/ Der Radprofi Jempy Drucker über seinen Sturz: „Den Boden unter den Füßen weggerissen“
Jempy Drucker hatte Glück im Unglück. Der Radprofi wird eine ganze Weile ausfallen – doch es hätte wesentlich schlimmer kommen können.
Radprofis setzen sich beim Ausüben ihres Jobs einem hohen Risiko aus. Das musste Jempy Drucker am 3. April am eigenen Leib erfahren. Der Profi von Bora-hansgrohe stürzte schwer auf der Zielgeraden des Halbklassikers Dwars door Vlaanderen. „Ich verlor das Bewusstsein und wachte erst wieder in der Ambulanz auf“, so der 32-Jährige. Drucker erlitt eine schwere Gehirnerschütterung und brach sich einen Halswirbel.
Eine äußerst gefährliche Verletzung. „Als ich wieder zu mir kam, war mir sofort klar, dass ich mich schwerwiegender verletzt hatte.“ Wie viel Glück im Unglück der Radprofi bei seinem Sturz hatte, wurde ihm wenig später bewusst. Es hätte nicht viel gefehlt und Drucker wäre querschnittsgelähmt gewesen. „Das war ein Schock und hat mir schon ein wenig den Boden unter den Füßen weggerissen. Man weiß zwar, dass man sich bei jedem Rennen einem gewissen Risiko aussetzt, doch wenn es einen dann unmittelbar betrifft, ist es doch etwas anderes.“
Momentan erholt sich Drucker in Belgien von seiner Verletzung. Er muss vier bis sechs Wochen eine stabile Halskrause tragen. Eine Operation war nicht nötig. Der Bruch des linken Querfortsatzes des sechsten Halswirbels war stabil. „Das war großes Glück. Dadurch, dass ich nicht operiert werden musste, stehen die Chancen gut, dass ich mich wieder vollständig erholen werde.“ Momentan schmerzt das Genick noch. Für Drucker ist es bereits die zweite Verletzung der Saison, nachdem er sich im Winter das Schlüsselbein gebrochen hatte.
Wann es weitergeht, ist noch ungewiss
Beim Radsport wird der Rücken relativ stark beansprucht. „Man muss es sich so vorstellen, als würde man irgendwo stehen und stundenlang in den Himmel blicken. So ähnlich ist die Position auf dem Rad. Nicht unbedingt die angenehmste Stellung für das Genick“, so Drucker, der trotz seiner schweren Verletzung seinen Humor nicht verloren hat.
Wann er wieder aufs Rad steigen wird, weiß der Profi von Bora-hansgrohe momentan noch nicht. „Ich werde jedenfalls nichts überstürzen. Ob ich jetzt vier, sechs oder acht Wochen Pause einlegen muss, spielt keine Rolle. Meine Form ist ohnehin dann wieder bei null.“ Von seinem Team bekommt Drucker keinen Druck gemacht. Er solle sich die Zeit nehmen, die er brauche. Im Mai besucht er das Krankenhaus in Hamburg, wo er von seinen Teamärzten untersucht wird. Um den Ausfall des Luxemburgers zu kompensieren, hat Bora den 30-jährigen Neuseeländer Shane Archbold verpflichtet.
In der Zwischenzeit schaut sich Drucker die Radrennen am Fernseher an. „Ich habe ja jetzt genügend Zeit.“ Am vergangenen Sonntag hatte er sich die Flandern-Rundfahrt angesehen. „Ich bin aber zwischendurch eingeschlafen. Die Gehirnerschütterung machte mir noch ein wenig zu schaffen.“
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Noch einmal “ Glück gehabt „. Bewundernswert die Moral und der Humor von Jempy Drucker. Wünsche ihm von Herzen eine prompte, vollständige Genesung, Mut, Geduld und alles Gute für die Zukunft!