/ „Der Landwirt von heute ist Manager“: Jeff Reiff (32) ist ein echter Macher – und für einen wichtigen Preis nominiert
Produktiv, unabhängig, nachhaltig: Diese Begriffe fallen häufig in einem Gespräch mit dem Jungunternehmer Jeff Reiff (32). Mit den Vorgaben hat er sich in Ulflingen ein Geschäftsmodell im landwirtschaftlichen Bereich aufgebaut, was eventuell preiswürdig ist. Er ist nominiert für den Ceres Award, der „Oscar“ für Landwirte im deutschsprachigen Raum. 330 Bewerbungen gab es, im Herbst ist die Preisverleihung in Berlin.
Mistgabel und Gummistiefel hat Jeff Reiff schon länger gegen Laptop, Smartphone und Schreibtisch eingetauscht. Nicht dass der gelernte Landwirt das nicht mehr machen will. Oder dass er sich zu fein dafür ist. Der 32-Jährige ist mittlerweile Unternehmer und leitet einen Betrieb mit 60 Mitarbeitern.
„Das hier ist meine Leidenschaft“, sagt er und lebt sie. Er wohnt bewusst neben dem Betriebsgelände zwischen Ulflingen und Drinklingen und ist für seine Mitarbeiter fast immer erreichbar. Und wenn jetzt nicht die Presse im Besprechungsraum des Bürogebäudes wäre, täte er das, was ein Chef morgens um elf Uhr so macht. E-Mails abarbeiten, Telefonate führen, die Tagesplanung durchgehen und offene Fragen beantworten.
Der „Rübenroder“ im Einsatz
Reiff kennt das Metier Landwirtschaft aus dem Effeff. 2004 schließt er seine Ausbildung an der Agrarschule in Ettelbrück ab und steigt in den väterlichen Betrieb ein. Schon damals war die Branche im Umbruch. „Der Landwirt von heute ist Manager“, sagt er, „das sind klare Rechner, die genau wissen, was was kostet.“ Und die outsourcen, was sich im eigenen Betrieb nicht lohnt.
Davon profitiert sein Unternehmen. Neben dem Anbau von Getreide wie Raps, Weizen oder Roggen und von Gemüse wie Kartoffeln, Mais und Rüben auf 420 Hektar bietet die Firma Dienstleistungen für Landwirte an. 2015 übernimmt Jeff Reiff den Betrieb ganz, der danach schnell wächst.
Der 500.000 Euro teure „Rübenroder“ in der großen Halle mit den vielen anderen Maschinen ist ein gutes Beispiel für das, was Reiff macht. Sie gehört zu seinem Fuhrpark, der neben vielen anderen landwirtschaftlichen Geräten schon allein 40 bis 50 Traktoren umfasst. Das riesige firmeneigene Gefährt fährt die Rübenernte anderer Bauern gegen Bezahlung ein. Es ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Die Bauern, die das Futtermittel anbauen, brauchen die Maschine nicht anzuschaffen.
Kulturarbeit: Museum und die Toten Hosen
Reiff lebt von der Dienstleistung und leistet, wenn sich die Chance bietet, Überzeugungsarbeit. Das entspricht der Philosophie des Chefs. Reiff geht gerne voran. „Mit dem Rübenanbau kann Mais ersetzt werden, der als Monokultur in der Kritik steht“, sagt er, „deshalb waren wir der Meinung, der Rübenanbau soll wegen seiner positiven Eigenschaften für den Boden hier in der Region bleiben.“ Schon sein Vater hat zu seiner Zeit damit angefangen, neben Ackerbau und Viehwirtschaft im Auftrag anderer Landwirte den Boden maschinell zu bearbeiten. Der Junior stellt diese Leistung auf eine breitere Schiene. Sie ist das umsatzstärkste seiner vier Geschäftsfelder und macht über 50 Prozent der Gesamteinnahmen von rund 10 Millionen Euro pro Jahr aus. 40 seiner Maschinen arbeiten durchschnittlich täglich für die Kunden. So viel zur Produktivität.
Ein wenig weiter liegt die Werkstatt für die Landmaschinen, das Herz des vier Hektar großen Betriebsgeländes. In der ebenfalls großen Halle wartet Reiff nicht nur die eigenen Maschinen, sondern auch die anderer Bauern. Die Werkstatt ist auf Abruf besetzt. Wenn Landwirte mit ihrer Maschine inmitten dessen, was Städter gerne als Middle of nowhere bezeichnen, eine Panne haben, helfen Reiff-Mitarbeiter. 15 der rund 60 Mitarbeiter arbeiten allein in der Werkstatt. Ersatzteile kommen aus dem eigenen Lager, in dem drei Lageristen dafür sorgen, dass alles da ist, was für Reparaturen gebraucht wird. „Ich habe gerne einen Plan B“, sagt Reiff, der Wartezeiten für seine Kundschaft durch fehlende Teile vermeiden will.
