Equality March und Pride Fest / „Der Kampf für unsere Werte ist ein ständiger Kampf“
24. Straßenfest, 11. Equality March: Am Samstag und Sonntag ging die Luxemburger Pride Week in Esch zu Ende.
Der „Cortège“ bewegte sich auf der gleichen Strecke wie im vergangenen Jahr. 2022 war die Pride Teil des Programms der Kulturhauptstadt Esch2022 – dementsprechend größer war dann die wortwörtliche Marschroute. Auch das Konzept, das Pride-Fest auf zwei Tage zu verteilen, wurde beibehalten.
Dieses Jahr sollte das Fest etwas kleiner ausfallen – eine Einschätzung, die viele der Anwesenden teilten. Es sei schön hier, doch natürlich nicht vergleichbar mit beispielsweise der Pride in Irland, so ein Teilnehmer, der vor rund einem Jahr von der Grünen Insel nach Luxemburg gezogen ist.
Unter den zahlreichen Organisationen, Unternehmen und Privatpersonen, die beim Marsch vertreten waren, befand sich zum ersten Mal der OGBL, aber auch alte Bekannte wie Amnesty International, die vor allem auf die Situation in der Türkei aufmerksam machten, oder die „Bear Dukes Luxembourg“ waren mit von der Partie. „Vélorution“ und die „Skins und punks for social justice“ machten ebenfalls klare Ansagen. Ob es wohl am Wetter und der „Alerte jaune“ lag, dass sich im Anschluss an den Marsch eine ganze Reihe von Teilnehmern zurückzogen? Oder an der Tatsache, dass zeitgleich viele weitere Events stattfanden? Auf jeden Fall lichteten sich die Ränge auf dem Rathausplatz und die Partystimmung verlagerte sich eher in Richtung „Village Stage“ und rue Hélène Buchholtz. Das sollte sich aber spätestens mit dem Headliner, den Weather Girls, auf der „Main Stage“ ändern.
Weather Girls und Wetterfrosch
Und die boten ein Spektakel, das man sich nicht anders hätte erwarten können. Die Gruppe, die sich seit Jahrzehnten für LGBT+-Rechte starkmacht, gab ihre größten Hits vor einem Publikum von eher bescheidener Größe, aber mit viel Stimmung im Gepäck, zum Besten. Allgemein war die solide Präsenz von Flinta* (Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans- und agender Personen) im Line-up erfreulich, darunter DJ Pippa, C’est Karma und Girli.
Was die politische Prominenz anbelangt, zeigten Vertreter aus den Ministerien, dem Escher Gemeinderat, dem Luxemburger und dem Europaparlament sowie den meisten luxemburgischen Parteien ihre Solidarität mit der LGBT+-Gemeinschaft. Der neue Familien- und Integrationsminister Max Hahn wies darauf hin, dass in 68 Ländern Homosexualität bestraft wird, in acht sogar mit der Todesstrafe. Er kündigte auch ein neues Gesetz an, laut dem die Strafen wegen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder Gender-Identität verdoppelt werden. Der Escher Bürgermeister Georges Mischo betonte die Rolle der Stadt bei der Veranstaltung der Pride und kündigte an, diese in Esch behalten zu wollen. Premierminister Xavier Bettel (DP) erinnerte daran, dass der Kampf für den Erhalt von Werten ein ständiger Kampf sei und rief dazu auf, Intoleranz gegenüber der Intoleranz zu zeigen, sei es Homophobie, Antisemitismus, Rassismus oder eine andere Form von Diskriminierung.
„Meine Eltern wissen nicht, dass ich hier bin“
Dass eben noch lange nicht alles regenbogenfarbig ist, was glänzt, zeigen Gespräche, die das Tageblatt vor Ort mit Mitgliedern der LGBT+-Gemeinschaft geführt hat. Er habe sein Coming-out bereits vor Freunden gehabt, verstecke seine Homosexualität aber nach wie vor den Eltern und Arbeitskollegen, sagt ein in Luxemburg lebender Italiener. „Ich bin froh, dass es in Luxemburg Fortschritte in diesem Bereich gegenüber hat. Das weiß ich sehr zu schätzen. Aber ich weiß nicht, wie meine Eltern reagieren würden. Was die Kollegen betrifft, gibt es öffentlich Toleranz für Homosexuelle. Doch ich weiß, dass es dennoch einen Einfluss hätte, wenn ich mich outen würde.“ Da er am Anfang seiner Karriere stehe, wolle er nichts riskieren. Auch bedauert er, wie mehrere „Expats“, mit denen das Tageblatt gesprochen hat, die Abwesenheit von LGBT+-Bars in Luxemburg. Die letzte schloss 2022.
Eine Jugendliche erzählt, wie ihre streng religiösen Eltern ihre sexuelle Orientierung schlichtweg ablehnen. Da sei keine Diskussion möglich. Sie warte darauf, volljährig zu sein, um endlich so zu leben, wie sie möchte. Ein anderer junger Mann musste seine Eltern anlügen. „Sie wissen nicht, dass ich hier bin.“
Zum Glück gab es auch positive Berichte in Sachen Coming-out am Samstag in Esch. „Sowohl meine Mutter als auch Freunde reagierten positiv“, berichtet eine Person, die lesbisch und nicht-binär ist. Eine Bekannte von ihr erzählt, sie habe ursprünglich Angst vor ihrem Coming-out gehabt, doch ihre Mutter habe mit den Schultern gezuckt und „Okay, na und?“ geantwortet. Es habe nie deswegen Probleme gegeben.
Am Sonntag ging die Party mit vielen weiteren Auftritten, u.a. von der belgischen Sängerin Kate Ryan, weiter. Während am Vortag mit der Hitze gekämpft wurde, war es am frühen Nachmittag teilweise stürmisch und regnerisch. Bleibt als Bilanz: Weather Girls top, Wetterfrosch eher mit wechselhaften Launen unterwegs.
Die Forderungen von „Rosa Lëtzebuerg“ für die Parlamentswahlen 2013 können online eingesehen werden.
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