Kapverdische Inseln / Der Künstler Nelson Neves als Brückenbauer zwischen zwei Kulturen
Die Kapverdischen Inseln haben sich trotz oder gerade wegen fehlender Bodenschätze zu einem Musterstaat entwickelt. Die frühere portugiesische Kolonie gehört heute zu den wohlhabendsten afrikanischen Ländern. Zum Erfolg haben die politische Stabilität, der kulturelle Reichtum und die nach wie vor enge Beziehung der Auswanderer zu ihrer Heimat beigetragen. Der Autor hat den kapverdisch-luxemburgischen Künstler Nelson Neves auf die Insel Santo Antão begleitet.
Aus der Nähe sind das Aufprallen eines Basketballs und die Rufe der Schüler zu hören, die gerade im Sportunterricht auf Korbjagd gehen. Das Spiel wird begleitet vom Jubel der jungen Zuschauer, die in der vormittäglichen Hitze ihre Mitschüler auf dem Spielfeld anfeuern. Nelson Neves schließt das Fenster. „Konzentration ist wichtig“, sagt Mann in dem weißen Kittel, dessen Ränder mit bunten Farben versehen sind. Nachdem er den etwa zwanzig Schülerinnen und Schülern seines Kurses die Aufgaben erklärt hat, geht er von Tisch zu Tisch und überprüft, wie die Teilnehmer des Workshops erste Skizzen machen, bevor sie ihre Zeichnungen genauer ausführen und mit Farben arbeiten.
Welche Motive sie zu Papier bringen, hat er den Jugendlichen aus der Kunstsektion der Escola Secundária Szete Delgado in dem Städtchen Ribeira Grande auf Santo Antão überlassen. Ein Mädchen zeichnet etwa ein Porträt, ihr Sitznachbar eine Landschaft – Ideen und Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Denn Freiheit ist ein weiterer Faktor für den Künstler, der aus Luxemburg gekommenen ist, um den Workshop zu leiten. Hinzu kommt musikalische Inspiration: Nach einiger Zeit lässt er Hip-Hop-Musik laufen.
Sieben Sonnen, sieben Monde
Nelson hat es sich zur Aufgabe gemacht, im Rahmen seiner „Résidence artistique“ und anlässlich des Festivals Sete Sóis Sete Luas (Sieben Sonnen, sieben Monde) vom 30. Oktober bis zum 20. November auf vier der neun bewohnten Kapverdischen Inseln Workshops mit Schulklassen zu führen, verbunden mit einer Ausstellung seiner Werke: Santo Antão, Fogo, Brava und Maio. Der 50-Jährige, der mit seiner Familie in Niederkorn lebt, hat bereits unzählige Ateliers für Kinder und Jugendliche geleitet – ob auf Kap Verde oder im Großherzogtum, seine farbenfrohen Werke waren in den vergangenen 22 Jahren auf vielen Ausstellungen zu sehen. Doch Ribeira Grande hat für ihn eine besondere Bedeutung, denn hier im Norden der von grünen Bergen und Tälern geprägten nördlichsten Kapverdischen Insel ist er geboren und hat er einen Teil seiner Kindheit verbracht, bevor er im Alter von sieben Jahren seinen Eltern nach Luxemburg folgte, wo er in Diekirch aufwuchs.
Erst mit 23 kehrte Nelson nach Santo Antão zurück. Mit 30, nachdem er eine Ausbildung zum Dekorateur absolviert hatte und neben seinem Hauptberuf den künstlerischen Weg eingeschlagen hatte, brach er wieder dorthin auf, begleitet von seinem guten Freund Henri Fischbach, der einen Film über die Rückkehr des Künstlers zu seinen Wurzeln drehte. Seither hat Nelson unzählige Bilder vor allem mit Acryl auf Leinwand gemalt. Die von figurativer bis abstrakter Kunst reichenden Werke wurden auf zahlreichen Ausstellungen in verschiedenen europäischen Ländern gezeigt, ebenso in Kap Verde. Als im Mai dieses Jahres der kapverdische Präsident José Maria Neves zu Besuch in Luxemburg war, malte der vielfach ausgezeichnete Künstler vor den Augen des Staatsgastes und Großherzog Henri.
