Schöne neue Welt / Der Hype um das Metaversum
Heute ist der Europäische Datenschutztag. Zu diesem Anlass organisierte die Nationale Kommission für den Datenschutz am Freitag eine Konferenz über die Möglichkeiten und Herausforderungen des neuesten Hypes der Digitalisierung: das Metaversum.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – und ein Filmausschnitt umso mehr, dachte sich wohl der Direktor des „Département de transformation digitale“ bei Luxinnovation, Arnaud Lambert, als er einen Einstieg für seinen Vortrag über das Metaversum suchte. Mit einer kurzen Sequenz aus „Ready Player One“ von Steven Spielberg stimmte er das Publikum am Freitagmorgen auf das Thema ein. In dem Film versuchen die Bewohner von Elendsvierteln, ihrem tristen Leben mithilfe von Avataren in der digitalen Welt zu entkommen. In dieser kann man alles tun, was die Fantasie hergibt. Und etliche der dort gezeigten Elemente sind längst keine Zukunftsmusik mehr.
Ein Beispiel: Der klassische Autohandel ist im Umbruch, die Händler müssen sich neu erfinden, um zu überleben. Diese Aussage hörte man in den letzten Tagen des Öfteren anlässlich des Autofestivals. Auf Dauer könnten viele Händler verschwinden. Lambert zeigte seinerseits, wie der Autoverkauf der Zukunft aussehen könnte – und bei wenigstens einer Marke schon der Fall ist. Der Autohersteller Fiat verfügt bereits über einen Metavers-Store, einen virtuellen Showroom, wo man Fahrzeugmodelle entdecken, konfigurieren und natürlich kaufen kann. Potenzielle Kunden können hier reale Experten treffen. Da keine Roboter die Fragen beantworten, ist es nötig, einen Termin zu vereinbaren.
Eine Kritik des Webs im Allgemeinen und der sozialen Netzwerke im Speziellen lautet, dass die rein digitale Interaktion der Nutzer deren sozialen Kontakte in der Realität verkümmern lässt. Doch dem muss nicht so sein. Mithilfe von Avataren, digitalen Kopien von uns selbst, kann man Kollegen und Freunde in virtuellen Räumen treffen und dort mit ihnen kommunizieren – ganz so, als wäre die Begegnung real.
Die erste Generation des Webs versorgte Nutzer lediglich mit Informationen; das Web 2.0 brachte Menschen über die sozialen Medien zusammen. Dort kann man im Gegensatz zur ersten Generation des Webs auch selber aktiv werden. Das Metaversum – auch noch Web 3.0 genannt – geht noch einen Schritt weiter: In ihm werden die reale und die digitale Welt zu einer neuen verflochten, in der die Menschen mit den Dingen und den Orten verbunden sind. Das kann im Rahmen von Online-Spielen, sozialen Netzwerken, „Augmented Reality“ oder sonstigen virtuellen Räumen sein.
Wirtschaftlicher Faktor
Die wohl dem breiten Publikum bekanntesten Anwendungen sind Online-Spiele, die mittlerweile einen bedeutenden Marktwert besitzen. Laut Schätzung des Global Games Market Report von Newzoo, einer auf den Spielmarkt spezialisierten Datenanalysefirma, gab es 2022 weltweit 3,2 Milliarden Online-Spieler. Da lange nicht alle Spiele umsonst sind, kann man sich leicht vorstellen, dass sie auch entsprechende Gewinne für die Entwickler-Firmen generieren. Ein anderer Bereich, in dem die Möglichkeiten des Metaversums noch viel weiter ausgebaut werden, sind die sozialen Netzwerke. Nicht von ungefähr heißt die Muttergesellschaft von Facebook „Meta“.
Dem Online-Magazin www.globenewswire.com zufolge soll der Metaverse-Markt bis 2030 voraussichtlich rund 1.300 Milliarden Dollar erreichen. Im Jahr 2021 betrug der Gesamtwert des weltweiten Mixed-Reality- (mit Augmented Reality) und Virtual-Reality-Markts laut dem Internetportal hellosafe 28 Milliarden Dollar. Bis 2028 soll er die 250-Milliarden-Dollar-Marke überschreiten.
Eines der ersten Länder, die massiv auf die Metaversum-Wirtschaft setzen, ist Südkorea. Laut dem Nachrichtendienst CNBC beschloss die dortige Regierung voriges Jahr, 177 Millionen Dollar in diesen neuen Markt zu investieren.
Nutzte man bisher eine Tastatur oder eine Maus, um sich in der digitalen Welt zu bewegen, wird es im Metaversum der ganze Körper sein. Da die Immersion, d.h. die Verschmelzung mit der digitalen Welt, durch mannigfaltige Sensoren immer perfekter wird – man kann sogar Gerüche im Metaversum wahrnehmen, vorausgesetzt, man verfügt über das notwendige Material –, teilt man aber auch mehr Informationen über sich mit, einige freiwillig, andere unbewusst. Durch Gesichtserkennung via spezielle Sensoren und Ganzkörperanzüge können unsere Avatare in der digitalen Welt z.B. Informationen über unseren Gesundheitszustand und unsere Emotionen preisgeben. Die Quantität der Informationen, die wir über uns selbst mitteilen, wächst ins Astronomische.
Daten-Eldorado
Die Möglichkeit, digitale Kopien von Dingen, aber auch von Menschen zu erschaffen, hat durchaus Vorteile. Es kann Ideen entstehen lassen und sich als nützlich erweisen. Bevor wir z.B. Medikamente ausprobieren oder ein Chirurg eine Operation an uns durchführt, könnte beides zuerst in der digitalen Welt getestet werden. Dieses Prinzip von „digitalen Zwillingen“ wird bereits in einigen Bereichen angewandt, z.B. bei der industriellen Fertigung von technischen Produkten.
Doch was mit all diesen Daten, die wir von uns preisgeben, passiert, ist eine Frage, die sich seit Beginn der digitalen Revolution gestellt wird. Daten werden als das Gold des Internets bezeichnet; sie sind eine begehrte Ware, die sowohl verkauft als auch gestohlen werden kann. Dass diese „schöne neue Welt“ nicht nur positive Seiten hat, dürfte auf der Hand liegen. Nachdem der erste Hype darüber verflogen ist, dürften auch die Schattenseiten mehr in den Vordergrund rücken. So ist das Konzept des Metaversums vom juristischen Standpunkt her eine Herausforderung an die Gesetzgeber in Sachen Datenschutz.
Und was geschieht zum Beispiel mit unserem digitalen Erbe? Was passiert nach unserem Tod mit unserer digitalen Kopie? Wird sie weiterleben? Können wir so unsterblich werden? Dr. Kerstin Bongard-Blanchy und Dr. Olivier Buchheit warfen in ihrem Beitrag „La dimension sociologique du métavers: Une révolution de l’identité numérique?“ eher Fragen auf. Zurzeit gibt es allerdings mehr Spekulationen als Antworten.
Arnaud Lambert ging noch auf einen Punkt ein, der oft komplett ausgeblendet wird: Nachhaltig ist das Ganze nicht. Um die Fantasien der Entwickler real werden zu lassen, braucht es nicht nur Geld, sondern auch Ressourcen. Mehr Daten, mehr Speicherkapazitäten und schnellere Internetleitungen verbrauchen auch mehr Energie.
Auf folgenden Webseiten erhalten Sie einen Einblick, was das oder ein Metaversum sein kann: www.luxembourgmetaverse.com, www.theduchy.lu
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