Noch 100 Tage / Der Olympia-Countdown läuft: Die Situation des Team Lëtzebuerg
Der Countdown läuft: In hundert Tagen beginnen die Olympischen Sommerspiele in Paris mit der Eröffnungsfeier auf der Seine. Mit wie vielen Athleten das „Team Lëtzebuerg“ dabei sein wird, steht jedoch noch nicht fest, denn auch für sie beginnt nun die heiße Phase der Qualifikation. Das Tageblatt wirft einen Blick auf die aktuelle Situation: Wer ist bereits qualifiziert? Wer hat gute Chancen und wer ist sonst noch im Rennen? Noch immer ist es möglich, dass Luxemburg mit zehn bis zwölf Sportlern in Paris dabei sein wird.
Qualifiziert
Patrizia van der Weken: Die Sprinterin, die im vergangenen Juni ihren derzeitigen Landesrekord von 11,02 Sekunden aufgestellt hatte, war die erste luxemburgische Sportlerin, die sich für die Olympischen Sommerspiele in Paris qualifizieren konnte. Im vergangenen Juli, gleich einen Tag, nachdem die Qualifikationsperiode angefangen hatte, unterbot sie bei einem Meeting in der Schweiz mit einer Zeit von 11,05 die geforderte Hundert-Meter-Norm von 11,07 Sekunden. Das Olympia-Ticket war früh in der Tasche und seither ging es für Van der Weken nur weiter steil bergauf: So gab es im August Gold bei der Universitäts-WM in Chengdu, auch in der Hallen-Saison überzeugte die 24-Jährige, schraubte im Januar ihre Bestmarke über 60 Meter beim CMCM-Meeting in der Coque weiter herunter, auf nun 7,09 Sekunden, und schaffte es bei der WM im März sogar bis ins Finale, wo sie den siebten Rang belegte. In der Weltrangliste liegt die FLA-Athletin derzeit auf Rang 26.
Bob Bertemes: Der Kugelstoßer sicherte sich sein Olympia-Ticket beim heimischen CMCM-Meeting im Januar und ist damit der zweite FLA-Athlet, der in Paris dabei sein wird. Die Qualifikationsweite gelang dem 30-Jährigen gleich bei seinem Einstand in die Hallensaison, wo er einen Wurf von 21,71 Metern schaffte, was zu dem damaligen Zeitpunkt sogar Weltjahresbestleistung war. Die geforderte Norm von 21,50 Metern hatte Bob Bertemes damit also deutlich übertroffen. Damit wird der Kugelstoßer zum Abschluss seiner Karriere als Profisportler noch einmal in den Genuss eines großen Höhepunktes kommen. Dass es seine letzte Saison sein wird, hatte der 30-Jährige bereits vor einigen Monaten verkündet. In der Weltrangliste belegt Bob Bertemes derzeit den 22. Rang.
Victor Bettendorf: Im Reitsport qualifizieren sich die Sportler nicht direkt für die Olympischen Spiele, sondern per Quotenplatz, die jeweils für das Land gelten. Im Springreiten wird dieser an Victor Bettendorf gehen, der im letzten Jahr bekanntlich nicht nur als erster Luxemburger ein Turnier der Kategorie CSI5* gewinnen konnte, sondern auch beim prestigeträchtigen Grand Prix Hermès in Paris triumphierte. Bettendorf hat sein Erfolgspferd „Mr. Tac“ inzwischen allerdings verloren, holte mit der noch unerfahrenen, neunjährigen Stute „Foxy de La Roque“ im März jedoch etwa einen Sieg beim Drei-Sterne-Grand-Prix in Saint-Tropez. Für Victor Bettendorf ist dennoch klar, dass er die Olympischen Spiele nur bestreiten wird, wenn eines seiner gemeldeten Pferde dafür bereit und ein gutes Resultat möglich ist. Schlechte Erfahrungen möchte er seinem Pferd keinesfalls antun. Aufschluss dürften die kommenden Wochen geben, wenn er bei Fünf-Sterne-Turnieren antritt.
