/ Der Messias der Alpenrepublik: Sebastian Kurz ist Österreichs Wahlgewinner
Vor acht Jahren fuhr Sebastian noch mit dem Geilo-Mobil durch Wien. Aus einem schwarzen Hummer-SUV heraus verteilte der junge Mann schwarze Kondome. „Schwarz macht geil“ hieß die Kampagne des damaligen Chefs der Jungen Volkspartei. Wenig später wechselte Kurz als Integrationsstaatssekretär in die Regierung, gerade einmal 24-jährig. Die konservative ÖVP hatte ihren neuen Shootingstar. 2019 ist Kurz immer noch ein junger Mann – der sich allerdings trotz seiner 33 Jahre bereits die nicht sehr rühmliche Bezeichnung Altkanzler umhängen kann.
Im Frühjahr 2017 platzte die Regierung Kern-Mitterlehner, Rot-Schwarz war am Ende. Die Fäden hinter diesem Coup zogen Kurz und sein Team. Sie kaperten alsbald die ÖVP, die fortan Kurz’ Regeln zu folgen hatte, nicht mehr schwarz, sondern türkis war und als „Liste Kurz – Die neue ÖVP“ in die Wahlen zog – um diese im Herbst desselben Jahres haushoch zu gewinnen.
Kurz’ Plan schien aufzugehen. Er hatte einen „neuen Stil“ versprochen, der sich abheben sollte von den ewigen Streitereien der ewigen Koalitionäre ÖVP und SPÖ. Dann kam die Koalition mit der rechtsextremen FPÖ – und der Stil wurde zwar ein neuer, aber kein besserer. Seitdem ist das politische Klima in Österreich vollends vergiftet.
Während des Wahlkampfs 2017 hatten Kurz und seine türkise Bewegung die Themen Migration und Islam von der FPÖ übernommen. In den Wahlprogrammen beider Parteien fanden sich zu diesen Punkten kaum noch Unterschiede. Kurz stellte sich dar als der Mann, der die Balkanroute geschlossen hatte und ging in Flüchtlingsfragen in Opposition zur EU-Kommission in Brüssel und auch zur deutschen Kanzlerin Angela Merkel in Berlin.
Auch heute noch geriert sich Kurz als Hardliner in allen Fragen der Zuwanderung. Nach rechts soll im innenpolitischen Spektrum nicht viel Platz bleiben. Auf europäischer Ebene führte das auch zu mehrfachem Zoff mit Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn, der dem Österreicher vorwarf, „die Sprache Donald Trumps“ zu sprechen. Als Kompliment war das nicht gemeint. Kurz reagierte in einem Zeitungsinterview mit dem Hinweis, Asselborn sei in der Vergangenheit immer wieder abgewählt worden – was schlichtweg gelogen war.
Kurz kann getrost als „Political Animal“ bezeichnet werden, er spielt die politische Klaviatur nach allen Regeln der Kunst – auch den unschönen. Rhetorisch gewandt, ist es schwer für seine politischen Gegner (und für Journalisten), den ehemaligen Außenminister der Alpenrepublik in die Enge zu treiben. Bei Presseterminen lobt er oft die Fragen, um dann geschickt daran vorbei zu antworten.
Persönlich bleibt Kurz die perfekte Projektionsfläche für alle, die ihr Österreich so behalten wollen, wie es wohl nie war. Der Publizist und Autor Robert Misik bezeichnete Kurz folglich als „Mann mit dem gewissen Nichts“. Armin Thurnher, Herausgeber der Wochenzeitung Falter, schuf den Begriff „Feschist“ für Kurz. Trotz seiner Omnipräsenz in Österreichs Medien bleibt Kurz ungreifbar. In seiner Partei wird dem Wiener ein fast messianischer Stellenwert beigemessen. Das geht so weit, dass bei einer Veranstaltung in Wien Tausende Menschen für ihn beteten.
Bei der Wahl gestern erzielte Kurz ein Traumergebnis für die ÖVP. Der Altkanzler wird mit seinen 33 Jahren auch der neue Kanzler der Republik Österreich – wird sich aber wohl neu erfinden müssen.
Lesen Sie auch das Editorial zu den Wahlen Österreich.
Gespaltenes Österreich: Wie die Politik die Stimmung im Land vergiftet hat
- Luxemburg zählt bald 700.000 Einwohner – die Wachstumsfrage will trotzdem niemand stellen - 25. November 2024.
- Die Staatsbeamtenkammer feiert Geburtstag – Premier Luc Frieden „gratuliert“ mit launiger Rede - 21. November 2024.
- Kein Buddy mit dem Bully: Gute Nacht, USA – aufwachen, Europa! - 9. November 2024.
Den Här Kurz, den jo wéi fälschlicherweis een Weltminister behapt „d’Sproch vum Donald Trump“ soll schwätzen as bei sengen Landsleit jo anscheinend äusserst beléift. D’Wahlresultater schwetzen fir sech. Och seng Asylpolitik schengt also richteg gewiescht ze sin. Desen Här den „Sproch vum Dieter Hallervorden“ schwätzt verhält sech den Moment ganz roueg mat Kommentären iwert den Här Kurz. Hoffent lech get en lo vum Här Kurz inspiréiert. Wenschen géif ech him dat.