BGL Ligue / Der neue Wiltzer Trainer David Vandenbroeck: „Ich bin kein Tyrann“
Die Überraschung war dem Team aus dem Norden gelungen: Mit David Vandenbroeck präsentierte der aktuelle Tabellenzwölfte der BGL Ligue eine vereinsinterne Lösung. Der belgische Innenverteidiger hängte die Schuhe an den Nagel und leitete am Mittwoch seine erste Trainingseinheit. Wie schwer dem 36-Jährigen die Entscheidung gefallen war, erklärte er im Tageblatt-Gespräch.
Eine lange Vorstellungsrunde gab es am Mittwoch im „Pëtz“ nicht. Immerhin gehörte der 1,86 m große Innenverteidiger seit anderthalb Jahren zu den Leistungsträgern des Kaders. Nach einer kurzen Ansprache („bei der ich ihnen meine Ideen präsentiert habe“), trat David Vandenbroeck seine neue Stelle als Haupttrainer der Öslinger an. Als Teil der Mannschaft, deren Leistungen im Laufe der aktuellen Saison mächtig schwankten, weiß der Belgier demnach genau, wo der Schuh drückt. „Die Niederlage in Rosport war eine Anhäufung von Problemen und schlechten Leistungen. Wir müssen das hinter uns lassen und wieder die Identität des Vereins verkörpern, eben diese kämpferische, angriffslustige Einstellung. Als Spieler habe ich selbst gesehen, wo es Baustellen gibt, die wir anpacken müssen.“ Nach ein paar Stunden Bedenkzeit nahm Vandenbroeck das Angebot des Vorstandes schließlich an. „Und jetzt sind wir bei D+3 Tagen meiner Trainerkarriere …“
Dass er selbst nicht mehr ins Spielgeschehen eingreifen wird, war eine wohlüberlegte Entscheidung. 2014 beendete er seine Trainerausbildung. In weiser Voraussicht … „Ich bin glücklich, dass meine Karriere so lange gedauert hat. Es war immer mein Plan, zum richtigen Moment aufzuhören. Ich wäre nicht glücklich mit der Situation gewesen, wenn ich vielleicht nächste Saison aufgrund der fehlenden Schnelligkeit auf der Bank hätte sitzen müssen.“ Und somit eröffnet sich in der Innenverteidigung auch Platz für einen neuen Defensivspieler: „Ja, ich muss eine Lösung finden, um mich zu ersetzen. Es wird Anpassungen geben.“
Dazu gehört auch, dass sich das Verhältnis zu den ehemaligen Kollegen ändert. „Ein paar junge Spieler haben sofort umgeschaltet und mich mit ’Coach’ angesprochen, andere nennen mich weiterhin beim Vornamen. Das ist mir egal. Diese Barriere zwischen Spielern und Trainern wird sich automatisch aufbauen. Das bedeutet nicht, dass ich mich verändere. Ich bin kein Tyrann.“ Und niemand, der stundenlang vor dem Fernseher sitzt – weshalb es für ihn auch kein perfektes Trainer-Modell dort gibt. „Ich schaue wirklich nur die ganz großen Spiele im TV an, ansonsten will ich zu Hause abschalten. Ich habe nie darauf geachtet, wie sich der eine oder andere Trainer verhalten hat.“
Nach ersten hektischen Stunden im neuen Amt gab es bereits viele Gespräche mit dem bestehenden Trainerstab. Für die große Premiere im neuen Job wartet am Samstag Meister Fola Esch. „Ich werde in 72 Stunden keine Revolution starten. Das ist unmöglich. Meine Erfahrung als Trainer ist bei null, allerdings habe ich mich als Spieler schon bewiesen. Ich denke schon, dass ich in der Lage bin, Spiele richtig zu analysieren. Ich habe vollstes Vertrauen in die Jungs, die bis vor wenigen Tagen noch meine Mitspieler waren.“ Wie man gegen die „Doyenne“ gewinnt, weiß er auch – obschon der letzte Sieg (damals als D03-Verteidiger) auf August 2019 zurückgeht.
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