Dressurreiten: Neben dem Springreiten hat Luxemburg auch einen Quotenplatz im Dressurreiten erhalten. Derzeit sieht es so aus, als ob Nicolas Wagner – nach Tokio und einem 25. Rang unter 59 Teilnehmern – ein zweites Mal bei Olympischen Spielen antreten darf. Im Reitsport kommt es jedoch auch immer auf die Form von Reiter und Pferd an und sollte diese bei Wagner nicht stimmen, könnte auch Fie Skarose in Versailles am Start sein. In der Weltrangliste belegt Wagner aktuell Rang 34, Skarose liegt knapp dahinter, auf Position 53.
Radsport: Sicher in Paris werden auch zwei Radsportler dabei sein, denn Luxemburg besitzt einen Startplatz bei den Damen und einen bei den Herren. Wer genau an der Startlinie stehen wird, steht jedoch noch nicht fest. Diese Entscheidung wird nach den nationalen Meisterschaften im Juni fallen. Das COSL wird die Empfehlungen des Radsportverbandes FSCL berücksichtigen. Vieles sieht jedoch danach aus, dass Christine Majerus in Paris ihre vierten Sommerspiele bestreiten wird.
Teilnahme sehr wahrscheinlich
Charel Grethen: Die Freiluftsaison in der Leichtathletik fängt gerade erst an und beim COSL ist man sich fast sicher, dass sich Charel Grethen in den nächsten Wochen über die Zeit für Paris qualifizieren wird. Diese liegt über 1.500 Meter bei 3:33,50 Minuten und kann bis zum Stichtag, dem 30. Juni, gelaufen werden. Sollte dies nicht gelingen, hätte der FLA-Athlet noch immer die Möglichkeit, sich über das Ranking zu qualifizieren, aktuell wäre der 31-Jährige hierüber qualifiziert, er belegt derzeit den 31. Rang. Insgesamt dürfen über die Mitteldistanz in Paris 45 Athleten starten. Für Grethen, der mit seinem Landesrekord von 3:32,86 und seiner Finalteilnahme in Tokio für Begeisterung sorgte, wären es die dritten Olympischen Spiele.
Jeanne Lehair: Die Olympia-Teilnahme ist der Triathletin, die seit November 2022 für Luxemburg antritt, eigentlich nur noch durch eine Verletzung zu nehmen. Derzeit belegt Lehair im Ranking nämlich den achten Rang, die besten 55 dürfen in Paris an den Start gehen. Die Europameisterin des letzten Jahres dürfte die Athletin sein, auf der aus Luxemburger Sicht im Sommer wohl die größten Hoffnungen auf eine Spitzenplatzierung liegen dürften. Denn eine Platzierung in den Top Ten ist durchaus im Bereich des Möglichen.
Ni Xia Lian: Mit ihren 60 Jahren dürfte sich die routinierte Tischtennisspielerin einmal mehr für die Olympischen Sommerspiele qualifizieren, für Ni Xia Lian wären es die sechsten. Vor drei Jahren in Tokio scheiterte sie in der zweiten Runde. Derzeit belegt Ni Xia Lian in der Weltrangliste den 41. Platz, der für Paris reichen dürfte. Damit dürfte die erfahrene Athletin einmal mehr so einige Altersrekorde brechen und während Olympia auch Aufmerksamkeit der internationalen Medien auf sich ziehen.
Gute Chancen
Vera Hoffmann: Über 1.500 Meter ist Vera Hoffmann derzeit über das Ranking für Olympia qualifiziert. Hier belegt die Mittelstreckenläuferin im Moment den 39. Platz. Wie bei den Männern dürfen auch bei den Frauen in Paris über diese Distanz 45 Athletinnen an den Start gehen. In den kommenden Wochen, wenn die Freiluftsaison erst mal richtig ins Rollen kommt, dürfte es hier aber noch so einiges an Bewegung geben. Die Qualifikationsnorm liegt derweil bei 4:02,50 Minuten. Hier liegt die 27-Jährige, die ihren Landesrekord im vergangenen Juni aufstellte, der zurzeit bei 4:06,94 steht, noch mehr als vier Sekunden drüber.
Gregor Payet: Nach Stefan Zachäus, der in Tokio am Start war, könnte dieses Mal Gregor Payet für die FLTri bei Olympia dabei sein. Der 29-Jährige belegt im Ranking derzeit nämlich den ersten Reserveplatz. Entscheidend werden somit die kommenden Wochen sein, die Form bei Payet stimmt auf jeden Fall. Stichtag im Triathlon ist der 27. Mai, bis dahin muss der Luxemburger Ergebnisse liefern, im Ranking diesen einen Platz gutmachen und sich auch von keinen anderen Athleten mehr überholen lassen.
