Subsahara-Afrika / Der schlafende Riese – Zwischen Aufbruch und neuen Abhängigkeiten
Afrika südlich der Sahara sendet unterschiedliche Signale: Zum einen haben in den vergangenen Jahren mehrere Putsche und kriegerische Konflikte die Weltregion geprägt, zum anderen keimt in manchen Ländern die Hoffnung auf einen demokratischen Wandel, hin zu einem „neuen Modell“ – wie im Senegal. Nicht zuletzt sind intellektuelle Diskussionen zunehmend aufgeblüht.
Strahlende Sonne und weite Sandstrände, dazu bunte Fischerboote. Ein touristisches Postkartenmotiv bietet die Atlantikküste von Senegal. Doch die Idylle trügt. Wöchentlich oder gar täglich brechen von den Ufern des westafrikanischen Landes Boote auf. Nicht wenige geraten in Seenot und kentern. Jede Woche ertrinken unzählige Menschen. Die atlantische Migrationsroute gilt als eine der gefährlichsten der Welt. Zwar liegt die Arbeitslosigkeit in Senegal nur bei drei Prozent. Aber viele Beschäftigte arbeiten unter prekären Bedingungen. Knapp die Hälfte der Bevölkerung lebt in Armut. Kein Wunder, dass besonders junge Menschen das Land verlassen und ihr Glück in Europa versuchen wollen. Seit Fangflotten aus Westeuropa, Russland und China das Meer vor der senegalesischen Küste leerfischen, bleibt für die einheimischen Fischer kaum noch etwas übrig, um damit genügend Geld zu verdienen.
Wirtschaftlich geht es dem Land schlecht, politisch orientiert es sich neu. Der 44-jährige Bassirou Diomaye Faye von der linken Oppositionspartei „Patriotes africains du Sénégal pour le travail, l’éthique et la fraternité“ (Pastef) hatte die Präsidentschaftswahl im März mit dem Versprechen gewonnen, Arbeitsplätze zu schaffen, die Armut zu bekämpfen und die Emigration der jungen Menschen zu verringern. Seine Partei besaß jedoch keine Mehrheit im Parlament. Mit etwa einem Drittel der Mandate konnte die Regierung von Premierminister und Pastef-Gründer Ousmane Sonko noch nicht die angekündigten Reformen anstoßen. Am Sonntag fanden vorgezogene Parlamentswahlen statt. Der Urnengang galt als richtungsweisend, wie schon der friedliche Machtwechsel zu Faye „ein starkes Signal in der Region“ gesetzt hatte. Nach den Putschen in Mali, Burkina Faso und Niger sowie der Abwendung von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich hin zu neuen politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten von China und Russland wurde bereits von der Suche nach einem „neuen Modell“ gesprochen, wie es der französisch-senegalesische Journalist Coumba Kane jüngst in Le Monde nannte.
Bereits die Wahl im März konnte eine Krise entschärfen, nachdem monatelange Proteste und schwere Unruhen den autoritären Präsidenten Macky Sall dazu brachten, von seinem Amt zu lassen. Er hatte die Wahl verschieben wollen. Wieder antreten durfte er laut Verfassung nicht. Faye lag mit 54 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang klar vor seinem Widersacher Amadou Ba, der zu jener Zeit Regierungschef war, dessen „Alliance pour la République“ (APR) weiter die Parlamentsmehrheit behielt. Doch vor allem die Jugend – der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 19 Jahren – setzt auf die Pastef, deren Popularität auf der tiefen Ablehnung von Ungerechtigkeit und Korruption basiert. Der Senegal ist seit der Erlangung der Unabhängigkeit von Frankreich 1960 stabil wie kaum ein anderes Land in Westafrika. Die von der Regierung angestrebten Reformen, die als „links-panafrikanisch“ bezeichnet werden, beinhalten eine „systemische Transformation Senegals“ hin zu einer stärkeren Rolle des Staates, etwa ein stärkerer Eingriff der Regierung in den Fischerei-, Gas- und Ölsektor. Weitere Reformelemente beträfen die Schaffung eines Verfassungsgerichts, die Beschränkung der präsidialen Macht und die Überwindung des patriarchalischen Familiengesetzes.