Nun ist er wieder in Povoação, dem Ortszentrum von Ribeira Grande. Am Vortag nahmen wir das Schiff von der Nachbarinsel São Vicente nach Santo Antão und fuhren mit dem Sammeltaxi vom Hafen in Porto Novo in Nelsons Heimatort. „Die meisten Leute hier kenne ich noch“, sagt er. „Seit meiner Kindheit hat sich zwar einiges verändert. Neue Häuser wurden gebaut, die Infrastruktur hat sich verbessert. Es gibt mehr Straßen, die Menschen haben mehr Zugang zu Elektrizität und Wasser.“ Er weiß noch, „wie einst viele Frauen mit Eimern beim Wasserholen Schlange standen“. Im Zentrum des Städtchens kommen wir an einer Bronzestatue vorbei, die an jene Zeit erinnert: Sie zeigt eine Frau, die einen Eimer auf dem Kopf transportiert.
Amilcar Cabral in Gedanken
„Leider sind nach und nach auch einige Beispiele der kolonialen Architektur verschwunden“, sagt Nelson. „So schlecht die Kolonialzeit auch war, sie ist Teil unserer Geschichte.“ Nelson verehrt den kapverdischen Befreiungshelden Amilcar Cabral. Der linke Politiker und Intellektuelle aus Guinea-Bissau fiel 1973 im Alter von 48 Jahren einem Attentat zum Opfer, zwei Jahre vor der Unabhängigkeit des Landes. Im kommenden Jahr wird sein hundertster Geburtstag gefeiert. Während meines Aufenthalts berichtete das staatliche kapverdische Fernsehen darüber. Knapp ein halbes Jahrhundert nach der Befreiung von der portugiesischen Kolonialherrschaft befasst sich das Land mit seiner Vergangenheit und diskutiert über die Bedeutung Cabrals.
Auf dem Spaziergang durch das Städtchen treffen wir Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen von Nelson. Dieser führt uns zum Haus seiner Eltern und Großeltern, zu den Orten seiner Kindheit und zu jener Backstube in der Nachbarschaft, wo er als kleiner Junge immer ein mit Butter bestrichenes Brot geschenkt bekam. Er trifft alte Bekannte und Schulfreunde im Café oder beim Friseur. Ein Ausflug führt uns von der Mündung der Ribeira da Torre das dicht bewachsene Tal hoch zur kleinen Bananenplantage der Familie, ein anderes Mal nehmen wir den Pick-up in das spektakuläre Vale do Paúl, wo unten neben Bananen noch Mangos und Brotfrüchte wachsen und weiter oben auf Feldterrassen Zuckerrohr angebaut wird, Bohnen, Kaffee und Mais. Wir unterhalten uns mit einem alten Mann, der uns sagt, dass er sich keinen anderen Ort der Welt zum Leben vorstellen möchte. „Hier habe ich meine Ruhe“, sagt er, während sein Blick über das Tal schweift. Im kleinen Ausschank von Edna, einer Frau mittleren Alters, gibt es selbst gemachten Grog und Tee aus Heilkräutern. Der Weg weiter in die Berge ist für Autos nicht passierbar. Wer höher will, muss zu Fuß gehen. Obwohl es nur ganz selten regnet, wird über ein Bewässerungssystem aus kleinen Kanälen der Anbau der Früchte und des Gemüses gesichert. Bei einer Fahrt in die mit Nadelbäumen bewachsenen Berge zur Borda da Corva wähnt man sich in den Wolken: Der Nebel sorgt für die nötige Feuchtigkeit, um die Orangen- und Zitronenbäume und andere Pflanzen zu kultivieren.
