Eishockey / Der Puck-Fänger: Philippe Lepage hütet das Tor der Luxemburger Nationalmannschaft
Eishockey-Torhüter zu sein, das bedeutet vor einem 1,83 Meter breiten und 1,22 Meter hohen Kasten zu stehen und Pucks, die mit mehr als 100 km/h auf einen zufliegen, abzuwehren. Genau das liebt Philippe Lepage. Der 35-Jährige hütet das Tor der Luxemburger Nationalmannschaft und ist Eishockeyspieler aus Leidenschaft.
„Ich fand die Ausrüstung cool. Deswegen wollte ich Torhüter werden“, erzählt Philippe Lepage. Die Geschichte, warum der Luxemburger Nationaltorwart gerade Eishockey spielen wollte, ist ähnlich famos. „Als ich ungefähr sechs Jahre alt war, habe ich in Norwegen Urlaub gemacht. Ich habe dort Familie. Bei ihr habe ich Eishockey im Fernsehen gesehen“, erinnert er sich lachend. „Dort gab es auch einen Kickertisch, auf dem man nicht Fußball, sondern Eishockey spielen konnte. Ich fand das ziemlich cool, und als ich zurück nach Hause kam, wollte ich unbedingt selbst anfangen zu spielen.“
Seine ersten Schritte im Hockey machte er allerdings nicht auf dem Eis, sondern auf dem Asphalt. „Ich habe mit Rollerblades angefangen und mir selbst Schläger aus Holz gebastelt. Irgendwann hat mein Vater dann eine gebrauchte Ausrüstung gefunden, und so kam ich zum Eishockey.“ Damals bei den Huskies – aber noch nicht als Torhüter, sondern als Feldspieler. Helm und Ausrüstung des Torwarts gefielen Lepage allerdings besser: „Meine Eltern waren damals der Meinung, ich würde sowieso irgendwann aufhören und deswegen würde es keinen Sinn machen, eine Ausrüstung für diesen Posten zu kaufen.“
Ans Aufhören dachte Lepage aber nie. Im Gegenteil, er wollte immer mehr. „Es gab im Klub einen Trainer, dessen Sohn Torhüter war, damals aber damit aufgehört hatte. Er hatte mitbekommen, dass ich Torhüter sein wollte und fragte mich, ob ich Lust dazu hätte“, erinnert er sich. „Ich habe mich aber nicht getraut.“ Zum Training begleitete ihn oft sein Großvater, der daraufhin sagte: „Du redest jetzt schon so lange davon, du machst das jetzt“, erzählt der sympathische Spieler lachend. „Seitdem stehe ich im Tor.“
Auf die Frage, was es bedeute, auf dieser Position zu spielen, antwortet er: „Man darf nicht nachdenken. Vielleicht fliegt der Ball ins Gesicht oder den Hals – die Konsequenzen sind in dem Moment aber egal. Man will den Puck einfach halten. Angst darf man nicht haben, sonst kann man nicht gut spielen.“
Stationen in ausländischen Ligen
Lepage hat mehrere Jahre im Ausland gespielt und nie den Spaß am Eishockey verloren. „Ich habe immer weitergemacht und ging zu Trainingscamps im Ausland, um besser zu werden.“ Mit 16 Jahren wechselte er zu Tornado Luxembourg. Damals hatte er auch seine ersten Auftritte im Trikot der Nationalmannschaft. Es zog ihn anschließend 2003 nach Deutschland, wo er in der Regionalliga für Trier und Königsborn spielte. „Irgendwann bekam ich ein Angebot aus Lüttich, die in der höchsten belgischen Eliteliga spielten“, erzählt er. Dort lief er unter anderem mit seinem heutigen Nationalmannschaftskollegen Colm Cannon auf. „Das war eine coole Zeit.“
Nach einer weiteren Station in der ersten französischen Division bei Amnéville (ab 2009), entschied sich Lepage nach vier Jahren, zurück in sein Heimatland zu kehren, um dort seine Studien wieder aufzunehmen. „Ich wollte mich nie nur auf das Eishockey konzentrieren, da eine Karriere im Sport ja irgendwann auch endet. Und dann will ich nicht mit leeren Händen dastehen“, erklärt er. Eishockey spielte er fortan wieder bei Tornado Luxembourg. Das Kapitel Ausland war aber damit noch nicht abgeschlossen. 2017 zog es Lepage aus beruflichen Gründen nach Zürich, wo er nebenbei für den Akademischen EC auflief, ehe er ins Großherzogtum zurückkehrte und seitdem in seiner Freizeit erneut für Tornado spielt.
Seine Zeit kann er sich aktuell selbst einteilen. „Ich bin seit anderthalb Jahren selbstständig und habe eine eigene Design-Firma für digitale Produkte“, erzählt er. „Wenn wir ein Spiel haben, nehme ich mir frei. Das ist schon praktisch. Die Stunden arbeite ich dann einfach an meinem freien Tag nach.“
Ich habe mit Rollerblades angefangen und mir selbst Schläger aus Holz gebastelt
Frei nehmen wird er sich auch am heutigen Donnerstag wieder. Mit der Nationalmannschaft will Lepage die anstehenden Spiele bei der WM der 3. Division gegen die Vereinten Arabische Emirate (Donnerstag, 19.00 Uhr) und Taiwan (Freitag, 19.00 Uhr) gewinnen. Wie es danach für ihn im Team der „Roten Löwen“ weitergeht, hat er noch nicht entschieden. „Ich bin mittlerweile 35 und habe zuhause eine Tochter von acht Monaten. Meine Frau war in den vergangenen drei Wochen, als ich mit der Mannschaft im Trainingscamp war, immer mit ihr alleine“, sagt Lepage. Bei Tornado trainiert er zweimal wöchentlich, auch hier sind die Reisen nach Frankreich an den Wochenenden aber immer zeitaufwendig. „Es ist natürlich immer toll, mit den Jungs unterwegs zu sein. Mittlerweile tut nach jedem Spiel aber immer alles weh“, erzählt er lachend. „Ich muss schauen, wie lange ich dies noch machen will.“
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