Max-Ophüls-Preis 2020 / Der queere Blick
Ein Mal im Jahr steht die saarländische Landeshauptstadt Saarbrücken ganz oben im Kulturranking der Republik. Dann schlagen die Herzen der Saarbrücker Cineasten höher und die der Filmemacher blau statt rot. Es ist die Max-Ophüls-Filmfestival-Zeit.
Wenn der Ehrenpreisträger Rosa von Praunheim heißt, ist das große Thema der Wettbewerbe die Abweichung von der Norm. Das ist die ursprüngliche Bedeutung des englischen Begriffs „queer“. Der 77-jährige deutsche Filmregisseur, Autor und Aktivist der Schwulen-, Lesben- und Transgenderbewegung blickt auf ein reiches künstlerisches Schaffen und ein genauso reiches politisches Engagement zurück.
900 Einreichungen haben Svenja Böttger und Oliver Baumgarten, die beiden Leiter des Festivals, für die 41. Auflage 2020 gesichtet und viele Filme in den vier Wettbewerbskategorien unter dem Queer-Thema ausgewählt. Praunheims Film „Darkroom“ über einen homosexuellen Serienmörder eröffnet das Festival am 20. Januar 2020. Damit ziehen die beiden Leiter zur 41. Auflage des Nachwuchsfestivals die Schleife zurück zu den Anfängen.
Hub in die weite Welt
1981, als das Festival noch als Geheimtipp einiger Saarbrücker Filmenthusiasten galt, bekam die als Skandal gewürdigte Low-Budget-Produktion „Taxi zum Klo“ den Hauptpreis. „Witzig charmant, konsequent, unsentimental“, urteilte damals der Kritiker des Time-Magazins über den Film, der es sogar in die Kinos jenseits des Atlantiks schaffte. In New York haben ihn über 200.000 Menschen gesehen, er spielte dort bei nur 100.000 Deutsche Mark Produktionskosten über eine Million Dollar ein.
Mehr denn je ist das Festival ein Hub für die gezeigten Uraufführungen in die weite Welt. In Österreich regnete es 16 Nominierungen für vier der Wettbewerbsfilme aus der diesjährigen Auflage für den österreichischen Filmpreis. Die 2019er-Hauptpreisträgerin Susanne Heinrich schaffte mit ihrem Debüt „Das melancholische Mädchen“ nicht nur den Sprung in die Kinos, sondern auch in die Arthouse-Filmcharts. Und Anatol Schusters „Frau Stern“ fand noch während des Festivals einen Verleih und schaffte damit ebenfalls den Sprung in die Kinos. 2020 warten 63 Filme in den vier Kategorien Kurzfilm, mittellanger, Spiel- und Dokumentarfilm im Wettbewerb auf diese Chance.
„Tribute“-Gast: Heike Makatsch
In ein Loch sei sie nach der Jubiläumsausgabe dieses Jahr schon gefallen, aber nur kurz, sagte Festivalleiterin Svenja Böttger am Freitag am Rande der Pressekonferenz. In der Tat hat sie sich schon kurz danach mit ihrem Team für die 41. Auflage ein paar Neuerungen einfallen lassen. So kooperiert die nächste Festivalausgabe mit dem „Tel Aviv Student Filmfestival“ und es gibt eine „MOP-Shortlist Saarland“, die dem Filmproduktionsort Saarland Rechnung tragen. Da das Festival sich als Plattform zum Netzwerken und Austausch versteht, bricht man mit der Tradition, „Lolas Bistro“ nur abends zu öffnen. 2020 können sich alle auch tagsüber dort treffen, im Programmheft stöbern, Eindrücke austauschen und Filmschaffende kennenlernen.
„Tribute“- Gast ist 2020 die Schauspielerin Heike Makatsch, von der vier Filme gezeigt werden. Sie reist an und gibt in Werkstattgesprächen den Nachwuchstalenten Tipps weiter. Bleibt noch zu sagen, dass es inklusive der Wettbewerbe zusammen mit den Programmreihen insgesamt 154 Filme zu sehen gibt. Dort, außerhalb des Wettbewerbs, verspricht Böttger eine Überraschung aus Luxemburg, über die sie aber zu diesem Zeitpunkt nicht mehr verraten will. Im Wettbewerb ist dieses Jahr leider kein Beitrag aus dem Großherzogtum zu finden – trotz hoher Förderungen.
Das Festival 2020
Die Festivalwoche beginnt am 20. Januar und endet am 26. Januar 2020. Zur „Blauen Stunde“ am 11. Januar beginnt der Kartenvorverkauf. Mehr Informationen unter ffmop.de.
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