Vom Ende der „French Connection“
Nicht zuletzt sollen die Beziehungen zu Frankreich neu ausgerichtet werden. In einigen Sahelstaaten hatte sich eine lange aufgestaute Wut über die ehemalige Kolonialmacht Luft gemacht. „Frankreich ist verhasst und wird regelrecht aus Afrika herausgefeuert, wobei es anderen und weit stärkeren kolonialen Mächten Platz macht: Russland und China“, konstatiert der deutsche Politologe Claus Leggewie. „Statt der quergestreiften Trikolore schwenken Demonstranten in Bamako und Niamey die längsgestreifte der Russischen Föderation, deren Söldner dort seit langem präsent sind. Der Hinauswurf Frankreichs wird begleitet von einer rasanten Entdemokratisierung der Region mit der Festigung von Militärregimen und denselben autoritären Staatsklassen, die die ‚French Connection‘ lange zur eigenen Bereicherung und zur Unterdrückung ihrer Bevölkerung genutzt hatten.“
Auch im Senegal hing die einst so hochgelobte stabile Demokratie am seidenen Faden, nachdem der damalige Oppositionsführer Sonko zu einer Haftstrafe verurteilt worden war, was die schwersten Unruhen im Land seit Jahrzehnten mit mindestens 23 Toten ausgelöst hatte. Als Sall die Präsidentschaftswahl verschieben lassen wollte, kam es zur landesweiten Mobilisierung des Protests, wie Felwine Sarr feststellte, einer der bedeutendsten Intellektuellen des Landes: „Die Zivilgesellschaft, Journalisten, Intellektuelle und Bürger, politische Gefangene aus ihren Kerkern brachten politische und vor allem juristische Argumente vor und bewiesen damit, dass sie ihre Handlungsmacht und die Mittel haben, ihre Stimme zu Gehör zu bringen. Es sind die Massen, die Geschichte machen; entschlossen können sie gesellschaftliche und hier in diesem Fall demokratische Siege erringen.“
Mit seinem 2016 als Buch erschienenen Essay „Afrotopia“ hat Sarr einen wichtigen Beitrag zur Postkolonialismus-Debatte geleistet. Der Wirtschaftswissenschaftler fordert darin eine wirkliche Entkolonialisierung Afrikas, in dem es sich auf seine vergessenen und verdrängten geistigen Ressourcen zurückbesinnt, ohne den Kontakt mit der Moderne zu verlieren. Er weist darauf hin, dass der Kontinent laut einiger Schätzungen 225 Millionen Menschen durch den Sklavenhandel eingebüßt hat und bis heute durch die Folgen des Kolonialismus geschwächt ist. Und bis heute verliere Afrika eine nicht quantifizierbare Menge an Arbeitsplätzen und Bodenschätzen an Geschäftemacher und Konzerne durch Ausbeutung.
„Afrotopia“ versus Stereotypen
Nach wie vor kursieren die Stereotypen von Afrika als einem katastrophischen Ort und von Afrikanern als minderwertigen Menschen. Sarr richtet sein Buch weniger an die Europäer als an die Afrikaner selbst, die sich in einer Art Dauerkrise befinden. Längst sei es für sie an der Zeit, nach der politischen ihre geistige Unabhängigkeit zu erstreiten. Die Afrikaner müssten ihre Minderwertigkeitskomplexe überwinden und eine eigene Praxis des Wirtschaftens und Lebens entwickeln, die – neben westlichen Werten – an afrikanische Traditionen anknüpft. Sarr bezieht sich unter anderem auf den Psychotherapeuten und postkolonialen Vordenker Frantz Fanon. Er weiß, dass es nicht „das“ Afrika gibt, sondern einen Kontinent mit 54 Ländern, die einen unterschiedlichen geschichtlichen Verlauf nehmen.
