/ „Der Moment passte einfach“: Jeff Saibene über seine Entscheidung für Ingolstadt
Jeff Saibene hat eine neue Herausforderung angenommen. Zum Trainingsauftakt am 19. Juni wird der Luxemburger Trainer beim deutschen Drittligisten FC Ingolstadt in der Verantwortung stehen.
Sechs Monate nach seiner Entlassung beim Zweitligisten Arminia Bielefeld wird Jeff Saibene wieder an der Seitenlinie stehen. Der Luxemburger übernimmt den Trainerposten beim FC Ingolstadt, der nach einer katastrophalen Saison und einem wahren Relegations-Krimi gegen den SV Wehen Wiesbaden in die Drittklassigkeit abgestürzt ist. Warum für Saibene das Angebot aus Ingolstadt dennoch passt, erklärt er im Gespräch mit dem Tageblatt.
Tageblatt: Herr Saibene, Sie haben sich dazu entschieden, ein weiteres Angebot aus Deutschland anzunehmen. Was hat den Ausschlag zugunsten von Ingolstadt gegeben?
Jeff Saibene: Ingolstadt ist zwar in die dritte Liga abgestiegen, doch der Verein hat ganz andere Ambitionen. Eigentlich wollten sie ja um den Aufstieg in die erste Bundesliga mitspielen und der Abstieg kam dann doch sehr überraschend. Doch sie haben inzwischen eine neue sportliche Leitung, der Blick wird konsequent nach vorne gerichtet. Der Verein hat den Abstieg angenommen und geht die Aufgabe dritte Liga mit einer neuen Motivation an, das kann man spüren. Die Infrastruktur, etwa das Trainingszentrum und das Stadion, ist ebenfalls hervorragend. Für mich ist dies eine gute Möglichkeit, der Moment war jetzt einfach der richtige.
Die dritte Liga ist auch für Sie Neuland. Wie schätzen Sie diese ein?
Die Liga ist nicht uninteressant. Mit Duisburg, Kaiserslautern, Magdeburg oder auch Uerdingen spielen hier viele Traditionsklubs, die auch schon einmal in der ersten Bundesliga angetreten sind. Es sind Vereine, die eigentlich andere Ambitionen haben und vor gut und gerne 13.000 Zuschauern spielen. Das Niveau ist recht ausgeglichen, die Vereine liegen nah beieinander. Es dürfte somit spannend zugehen. Man darf nicht naiv in diese Drittligasaison hineingehen. Denn nur selten steigt die Mannschaft, die abgestiegen ist, in der darauf folgenden Saison wieder auf.
Das Ziel dürfte aber dennoch direkter Wiederaufstieg heißen?
Der Druck, sofort wieder aufsteigen zu müssen, ist nicht da. Ziel ist es vielmehr, eine Mannschaft aufzubauen, die die Herausforderung dritte Liga auch angehen möchte und sich motiviert zeigt.
Die finanzielle Situation dürfte bei Ingolstadt trotzdem eine ganz andere sein als bei Bielefeld, das ja mit einer hohen Verschuldung zu kämpfen hatte …
Der Unterschied zwischen der zweiten und der dritten Bundesliga ist dennoch erheblich, allein schon die Unterschiede bezüglich der Fernsehgelder sind sehr hoch. Bei Ingolstadt steckt natürlich Audi als großer Sponsor dahinter, und das Ziel, höher zu spielen, ist somit auch da. Doch trotzdem kann man es sich nicht leisten, mit Geld um sich zu werfen. Auch was die Zusammenstellung des Kaders betrifft, gibt es Einschnitte. Ingolstadt konnte in der letzten Saison auf mehrere Nationalspieler zurückgreifen, die haben natürlich andere Ambitionen, als in einer dritten Liga aufzulaufen. Deshalb muss man sehen, welche Form der Kader in den nächsten Wochen annehmen wird.
Nach der Entlassung in Bielefeld wollten Sie es erst einmal etwas ruhiger angehen lassen. War es der Plan, erst zur neuen Saison wieder ein Team zu übernehmen, das man selbst formen kann?
Nicht unbedingt, ich war eigentlich für alles offen, doch ich wollte das Gefühl haben, dass es passt. Und das hatte ich gleich nach meinem Gespräch mit dem neuen Sportvorstand von Ingolstadt, Michael Henke. Ich hatte sofort ein gutes Gefühl und freue mich auf die Aufgabe.
Hatten Sie denn in dieser Zeit andere Angebote?
Nach der Entlassung in Bielefeld gab es einige Gespräche, doch für mich war klar, dass ich mir keinen Stress machen würde. Ich hatte ja auch einen Vertrag bis 2021 bei Bielefeld und konnte auf das für mich passende Angebot warten. Meinen Kontrakt mit Bielefeld hatte ich zudem gerade mal zwei Tage aufgelöst, als das Angebot von Ingolstadt kam. Ein perfektes Timing also. Besser konnte es demnach nicht laufen.
War es für Sie denn schwierig, die letzten Monate in Bielefeld zu verarbeiten?
Gar nicht. Die Zeit mit Bielefeld war einmalig und ich werde sie positiv in Erinnerung behalten. Es ist ein toller Klub mit einer großen Tradition und einzigartigen Zuschauern. In der letzten Saison sind in der zweiten Bundesliga 14 Trainer entlassen worden, es wäre schon fast ein Wunder gewesen, nicht dazuzugehören. Ich habe noch immer einen guten Kontakt zum Staff, es war eine tolle Erfahrung.
Somit wird Ihr damaliger Co-Trainer Carsten Rump – der mit Ihnen freigestellt worden war – Sie dann auch nach Ingolstadt begleiten?
Die Verhandlungen in dieser Hinsicht laufen noch. Carsten ist auf jeden Fall ein guter Freund geworden, den ich sehr schätze.
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