Prozess / „Verlust kaum zu verkraften“: Opferanwälte fordern lebenslange Haft für Amokfahrer von Trier
Im Prozess um die tödliche Amokfahrt in Trier haben weitere Opferanwälte heute (21.7.) eine lebenslange Haftstrafe für den Angeklagten gefordert. Sie schlossen sich damit in ihren Plädoyers vor dem Landgericht Trier den Anträgen der Staatsanwaltschaft an.
Im Prozess um die tödliche Amokfahrt in Trier haben weitere Opferanwälte am Donnerstag eine lebenslange Haftstrafe für den Angeklagten gefordert. Sie schlossen sich damit in ihren Plädoyers vor dem Landgericht Trier den Anträgen der Staatsanwaltschaft an. Diese hatte Ende vergangener Woche auch auf Feststellung der besonderen Schwere der Schuld plädiert und die Unterbringung des Mannes in der Psychiatrie beantragt. Bei der Amokfahrt am 1. Dezember 2020 waren fünf Menschen getötet worden. Zudem gab es zahlreiche Verletzte und Traumatisierte.
Otmar Schaffarczyk, der den Bruder einer getöteten 73-Jährigen vertritt, wandte sich direkt an den mutmaßlichen Amokfahrer: „Sie sind ihr Mörder. Und ich bin mir sicher, Sie werden Ihre Augen im geschlossenen Vollzug schließen.“ Die 73-Jährige sei eine lebensfrohe Frau gewesen, die „ohne Vorwarnung von hinten frontal in den Rücken“ getötet worden sei, sagte der Anwalt.
Seit dem 19. August 2021 steht als mutmaßlicher Täter ein 52-Jähriger vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten fünffachen Mord und versuchten Mord in 18 weiteren Fällen vor. Der Deutsche soll mit seinem Geländewagen durch die Trierer Fußgängerzone gerast sein, um möglichst viele Menschen zu töten oder zu verletzen.
Anwalt Thomas Roggenfelder sagte, die Amokfahrt habe großes Leid über „viele Familien, die Stadt und darüber hinaus“ gebracht. Seine Mandantin, die Opfer eines versuchten Mordes geworden sei, leide bis heute unter den Folgen der Tat. „Sie fragt sich immer nach dem Warum“, sagte er. Diese Frage bleibe in dem Prozess leider unbeantwortet.
„Große Narbe erinnert sie jeden Tag“
„Es gibt kein Motiv, auch kein absurdes“, sagte Anwalt Felix Orloswki. Seine Mandantin sei damals 14 Jahre alt gewesen, als sie frontal von dem Auto des Mannes erfasst wurde. „Es scheint wie ein Wunder, dass sie überlebt hat.“ Trotz damals schwerster Verletzungen gehe es ihr heute gut. „Dennoch: Die große Narbe über ihrem Bauch erinnert sie jeden Tag an den Tag.“
Der Ehemann einer getöteten 52-Jährigen sei seit der Tat schwer traumatisiert, sagte dessen Anwältin. Das Opfer sei „eine warmherzige Frau“ gewesen, dessen Verlust kaum zu verkraften sei. Ein weiterer Anwalt sprach von einer „Horrorfahrt“. Die „sinnlose und feige Jagd“ auf Menschen habe das Sicherheitsgefühl in der Stadt verändert.
Am vorherigen Prozesstag hatten sich Nebenkläger-Vertreter ebenfalls weitgehend den Forderungen der Staatsanwaltschaft angeschlossen. Am 11. August sollen die Plädoyers der Verteidigung gehört werden. Das Urteil könnte am 16. August fallen. Nach dem Gutachten leidet der Angeklagte an einer paranoiden Schizophrenie. Er hat bisher geschwiegen.
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