Während etwa in Senegal die Hoffnung blüht, tobt in Sudan ein Krieg zwischen der sudanesischen Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF), der im April 2023 in der Hauptstadt Khartum begann und sich im ganzen Land ausbreitete. Das UN-Welternährungsprogramm schlug Alarm angesichts einer drohenden Hungerkatastrophe, und Alice Wairimu Nderitu, die UN-Sonderbeauftragte für Völkermordprävention, warnte: „Wir sehen hier klare Anzeichen eines Genozids.“ Viele Sudanesen flohen in die Nachbarländer. Weit vor Äthiopien und Kenia nimmt Uganda die meisten Geflüchteten in Afrika auf. Es rangiert 2024 auf Platz sechs der Aufnahmeländer, doch ist es in Sachen Menschenrechte alles andere als ein sicherer Hafen. Vor allem LGBTQ+-Personen sind dort bedroht. Seit vergangenem Jahr hat Uganda eines der schärfsten Gesetze gegen sexuelle Minderheiten. Homosexuelle müssen mit schweren Strafen rechnen – bis zur Todesstrafe, obwohl diese schon lange nicht mehr umgesetzt wird. Präsident Yoveri Museweni herrscht seit fast 39 Jahren mit harter Hand. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine ist er besonders russlandfreundlich. Im vergangenen Jahr erhielt seine Armee neue Kampfhubschrauber aus Moskau.
Zahlreiche Flüchtlinge kommen auch aus der Demokratischen Republik Kongo. Ende des vergangenen Jahres wurde dort die Wiederwahl von Präsident Félix Tshisekedi gefeiert, dessen „Union pour la démocratie et le progrès social“ (UDPS) einst aus dem Widerstand gegen den Diktator Mobutu Sese Seko entstand. Zwar hat das Land eines der niedrigsten Pro-Kopf-Einkommen weltweit, aber auch die niedrigste Staatsverschuldung in Afrika und ein für 2025 prognostiziertes Wirtschaftswachstum von mindestens fünf Prozent. Doch vor allem im Osten des Landes tragen der militärische Konflikt und die humanitäre Notlage zu Menschenrechtsverletzungen, insbesondere zu sexualisierter Gewalt gegen Frauen, bei.
Vergangene Woche hat die DR Kongo mit Russland ein Abkommen über eine multisektorale Partnerschaft unterzeichnet, das die Bereiche Verteidigung, Energie, Landwirtschaft, Infrastruktur und kultureller Austausch umfasst. Die kongolesische Außenministerin Thérèse Kayikwamba Wagner lobte die Unterstützung Russlands. In Tshisekedis zweiter Amtszeit hat sich ein neuer Autoritarismus angebahnt. Im Osten bekämpfen regierungstreue „patriotische“ Milizen zusammen mit der Armee die Rebellen, im Rest des Landes schüchtern sie Regimegegner ein. Während dieses Jahr am 7. April in Ruanda das 30-jährige Gedenken an den Genozid begangen wurde, sind noch viele Täter des Völkermords in der DR Kongo aktiv. Zwischen den beiden Staaten bahnt sich erneut ein blutiger Konflikt an. Tshisekedi drohte, Ruanda den Krieg zu erklären und rief zum Sturz von Ruandas Präsident Paul Kagame auf, weil dieser die kongolesischen Rebellen unterstützt.
Die langen Schatten der Kolonialzeit
Viele Konflikte in den afrikanischen Ländern sind noch Folgen der Kolonialzeit. Intellektuelle wie Felwine Sarr plädieren für einen geistigen Aufbruch. In der okzidentalen Philosophie wurde Afrika oft ausgeklammert und als geschichtsloser Kontinent betrachtet. Afrikanische Gesellschaften standen der Ideologie hierarchisierter Zivilisationsformen nach, die sie intellektuell herabstuften und ihnen die Kapazitäten zu einem eigenen konzeptuellen und systematischen Denken absprachen, allenfalls auf den unteren anthropologischen Stufen, was nichts anderes war als ein rassistisches Weltbild, das den Kolonialismus legitimieren sollte.
Wenn man heute von postkolonialem Denken spricht, heißt dies noch lange nicht, dass der Kolonialismus mit der formalen politischen Unabhängigkeit der subsaharischen Länder überwunden wäre. Auch in der Gegenwart sind zentrale Fragen und Konzepte politischer Gemeinschaften von den Erfahrungen kolonialer Vergangenheit durchdrungen. Mit der Entwicklung der akademischen Philosophie in Afrika wurden jedoch nach und nach der Eurozentrismus sowie neokoloniale und imperiale Muster dekonstruiert. Ihnen wurden spezifisch afrikanische Sichtweisen entgegengesetzt.