Ein anderes Mal fahren wir auf der Küstenstraße nach Ponta do Sol. Dort liegen zahlreiche Boote am Ufer. Noch ist die Fischerei eine Einnahmequelle für manche Einwohner, aber die Überfischung der Meere hat ihnen schwer zugesetzt. Sie können mit ihren kleinen Booten gegen den globalisierten Fischfang kaum mithalten. Trotzdem ist der Sektor noch ein wichtiger Wirtschaftszweig und reichen die Fischbestände aus, um rund ein Fünftel der kapverdischen Ausfuhren zu decken und als wichtige Devisenquelle zu dienen. Kap Verde kooperiert mit der Europäischen Union im nachhaltigen Fischfang. Die prächtige Câmara Municipal, das Rathaus an der weiträumigen Praça Municipal, lässt an koloniale Zeiten denken sowie an jene Ära, als Ponta do Sol das administrative Zentrum der nördlichen Inseln Kap Verdes und die Hauptstadt von Santo Antão war. Heute ist es Porto Novo, der Hafenort, wo die Fähren vom benachbarten São Vicente anlegen.
Der Traum vom Auslandsstudium
In Porto Novo haben wir auch Erica Silva Semedo mitgenommen. Die 18-Jährige lebt in dem Städtchen Ribeira das Patas. Nelson hatte sich vorgenommen, Jugendlichen aus sozial benachteiligten Verhältnissen zu helfen und die Schülerin aufgrund ihres besonderen Talents zu seinem Workshop eingeladen. Ericas Mutter lebt und arbeitet aus gesundheitlichen Gründen in São Vicente. Derweil leidet Erica an Diabetes. Was sie nicht von ihren Plänen abhalten soll, einmal Modestylistin zu werden und dafür in Portugal zu studieren. „Ich liebte es schon immer zu malen und zeichnen“, erinnert sie sich. Dass sich bei ihr alles um Mode dreht, ist während des Workshops zu sehen. Sie entwirft mit Leichtigkeit elegante und extravagante Roben. „Ich inspiriere mich an der kapverdischen Tradition“, erklärt Erica. „Mein Traum ist es, nach dem Studium hierher zurückzukehren und mein eigenes Modeunternehmen zu gründen. So möchte ich meinem Land helfen.“
Ähnlich sieht es Nelson. Nachdem er schon zweimal mit Sete Sóis Sete Luas – in Italien und Portugal – zusammengearbeitet hat, will er seiner Heimat etwas zurückgeben. Das Festival, 1993 ins Leben gerufen, wird von einem kulturellen Netzwerk gefördert, in 30 Städten in zwölf verschiedenen Ländern: Brasilien, Kap Verde, Kroatien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Marokko, Portugal, Slowenien, Spanien, Tunesien und die Türkei. Die Projekte werden hauptsächlich im Bereich der populären ethnischen Musik und der bildenden Kunst entwickelt. Frühere Ehrenpräsidenten waren der portugiesische Schriftsteller José Saramago und der italienische Autor Dario Fo, beide Nobelpreisträger für Literatur. Das Festival wurde bereits mehrfach von der Europäischen Union unter anderem wegen der hohen künstlerischen Qualität seiner Projekte ausgezeichnet.
Ribeira Grande gehört sei 1998 zu den Standorten des Festivals. „Sie feiern also 25 Jahre. Umso mehr ist es für mich eine Ehre, als Künstler hier meine Bilder auszustellen und einen Workshop zu leiten“, sagt Nelson. „Ich repräsentiere beide Kulturen, die kapverdische und die luxemburgische, zwischen denen ich Brücken baue.“ Nicht zufällig heißt eines seiner jüngsten Werke, das auch in Ribeira Grande ausgestellt ist, „Pont culturel“, ein exemplarisches Gemälde, auf dem eine kapverdische Frau und im Hintergrund unter anderem die rote Brücke in der luxemburgischen Hauptstadt, über die eine Vielzahl von Menschen strömt, zu sehen sind.
