Freizeit / Der Minett-Park ist wieder geöffnet, aber mit Einschränkungen
Im Zuge der Corona-Krise musste der Minett-Park im Fond-de-Gras all seine Aktivitäten stoppen. Ab Sonntag fahren die Züge wieder. Die Großereignisse, die auf dem historischen Gelände geplant waren, werden dieses Jahr allerdings alle nicht mehr stattfinden.
Nostalgiker und Fans von alten Dampfmaschinen dürfte es freuen: Ab Sonntag fahren die prachtvollen Lokomotiven des ,,Train 1900“ wieder – und zwar jeden Sonntagnachmittag. Anstatt der üblichen sechs sind allerdings nur drei Abfahrtszeiten von Petingen aus geplant: um 14, 15 und 16 Uhr. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden zudem besondere Hygienemaßnahmen umgesetzt. Das Tragen einer Maske während der Fahrten ist obligatorisch. Die Wagen werden außerdem so ausgerichtet, dass jegliches Gedränge zwischen Reisenden vermieden wird. Wegen der Sicherheitsabstände wurde die Anzahl der Passagiere im Zug von 150 auf etwa 90 reduziert. Tickets für den ,,Train 1900‘‘ können nicht vor Ort gekauft werden, sondern müssen im Voraus auf der Webseite luxembourg-ticket.lu erworben werden. Um die Unkosten zu decken, müssen mindestens 40 Tickets pro Tag verkauft werden, unterstreicht Frédéric Humbel, Koordinator des Minett-Parks.
Die Züge, die zwischen Petingen und dem „Bois de Rodange“ hin- und herfahren, wurden alle annulliert. Sportbegeisterte dürften sich über den „Ersatz“ aber freuen: Ihnen werden nämlich auf der Strecke Draisinen zur Verfügung gestellt. Nachmittags kann man die Geräte mieten – und das ohne vorherige Reservierung. Die Abfahrten finden zu folgenden Zeiten statt: 14, 15, 16 und 17 Uhr. Auf einer Draisine haben bis zu vier Personen Platz. „Um Kollisionen zu vermeiden, werden die Handhebelwagen mit ausreichend Abstand nacheinander auf die Reise geschickt“, so Humbel.
Die Grubenbahn ,,Minièresbunn‘‘ wird erst ab dem 26. Juli wieder in Betrieb gehen. Es wird dann um 15.00 und 16.15 Uhr zwei Hin- und Rückfahrten vom Fond-de-Gras nach Lasauvage geben. Auch hier wird die Anzahl der Passagiere von 50 auf etwa die Hälfte reduziert. Die Tickets werden vor Ort, vor dem Einstieg, erworben. Der Halt in den Galerien, um das Arbeitsmaterial der Bergleute zu bestaunen, fällt aber aus. Stattdessen werden die Besucher in das Eugène-Pesch-Museum und die „Salle des pendus“ (ehemaliger Umkleide- und Waschraum der Minenarbeiter) in Lasauvage geführt. „Dort besteht ebenfalls Maskenpflicht“, so der Koordinator des Minett-Parks.
Nicht alle auf einmal, bitte
Der Fond-de-Gras ist auch wegen seiner interessanten Spazierwege bekannt. Diese waren während des Lockdowns zugänglich und wurden laut Frédéric Humbel ausgiebig genutzt. Das Areal sei ein gelungener Mix zwischen Natur und Industrie, meint Manfred (68) aus Differdingen. Besonders die historischen Gebäude haben es dem ehemaligen Bergbauarbeiter angetan. Die Zeugen der Bergbau- und Eisenbahnaktivitäten ziehen in der Tat viele Besucher in die Region, so der Ober des Restaurants „Bei der Giedel“, das am Eingang des Areals wieder Gäste empfängt.
Auch der in diesem Jahr 100 Jahre alte Lebensmittelladen „Binck“, das „Buffet de la Gare“ und die anderen Lokale auf dem Gelände dürfen wieder Besucher empfangen. In der „Epicerie“ wurde aber wegen des begrenzten Platzangebots eine Eingangsbeschränkung beschlossen. Hier dürfen sich nicht mehr als vier Kunden gleichzeitig aufhalten. „Es wurde Zeit, dass wieder Leben hier einzieht“, freut sich Frédéric Humbel. Durch den Lockdown hätten sich die Vorbereitungsarbeiten auf dem Areal verzögert. Die Züge wurden in den letzten Wochen gewartet, die Schienen kontrolliert. Die Spazierwege wurden instand gesetzt. Die Arbeiten sind allerdings noch nicht abgeschlossen. Für die Wartung der Maschinen zeichnen zwei Vereine verantwortlich. Den Unterhalt der Wege übernimmt indes das lokale CIGL („Centre d’initiative et de gestion local“) im Auftrag der Denkmalschutzbehörde, erläutert Humbel.
All jene, die sich auf die verschiedenen Großevents gefreut haben, die jedes Jahr im Fond-de-Gras stattfinden, müssen sich nun allerdings in Geduld üben, denn in diesem Jahr stehen keine Ereignisse mehr auf dem Programm. Der Blues-Express wurde abgesagt, ebenso wie die Steampunk-Convention und die „Journée vieille carrosserie“. „Solche Ereignisse setzen eine langwierige Planung voraus. Zudem herrscht noch immer das Risiko eines erneuten teilweisen Lockdowns. Schließlich würde durch die Einschränkungen sowieso keine richtige Stimmung aufkommen“, rechtfertigt Frédéric Humbel die Entscheidung.
