuell nur 15 Prozent des Umsatzes verglichen mit dem Zeitraum im Jahr zuvor durchhalten, ist unklar. Home-Office mitsamt der Erfahrung, Geschäftsreisen mit Videokonferenzen zu ersetzen, lässt diese Kundschaft ausbleiben. „Nach der Finanzkrise war es ähnlich und es hat drei Jahre gedauert, bis sich das wieder erholt hat“, sagt Koepp, der mit Blick auf die Mitglieder Hilfen für den Sektor nach 2020 fordert. „Sonst gibt es massenhaft Entlassungen“, ergänzt er trotz seiner Zuversicht auf der anderen Seite: „Die Geschäftsleute werden sich wieder treffen wollen.“ Ein Bildschirm ersetze den persönlichen Kontakt nicht.
Hilfen für den Tourismus
– „Aides non-remboursables“: 90,4 Millionen Euro für 20.767 Dossiers;
– „Avances remboursables“: 77,8 Millionen Euro für 929 Dossiers;
– Wirtschaftsförderungs- und Solidaritätsfonds für Unternehmen: Hilfspaket mit dem Ziel, die Beschäftigung zu fördern und aufrechterhalten und die Unternehmen in den von der Gesundheitskrise stark betroffenen Branchen unterstützen (Tourismus, Veranstaltungsbranche, Hotel- und Gastronomiegewerbe, Kulturwesen, Unterhaltungswesen) – das Hilfspaket ist kürzlich angelaufen;
– „Fonds du tourisme“: Hilfspaket für gemeinnützige Vereine, die im Tourismus tätig sind. Dieses Programm ist Anfang August angelaufen.
- Näherinnen hauchen Werbeplanen von Amnesty International Luxembourg neues Leben ein - 10. November 2024.
- Verlust oder Chance? Wenn jeder Tag ein Sonntag ist, helfen Pensionscoaches - 2. November 2024.
- „Habe eine Welt kennengelernt, die ich so nicht kannte“ – Porträt einer Betroffenen - 29. Oktober 2024.
Fast die Hälfte geht eh jedes Jahr krups, weil die Wirte keine Ahnung haben.
Jedes Jahr gehen doch ein paar hundert von ihnen in Konkurs, dieses Jahr eben etwas mehr.
Die meisten von ihnen sind sowieso nicht von hier.
Die Horesca hat schon ein Café- und Restaurantsterben bei der Einführung des Rauchverbots und im Falle einer Durchsetzung des gratis Wasserkarafengebots prophezeit.
ausser Pizza und asiatischen take away gibt es fast nichts mehr!
Also……
Solche Betriebe sterben nicht, da sie nicht leben.
Sie bekommen bloß einen anderen Wirt und einen neuen Namen.
Es gibt sowieso zu viele Lokale.
Wenn da mal 60-70% wegfallen, dann verdienen die anderen wenigstens was.
Wann se sech un d’Regelen haalen hun se eng besser Chance fir ze iwerliewen !
Am aaneren FAll sinn se gutt fort !
Wann en geschter Owend op der Biederplatz de vollgepressten Bus Ligne 11 um 23:45h gesinn huet fortfueren, dann kann en sech froen stellen weisou dat erlabt as? Ob do eng Mask nach en Notzen huet dat bezweifelen ech. An op der Terasse mus en um Desch setzten??
Essen im Restaurant und ein Bierchen in der Kneipe sind zwar eine angenehme Sache, aber nicht lebenswichtig – das hat Corona nun gezeigt.