Das Land habe Glück gehabt, meint der Künstler, weil es keine Bodenschätze wie Öl, Gold oder Diamanten besaß, sagt Nelson. „Was wir aber haben, sind Freiheit und Frieden“, betont er. „Das Land ist stabil und wird, soweit ich weiß, gut regiert. Die Wahlen verlaufen friedlich, der Übergang von einer Regierung zur anderen auch. Das ist in Afrika alles andere als selbstverständlich.“ Der Luxemburger kapverdischer Herkunft kennt die Probleme des Landes. Dazu zählen die Wasserknappheit und die isolierte Lage. Trotzdem schaffte es Kap Verde, dank eines gestiegenen Pro-Kopf-Einkommens von 6.700 US-Dollar pro Jahr aus dem Kreis armer Länder in den mit einem mittleren Einkommen aufzusteigen. Der Anteil von Bildungsausgaben am staatlichen Haushalt sowie der Alphabetisierungsgrad sind im afrikanischen Vergleich hoch, ebenso die Lebenserwartung, die Kindersterblichkeit hingegen ist niedrig.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner lag in Kap Verde 2022 bei etwa 3.700 Euro, das durchschnittliche Monatseinkommen betrug pro Kopf 328 Euro, im Human Development Index lag der Archipel auf Platz 128 von 191 Staaten. „Wir leben von der Hilfe durch die Entwicklungskooperation, etwa mit Luxemburg und von den Überweisungen der Kapverdier, die im Ausland leben. Ohne diese Hilfe könnten wir nicht überleben.“ Ein noch größeres Standbein ist der Tourismus, ob in Form von Strandurlaub auf Inseln wie Sal oder Boa Vista, als Kultururlaub auf São Vicente oder als Wander- und Naturtourismus auf Santo Antão. Er nimmt etwa 25 Prozent des BIP ein.
Fluch und Segen der Migration
„Leider hat die Insel immer weniger Einwohner“, weiß Nelson. „Vor allem Jugendliche verlassen sie, weil es hier kaum Arbeitsplätze gibt.“ Zurzeit leben knapp 50.000 Menschen auf Santo Antão, auf den neun bewohnten Inseln von Kap Verde bewegt sich die Zahl der Einwohner auf 600.000 zu, weniger als die kapverdische Diaspora weltweit. Während die Gesamtarbeitslosenrate etwa 14 Prozent beträgt, liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei mehr als 30 Prozent. Im Laufe seines Workshops fragte er, wer alles Verwandte in Luxemburg hat. Etwa ein halbes Dutzend Schüler hob die Hand. Kein Wunder, bei Begegnungen in Ribeira Grande stießen wir auf Menschen mit Familien unter anderem in Diekirch und Ettelbrück, Düdelingen und Differdingen – oder die selbst dort wohnen und zu Besuch sind.
Nelson wollte am ersten Tag seines Workshops auch von den Schülern wissen, wer nach Europa auswandern möchte. Etwa die Hälfte meldete sich. „Es ist schwer, sie hier zu halten“, sagt er. „Meine Botschaft an die Schüler und Studenten lautet stets: Lasst euch gut ausbilden, egal wo, ob in Europa oder in Brasilien, aber versucht, danach wieder zurückzukommen. Das Land braucht euch. Wir können nicht alle weggehen. Außerdem gibt es in Europa nicht mehr so viele Arbeitsplätze wie in den 60er und 70 Jahren.“
Ein Exportartikel ist auch die kapverdische Musik. Am bekanntesten dürfte die Morna sein. Es ist eine langsame, von Moll-Tönen geprägte Stilrichtung, mit einer melancholischen Stimmung und sentimentalen Texten, die mit dem portugiesischen Fado verwandt ist, aber ihre Wurzeln wohl eher in Brasilien hat und die mit Cesária Évora weltweit berühmt wurde. Die 2011 verstorbene Sängerin war in Mindelo zu Hause. In der Hauptstadt von São Vicente, musikalisches Zentrum von Kap Verde, ist sie noch immer präsent, auf Wandbildern und in Geschäften oder auf touristischen Souvenirs. Verwandte Musikstile zur Morna sind die Coladeira, zu deren berühmtesten Interpreten Lura und Tito Paris gehören, sowie die Funaná, die besonders für die kreolische Identität steht, oder der Batuko. Zudem gibt es Verbindungen mit modernen Musikrichtungen. Wenn sich etwa der brasilianische Rapper Emicida in der kapverdischen Hauptstadt Praia von einer Gruppe von „Batucadeiras“ inspirieren lässt und einen gemeinsamen Auftritt improvisiert.