Noch im Rennen
Charline Mathias: Im allerbesten Fall könnte der Leichtathletikverband FLA in Paris mit fünf Startern dabei sein, denn auch Charline Mathias hat nach zwei schwierigen Jahren, in denen sie immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde, noch Chancen, sich zu qualifizieren. Im Januar zeigte die 31-Jährige in der Halle, dass sie noch immer für schnelle Zeiten über 800 Meter in Frage kommt, sie pulverisierte im Februar mit 2:01,82 Minuten ihren eigenen Landesrekord. Der Technische Direktor des COSL, Raymond Conzemius, traut ihr durchaus zu, dies auch auf der Freiluftbahn zu schaffen. Schnelle Zeiten braucht Mathias in den kommenden Wochen, denn im Ranking belegt sie derzeit nur Rang 76. Die Qualifikationsnorm liegt bei 1:59,30 Minuten, ihr Landesrekord aus dem Jahr 2018 bei 2:00,35.
Sarah De Nutte: Die Tischtennisspielerin, die in Tokio ihre ersten Sommerspiele bestritt, hat noch immer Chancen, auch in Paris an der Platte zu stehen. Die 31-Jährige kann sich noch über das World Ranking qualifizieren, steht hier derzeit auf Rang 102. Hier müssen aber in den kommenden Wochen gute Leistungen her, um Punkte zu sammeln, so wie Ende März in Beirut, als De Nutte erst im Finale unterlag. Stichdatum ist der 18. Juni.
Luka Mladenovic: Wie für Sarah De Nutte geht es auch für Luka Mladenovic in den kommenden Wochen darum, Weltranglistenpunkte zu sammeln, um sich eventuell noch für das Einzel in Paris zu qualifizieren. Derzeit liegt der 25-Jährige hier auf Platz 125. In der letzten Woche verpasste Mladenovic zusammen mit Ni Xia Lian im Mixed-Doppel beim Qualifikationsturnier nur hauchdünn das Olympiaticket, auch hier muss man in den kommenden Wochen somit noch das Ranking im Blick behalten, wo zuletzt nur ein Platz fehlte.
Flavio Giannotte: Alles oder nichts heißt es für den Fechter vom 26. bis zum 28. April beim Heimspiel in Luxemburg. Beim Olympiaqualifikationsturnier in Differdingen ist noch ein Olympiaticket zu vergeben, dies erhält jedoch nur der Gewinner. Eine einmalige Chance beim sonst so komplexen Qualifikationsmodus im Fechten.
Schwimmen: Olympia ohne Schwimmer, dies ist in Luxemburg nur schwer vorstellbar, waren sie in der rezenten Vergangenheit doch eine Konstante. Allein bei den letzten vier Spielen war etwa Raphaël Stacchiotti am Start. Bisher ist noch kein FLNS-Athlet die Norm für Paris geschwommen. Ralph Daleiden und Rémi Fabiani werden die Norm nun im Juni noch einmal in Angriff nehmen.
Bogenschießen: Die Freiluftsaison hat gerade erst begonnen und hier geht es in den kommenden Wochen ebenfalls noch um Olympiatickets. Im Mai in Essen und im Juni in Antalya stehen für die Bogenschützen noch einmal zwei Qualifikationsturniere auf dem Programm. Erwischen Pit Klein oder Jeff Henckels hier einen guten Tag, ist eine Qualifikation durchaus möglich. In den letzten Wochen zeigte die Formkurve bei Klein jedenfalls nach oben, er hat sich in der Weltrangliste auf Platz 70 nach oben gearbeitet, hier belegt Jeff Henckels derzeit Rang 101. Der 39-Jährige würde gerne seine vierten Spiele erlebten, hat sich auf der Arbeit so arrangiert, dass er intensiv trainieren kann.
- Erste Euroleague-Punkte von Dorian Grosber - 15. November 2024.
- Hilfe vom Nachbarn: East Side Pirates helfen Echternacher Basketballern - 14. November 2024.
- Luxemburg kassiert erste Niederlage gegen die Schweiz - 10. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos