Tourismus / Der Manternacher Fiels, eine Traumschleife und ihr Initiator
Josy Fisch ist ein Urgestein und ein Paradebeispiel dafür, dass es oft von Einzelnen abhängt, ob etwas passiert oder eben nicht. Bis weit über die Grenzen hat sich sein Engagement in Manternach herumgesprochen. Er ist seit 31 Jahren Präsident des „Syndicat d’initiative“ und hat in dieser Zeit einiges auf die Beine gestellt. Der Luxembourg Tourism Award 2023 ist hochverdient – er und seine Mitstreiter gelten als Vorbilder in Sachen Ehrenamt im Tourismus.
Während seiner aktiven Berufsphase war die Natur der beste Ausgleich, den er haben konnte. 42 Jahre lang arbeitet Josy Fisch (74) als Automechaniker mit Meisterbrief. Zuerst in einer Werkstatt, später beim „Contrôle technique“ in Sandweiler. Der gebürtige Machtumer steht so oft zwischen Abgasen, dass er nach Feierabend die Ausflüge in die Natur braucht und genießt.
„Leben und leben lassen“ ist sein Motto, wenn es darum geht, die Kontrolle positiv oder negativ abzuschließen. Er selbst fährt Renault – schon immer. Als 1984 das „Syndicat d’initiative Manternach“ (SIM) gegründet wird, ist er sofort mit dabei. Rund um die 2.300-Einwohner-Gemeinde mit den vier Ortsteilen halten die Ehrenamtlichen seitdem die rund 30 Kilometer Wanderwege in Ordnung.
Beschilderungsarbeiten, Hecken schneiden, mähen oder Äste begradigen, umgestürzte Bäume entfernen: Selbst als Kassierer, den Job macht er sechs Jahre lang, arbeitet Fisch draußen immer mit. 1992 wird er Präsident des „Syndicat“ und ist es noch immer – seit nunmehr 31 Jahren. Seitdem sind ihm ein paar „Coups“ im Sinne des Vereins und des Dorflebens gelungen. Fisch kennt die Natur in und um Manternach wie seine Westentasche.
Sehenswertes und Geschichte wechseln sich ab
Da, wo andere vorbeifahren würden, hält er an und erzählt eine Geschichte. Wie die vom Aquädukt der Holzmühle. Neben der kleinen Straße inmitten des Naturschutzgebietes „Manternacher Fiels“ fließt die Syr weit unten durch die Brückenkonstruktion. Das Glucksen und Rauschen des Flusses sind die einzigen Geräusche rund um das Bauwerk aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Es gilt als einmalig im Land und gehört zu einem 850 langen Kanal, der den Mühlsteinen die Wasserkraft lieferte, um Holzfasern herzustellen, aus denen anschließend Papier gewonnen wurde. Ein Stück weiter geht es einen kleinen Stich quer durch den Wald nach oben zum „Fuussebau“. Im Jahr 2000 kauft das „Syndicat“ das 40 Ar große, völlig zugewucherte Areal, in das sich ein Ingenieur der Eisenbahn in die Einsamkeit zurückgezogen hatte.
Als es verkauft werden sollte, gab es einige Bewerber. Die Witwe wollte es aber nur an naturverbundene Menschen verkaufen und gab dem „Syndicat” den Zuschlag. Es ist ein idealer Platz, um das dichte Grün rund um das kleine Häuschen mit den Anleihen an die griechische Antike, die sich hier überall finden, zu genießen. Das SIM vermietet es manchmal an Gruppen bis zu 25 Personen. Biertische und -bänke sowie eine Grillstätte bieten das perfekte Ambiente für eine Feier oder zum geselligen Beisammensein.
Geselligkeit rund um den „Fuussebau“
Davon profitieren auch die Enthusiasten vom Verein. „Wenn wir im Wald gearbeitet haben, sitzen wir anschließend hier zusammen, grillen und trinken etwas“, sagt Fisch über sich und seine rund ein Dutzend aktiven Kollegen. Aktuell hat der Verein 160 Mitglieder. Sie haben das Gebäude und das Gelände instand gesetzt und pflegen es – alles ehrenamtlich und unter dem Tatendrang des Präsidenten.
Ein bisschen weiter öffnet der Wald sich plötzlich und gibt den Blick frei auf einen Weinberg, den hier niemand vermutet. Bis 1957 wurde dort Wein angebaut, dann standen schnell wachsende Fichten auf dem Hang. 1999 werden sie auf Anregung des Umweltministeriums gerodet und wieder Rebstöcke angebaut. Die Cuvée aus Pinot Gris und Auxerrois, die die Trauben des 35 Ar großen Geländes seitdem liefern, kreiert heute niemand anderes als Aby Duhr aus Grevenmacher.
Das „Syndicat” ist teilweise Besitzer und Pächter der Weinlage. Da sie sich außerhalb des luxemburgischen Weinbauperimeters befindet, darf der „Manternacher Fiels“-Wein mit dem markanten Fuchsemblem auf dem Etikett nur bei besonderen Gelegenheiten vom „Syndicat“ zur Verkostung angeboten werden. An diesen Sehenswürdigkeiten entlang schlängelt sich die gleichnamige Traumschleife durch das Naturreservat.
Die Traumschleife ist der größte Erfolg
Der neun Kilometer lange Weg ist einer von drei Wanderwegen im Grenzgebiet an der Mosel, die sich so nennen dürfen, und seine Anerkennung als solcher ist Josy Fischs größter Coup. Sein Ruf eilt ihm bis weit über die Grenze voraus. Das ORT Mosel vermittelt einen Kontakt zu den deutschen Nachbarn im Saarland, wo die Traumschleifen um die Mitte der 10er Jahre entstehen und zertifiziert werden. „Das ist mein Lieblingsweg“, sagt Achim Laub auf Anfrage des Tageblatt und hat den Weg sofort vor Augen.
Der Saarländer ist nach wie vor zuständig für das Qualitätsmanagement der Traumschleifen. 2015 bei der Einweihung gibt es sofort 90 von 100 Punkten. Tendenz steigend. „Das ist das Verdienst von Josy Fisch“, sagt Laub, ohne nachdenken zu müssen. Die zertifizierten Wanderwege sind beliebte Ausflugsziele und ziehen überall Tausende von Besuchern an. Allein auf dem Höhepunkt der Pandemie erkunden 13.000 Besucher die Traumschleife in Manternach, 2021 sind es 11.000, 2022, als Reisen wieder möglich ist, sind es noch 7.000. Fisch selbst macht kein großes Aufheben darum.
„Ich habe alles gerne in Ordnung“, sagt er. Auf dem Weg wimmelt es an einfallsreichen Utensilien. Mülleimer aus Holz, Bänke aus Holz, selbst die Holzpfähle für die Infotafeln sind selbst gezimmert. Überall sind die Hände des „Syndicat” und seines Präsidenten zu spüren, die diese Aktivitäten ehrenamtlich machen. Deshalb fällt im Tourismusministerium gleich der Name „Syndicat d’initiative Manternach“, wenn es um Ehrenamt im Tourismus geht. Der Luxembourg Tourism Award dieses Jahr ist verdient gewonnen.
Moin, moin, immer wieder ein Vergnügen. Danke für die Pfadpflege. Tschüss und bis bald.Auszug aus dem Gästebuch vom 23.7.2023
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