In der afrikanischen Philosophie wurden mit der politischen Unabhängigkeit verschiedene Trends ausgemacht: Einer davon kann als eine Gegenwehr und Zurückweisung rassistischer Stereotype beschrieben werden. So entstand die sogenannte Négritude-Bewegung um die Politiker und Schriftsteller Aimé Césaire und Léopold Sédar Senghor als kulturpolitische Antwort auf den Rassismus. Vor allem bei Senghor ist ein Identitätskonzept vorzufinden, demzufolge sich Afrikaner durch ihre integrativen spirituellen Eigenschaften auszeichnen, die sie den rationalen Wesenszügen westlicher Bevölkerungen mindestens ebenbürtig mache. Der Négritude etwa wurde vorgeworfen, dass sie eine – wenn auch positive – Zuschreibung auf rassistischer Basis vornahm. Ein weiterer Trend waren die mit den antikolonialistischen Befreiungsbewegungen aufgekommenen Theorien, verfasst von späteren Staatsführern wie Senghor und Kwame Nkrumah, Kenneth Kaunda und Julius Nyerere. Deren Konzeptionen dienten oftmals dem Vorhaben, bestimmte politische Systeme wie etwa eine afrikanische Form des Sozialismus oder ein Einparteiensystem als Regierungspraxis zu rechtfertigen.
Postkoloniale Theorien
Mit der Etablierung einer postkolonialen politischen Philosophie entstand eine ganze Bandbreite an Theorien. Eine davon ist der Rückgriff auf präkoloniale Ideen, die etwa in sozialen Praktiken fortleben und während der Kolonialzeit verdrängt oder modifiziert wurden, etwa die konsensorientierte Entscheidungsfindung. Die „Organisation de l’Unité africaine“ (OAU) verabschiedete 1981 eine Menschenrechtscharta mit einem expliziten Bezug zu genuin als afrikanisch postulierten Wertevorstellungen. Darin verankert sind unter anderem das Recht auf Entwicklung und das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Der Philosoph Fabien Eboussi Boulaga aus Kamerun mahnte allerdings zur Vorsicht vor dem Begriff „Entwicklung“. Dieser führe – vor allem im Sinne einer konsumorientierten Modernisierungshaltung – nicht zu mehr Freiheit und Demokratie. Und der mit seinen Konzepten der Dekolonisation bekannt gewordene Kwasi Wiredu sieht als einen Mittelweg zwischen Ein- und Mehrparteiensystem die politischen Prinzipien der Akan-Gesellschaften in Ghana, die auf Konsens aufbauen.
Als Antwort auf die entmenschlichenden Erfahrungen während der Kolonialzeit kann das Philosophieren über „Ubuntu“ verstanden werden, häufig übersetzt als Menschlichkeit und was sich in Tugenden wie Gastfreundschaft, Fürsorge, Respekt und Gemeinschaftssinn manifestiert. Hierbei handelt es sich um eine auf Harmonie ausgerichtete soziale Praxis. Ubuntu wurde zum Beispiel in Südafrika nach dem Ende der Apartheid als Grundlage des Versöhnungsprozesses in der Übergangsverfassung festgeschrieben und fand sukzessiv Eingang in die südafrikanische Rechtsprechung, indem es die gesellschaftliche Harmonie und die Rehabilitierung der Opfer ins Zentrum rückt. Ubuntu ist jedoch mittlerweile umstritten: Südafrikanische Politiker diffamieren sich gegenseitig, indem sie einander mangelnde Tugendhaftigkeit von Ubuntu vorwerfen. Zudem wurde der Begriff derart kommerzialisiert, dass er als Branding für die Tourismusindustrie oder als Label für Software und Managementkurse herhalten musste.