„Inspiration“, wiederholt Nelson. Wenn er sie spürt, könne er unaufhörlich in seinem Atelier in Niederkorn verbringen und arbeiten. Manchmal aber möge er tagelang nicht malen, sagt er. Dann aber, wenn ihn etwas wütend mache, irgendeine Ungerechtigkeit, greife er zum Pinsel und lasse seiner Wut freien Lauf. Dann entstehen seine expressiven Werke, die sein Inneres nach außen kehren. „Inspiration“, sagt António Lopes, der Rapper aus Ribeira Grande, hole er sich aus seiner Umgebung. Er nennt sich CukTel. Das steht für Kampf und Protest. So wie ein Molotow-Cocktail, fügt er hinzu. Wie Nelson kommt er aus Povoação. „Meine Lebenssituation und meine Musik hängen eng miteinander zusammen“, sagt er. Als 16-Jähriger habe er zu rappen begonnen.
Rapper mit sozialem Anliegen
In der Schule interessierte er sich für plastische Kunst. „Aber nicht hundert Prozent“, sagt er. „So wählte ich den Rap. Es waren familiäre und soziale Probleme, die mich dazu brachten“, erklärt der 27-Jährige, der bei seiner alleinerziehenden Mutter in armen Verhältnissen aufwuchs und mit dem wir durch Tarrafal gehen, einen tristen Ortsteil von Ribeira Grande, wo sich abends die Jugendlichen ihre Drogen konsumieren. Die Wände der Häuser sind grau und trist. Nur eines ist von einem überdimensionalen Wandgemälde bedeckt, von dem uns Cesária Évora entgegenblickt.
CukTel hat wie Nelson mit seiner künstlerischen Arbeit ein gesellschaftliches Anliegen. Genauso verfolgt er soziale Projekte, um Jugendliche zum Handeln zu ermutigen. Eines heißt „Construindo Sonhos, Inspirando Almas“ (Träume schaffen, Seelen inspirieren). Es steht hinten auf seinem grauen Hoodie, auf der Vorderseite ist Made in Puva zu lesen, das Kürzel für Povoação. CukTel brachte T-Shirts auf den Markt. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er bisher auf Santo Antão, nicht so wie die vielen Auswanderer. Einmal wollte er nach Kuba zu einem Konzert reisen, doch dann kam die Pandemie dazwischen.
Auch CukTel ist bei Sete Sois Sete Luas aufgetreten. „Santo Antão ist meine Realität“, sagt er, „an der ich mich inspiriere.“ Er arbeitet viel mit anderen Rappern und Produzenten zusammen. „Doch hier ist es schwierig, vor allem wegen der Sprache.“ Das Kreolische von Santo Antão sei sehr limitiert, und ein Wort kann auf Portugiesisch eine andere Bedeutung haben. Dabei sei Rap für ihn eine Notwendigkeit des Ausdrucks. „Ich mache das nicht wegen des Geldes“, betont er. Es ist vielmehr mein Sinn des Lebens. Ich habe keinen Manager oder so etwas. Dadurch bin ich völlig unabhängig. „Ich mag die Menschen hier. Für sie gebe ich auch meine Konzerte.“
So wie die Musik und der Tanz, die Literatur und die bildende Kunst Teile der kapverdischen Identität nicht zuletzt im Umgang mit der Geschichte des Landes seien, tragen die unterschiedlichen Formen des Kreolischen zur Identität bei, so Paulo Rodrigues, Stadtrat von Ribeira Grande für Kultur und Sport. „Die Kultur verschafft uns Visibilität nach außen“, sagt er, „nicht zuletzt durch Festivals wie Sete Sóis Sete Luas.“ Wie die Sprache trennt sie nicht, sondern vereint die Menschen von den verschiedenen Inseln. Dies könnte man ebenso auf den Künstler Nelson Neves übertragen, der sich als Brückenbauer zwischen Luxemburg und Kap Verde betrachtet und mit seiner Arbeit eine eigene, ganz persönliche Verbindung der Inseln untereinander hergestellt hat.
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