Wartezeiten oder Kaffeefahrten für seine Maschinen will er auch vermeiden, wenn die jährliche Kontrolle des Fuhrparks ansteht. Die „Société nationale de contrôle technique“ kommt zu ihm, er hat eine eigene Kontrollstation.
Unabhängig ist Reiff auch beim Heizen, wo „unabhängig“ auf „nachhaltig“ trifft. Der Rohstoff für die Holzschnitzelanlage, die die Hallen beheizt, kommt aus 80 Hektar eigenem Wald. Im Ackerbau hat die Firma breite Grünstreifen neben den Feldern angelegt. „Wir wollen nachhaltig denken“, sagt Reiff, „es ist heute nicht mehr angebracht, wenn die Menschen nur noch Getreidefelder und keine Blumen mehr sehen.“ Nicht nur sie, gleichzeitig fördert er damit die Artenvielfalt.
Wer meint, Reiff sei damit mit seinen Projekten am Ziel, der irrt. Zwei wirklich wichtige Dinge sind noch in Arbeit. Die Aussage „wir haben hier alle Fendt im Blut“ stimmt. Nicht nur, dass er die Maschinen gebraucht verkauft, er sammelt sie auch. Rund 170 Oldtimer stehen dicht gedrängt nebeneinander in einer anderen großen Halle und sind Teil der Firmenführungen, die Reiff macht.
Die Resonanz darauf ist durchweg positiv, wie die firmeneigene Facebook-Seite mit rund 60.000 Followern zeigt. 6.000 Besucher kommen jährlich. Um die Sammlung richtig zur Geltung zu bringen, will er eine weitere Halle bauen, ein Museum. Und dann wäre da noch ein weiterer großer Wunsch. Reiff ist Fan der Toten Hosen. „Das ist mein Lebenstraum, sie nach Ulflingen zu bringen“, sagt er. Wer ihn kennt, weiß, dass es schon Pläne dafür gibt. Einen Plan A und natürlich einen Plan B.
Der Ceres Award
Der Ceres Award ist die bedeutendste Auszeichnung in der Landwirtschaft. Vergeben wird er vom Fachmedium agrarheute. Namenspatin für den mit 10.000 Euro dotierten Preis ist Ceres, die römische Göttin des Ackerbaus, der Fruchtbarkeit, des Wachsens und Gedeihens. Neben dem Gesamtsieger, dem Landwirt des Jahres, werden Sieger in elf Einzelkategorien (Ackerbauer, Biolandwirt, Energielandwirt, Fleischrinderhalter, Geflügelhalter, Geschäftsidee, Junglandwirt, Manager, Milchviehhalter, Schweinehalter und Unternehmerin) gekürt.
Beworben haben sich in diesem Jahr 240 Landwirte, Jeff Reiff ist unter den 33 Finalisten. Zwischen 2006 und 2019 hat er den Betrieb von einem Mitarbeiter auf 60 Angestellte und 20 Aushilfen ausgebaut. 50 Schlepper, acht Häcksler, acht Mähdrescher, 16 Ladewagen und acht Pressen gehören zu seinem Fuhrpark. Dazu baut er auf 420 Hektar Kartoffeln, Getreide, Mais und Rüben an. Grünland kommt hinzu. In eigenen Silos lagert Reiff 12.000 Tonnen eigenes Getreide und das seiner Kundschaft. In Planung ist ein Mietservice für die Traktoren.
Das rasante Wachstum der Firma und die innovativen Ideen sind laut Veranstalter die Kriterien, Reiff zu nominieren. Insgesamt hatten sich über 20 Landwirte für die Kategorie „Ackerbau“ beworben. Letztes Jahr wurde Luc Emering aus Sprinkingen „Junglandwirt“ beim Ceres Award. Das war laut Veranstalterangaben bisher der einzige Sieg, der nach Luxemburg ging.
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Na also geht doch!
Jetzt noch die 1500 Hobby-Bauern und Winzer in Rente schicken und das wird was.
Die Landwirtschaft von heute ist Wirtschaft und Industrie pur und hat mit Naturverbundenheit nicht mehr das geringste zu tun. Die Viehwirtschaft besteht fast nur noch aus riesigen Zuchtbetrieben in denen die Tiere z.T. mit Chemikalien gemästet, aufs Schlachthaus vorbereitet werden. Und dazu werden subtropische Pflanzen angbaut, die nicht für unsere Breiten und Böden geeignet sind. Man spricht seit langem nicht mehr von Viehhaltung sondern nur noch von Viehzucht. Die landwirtschaftlichen Maschienen sind die reinsten, mit aller Elektronik ausgestatteten, Ungetüme, die unsere Strassen unsicher machen. Die Zeit bleibt nicht stehen und macht vor nichts Halt, alles verändert sich anscheinend zum Wohle des Menschen. Auf der Strecke bleiben Beschaulichkeit und Lebensqualität. An ihre Stelle treten Hektik und Stress , Wachstum und fragwürdiger Wohlstand. Aber dem Fortschritt sind keine Grenzen gesetzt und aufzuhalten ist er auch nicht. “ Il faut faire avec „! Also tun wir’s, ob’s uns bekommt oder nicht.