Finanzielle Einbußen
Auch wenn auf dem Gelände wieder mehr Besucher gezählt werden, sei diese Saison für die Katz, so der Koordinator. Die zwei Vereine, die den „Train 1900“ und die „Minièresbunn“ betreiben, rechnen mit Einbußen von etwa 80 Prozent auf dem Ticketverkauf. Beide Vereinigungen machen einen Großteil ihres Umsatzes während der diversen Events, die im Fond-de-Gras stattfinden. Da diese aber alle abgesagt oder verschoben wurden, komme viel weniger Geld rein, bedauern mehrere Mitglieder des elfköpfigen Verwaltungsrats des Parks. Dazu kommen die Absagen der Touren, die im Rahmen von Tagesausflügen von Reiseagenturen gebucht werden. Auch die „Journée des écoles“, die in Zusammenarbeit mit der CFL organisiert wird, ist der Pandemie zum Opfer gefallen. „Im Februar waren wir noch ausgebucht. Dann kamen die Absagen“, sagt Humbel. Die Einnahmen durch die Vermietung der Anlagen des Minett-Parks bleiben in diesem Jahr komplett aus. Das Areal wird unter anderem als Filmkulisse genutzt. Auch Firmen-Events stehen regelmäßig auf der Agenda. Man müsse jetzt schauen, was in dieser Saison noch möglich sei. Im Falle eines Altweibersommers mit gutem Zulauf im Herbst wird eine Verlängerung der Saison bis Oktober durchaus in Erwägung gezogen. Man sei dabei, diese Möglichkeit mit allen betroffenen Akteuren zu diskutieren, so der Verwalter des Parks.
Der Minett-Park bekommt Subsidien vom Kulturministerium sowie von den Gemeinden Differdingen und Petingen. Insgesamt beläuft sich der Haushalt auf fast 220.000 Euro. Das Geld wird für die Löhne der drei fest angestellten Mitarbeiter und die Realisierung der Projekte genutzt. Wie die Finanzlage nach Corona aussehen wird, wisse niemand, so der Verantwortliche des Areals. Die Zahl der Besucher steige auf jeden Fall wieder, freut er sich. Vor allem Menschen aus der Region begeben sich in diesen Tagen zum Minett-Park, Touristen gibt es derzeit eher kaum. Auch die Gastronomiebetriebe betonen die Bedeutung des lokalen Tourismus. „Die Lage ist schwierig und undurchsichtig. Warum nicht mehr Ausflüge innerhalb des Landes machen? Wenn wir gutes Wetter haben, kommt hier auch Ferienstimmung auf!“, so ein Mitarbeiter der „Giedel“. „Ich bin gerne hier. Wir wissen unsere Naherholungsgebiete viel zu wenig zu schätzen“, bestätigt Froni, die mit ihrem Hund unterwegs war. Und rät: „Ferien zu Hause können auch ihren Reiz haben.“
Weitere Infos zum Minett-Park gibt es unter www.minettpark.lu.
Esch2022
Esch wurde zur Europäischen Kulturhauptstadt Europas 2022 bestimmt. Die Verantwortlichen des Minett-Parks hatten diesbezüglich ein Projekt, eine Tour mit Geschichtenerzählern, eingereicht, das aber verworfen wurde. „Das ist kein Problem, es handelt sich um einen Wettbewerb. Diesen können wir auch auf eigene Faust organisieren“, gibt sich Frédéric Humbel gelassen. Esch2022 ohne Minett-Park können sich viele Leute aber nicht vorstellen. „Auf dem Gelände gibt es so viel Geschichtliches zu entdecken. Wir wollen doch zeigen, was uns auszeichnet, und da gehören der Fond-de-Gras und der Titelberg einfach dazu“, so Jos (31) aus Esch. Frédéric Humbel zufolge stehen die Chancen, dass auf dem Areal im Rahmen von Esch2022 etwas passiert, aber gut, denn angeblich haben die Initiatoren mehrerer Privatprojekte bei ihm eine Anfrage eingereicht, um im Rahmen der Kulturhauptstadt etwas auf dem Gelände zu veranstalten. Man sei jetzt dabei, die Machbarkeit der Projekte unter die Lupe zu nehmen.
Geschichte
Der Fond-de-Gras ist eine frühere Umladestation für Eisenerz. 1964 wurde die letzte Mine auf dem Areal geschlossen. Schnell fanden sich mehrere Studenten zusammen, die die historische Stätte wieder mit Leben füllen wollten. So erblickte 1973 der „Train 1900“ das Licht der Welt. Einige Jahre später wurde auch die Mine wieder geöffnet. Mit der „Minièresbunn“ kann der Stollen jetzt wieder besichtigt werden. Das Areal, unter anderem das Elektrowerk und die Walzstraße, wurde nach und nach einer Sanierung unterzogen. Die „Epicerie Victor Binck“, die seit 1919 im Differdinger Zentrum Kunden empfing, wurde in den 1980ern abgebaut und im Fond-de-Gras originalgetreu in einem anderen Gebäude wieder aufgebaut. Sehenswert ist auch das Restaurant „Bei der Giedel“. Es wurde 1882 eröffnet. Seit 1998 kümmert sich eine Vereinigung um die Verwaltung des Geländes. Zuerst hieß sie „Parc industriel et ferroviaire du Fond-de-Gras“, inzwischen trägt sie den Namen „Minett-Park“.
Neben dem Fond-de-Gras liegt Lasauvage, mit dem „Musée Eugène Pesch“, das im ehemaligen Grubenverwaltungsgebäude eingerichtet wurde. Hier kann man Materialien und Werkzeuge des Erzbergbaus entdecken. Im Dorf befindet sich auch der „Espace muséologique“, der das Leben der untergetauchten Zwangsrekrutierten in der Galerie Hondsbësch während des Zweiten Weltkriegs zeigt. In der Region findet der Besucher zudem das ehemalige Tagebaugebiet „Giele Botter“ und das keltische Oppidum auf dem Titelberg.
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