Einige postkoloniale Denker fordern eine Radikalisierung des Kosmopolitismus, wie etwa der in London geborene und in New York lehrende Philosoph Kwame Anthony Appiah. Ein kosmopolitischer Geist sei in akademischen Gründen ebenso zu finden wie unter den Migranten der Pariser Banlieue. Derweil plädiert der in Kamerun geborene, in Frankreich promovierte und in Südafrika lehrende Historiker Achille Mbembe für eine kosmopolitische Kultur. Er verweist auf den doppelten Weg, den die Autoren der „Négritude“ einschlugen. Sie kritisierten den eurozentristischen Humanismus als Deckmantel der kolonialen Gewalt, rechtfertigten aber den Humanismus als Fundament ihrer Kritik und Ziel des antikolonialen Widerstands. Mbembe tritt für einen Universalismus ein, der auf Diversität basiert. Sowohl der antikoloniale Nationalismus als auch der afrikanische Sozialismus und die afrikanische Bewegung seien gescheitert – basierend auf einem Begriff der Solidarität, der auf der gleichen Hautfarbe und der Vorstellung einer autochthonen Identität fuße, was zu gewalttätigen Ausschlüssen von Minderheiten und Schwachen führe. Stattdessen ist Mbembe für eine Haltung, die über diese „identitätspolitische Erstarrung“ hinausgeht und auf einer Politik der Offenheit und auf einer Kultur der Toleranz aufbaue – er nennt sie „Afropolitanismus“.
„Eine afrikanische Geschichte Afrikas“
Viele meinten, die Geschichte Afrikas habe erst mit der Ankunft der Europäer begonnen, schreibt Zeinab Badawi. Die im Sudan geborene britische BBC-Journalistin weiß: „Doch ist die Geschichte Afrikas weit mehr.“ Badawi bereiste sieben Jahre lang mehr als 30 afrikanische Länder auf der Suche nach einem unverstellten Blick auf „Eine afrikanische Geschichte Afrikas“, wie ihr dieses Jahr erschienenes Buch heißt – und zwar aus der Perspektive der Afrikanerinnen und Afrikaner. Ihr Augenmerk liegt auf der vorkolonialen Geschichte. Sie beginnt mit dem Ursprung der Menschheit in Afrika, geht weiter über das alte Ägypten, die weniger bekannte antike Geschichte des Sudan sowie von Eritrea und Äthiopien. Badawi untersucht aber auch die Frühgeschichte Nordafrikas, das Mali-Reich im 14. Jahrhundert, aber auch andere westafrikanische und weiter südlich gelegene Königreiche. Und sie behandelt das Thema der Sklaverei und dabei vor allem deren Auswirkungen auf die Afrikaner selbst und ihren Kontinent. Als „Inspirationsquelle und Kompass“ diente ihr „The General History of Africa“: das Projekt der afrikanischen Geschichte aus der Feder afrikanischer Historiker. Badawis Ziel war es, und sie zitiert dabei den 2022 verstorbenen kenianischen Paläoanthropologen Richard Leakey, die Vorurteile der Menschen im Denken über Afrika auszuräumen – „und zwar nicht mit Märchen, sondern mit Fakten“.
Badawi weist darauf hin, dass Geschichtsunterricht und -studium zunehmend auf die Sichtweise der Afrikaner eingehen. Die „Entkolonialisierung“ der Geschichtslehrpläne hätte durch die „Rhodes Must Fall“-Bewegung von Studenten in Südafrika Auftrieb bekommen. Die Britin setzt wie Senegals neuer Präsident Bassirou Diomaye Faye auf die junge Generation und deren Potenzial, ständig innovative Ideen in allen Bereichen zu entwickeln. Sie lehnen die Darstellung von Afrika als einem hoffnungslosen Kontinent energisch ab. Diese junge Generation werde ein neues Afrika erschaffen. Dabei ist sich Badawi der postkolonialen Realitäten bewusst: „In Afrika leben mehr Menschen in Armut als im gesamten Rest der Welt. Jahrzehntelange Misswirtschaft und unzureichende Staatsführung haben den Kontinent ausgebremst. (…) Doch sollte man den Kontinent nicht nur über seine Probleme definieren.“ Schließlich bezeichnet die Autorin Afrika als einen „schlafenden Riesen aus 54 Ländern“, der erwacht sei, auch wenn der Weg in die Zukunft für jedes Land anders verlaufe.
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