/ Der schmale Grat der Entwicklungszusammenarbeit: Von Todesstrafe und Menschenhandel, Armut und Aufbruch
Mit der Zeit wurde aus der Entwicklungshilfe die Entwicklungszusammenarbeit. Klingt weniger kolonial, einerseits. Andererseits trifft es die Wirklichkeit, die sich vor Ort entfaltet, genauer. Der südostasiatische Binnenstaat Laos, den eine Luxemburger Delegation rund um Ministerin Paulette Lenert jetzt besuchte, bietet ein anschauliches Beispiel hierfür.
Kommunistischer Einparteienstaat der vorvergangenen Schule, bettelarm und von den mächtigen, bereits in den autoritären Turbokapitalismus katapultierten Nachbarn China, Thailand und Vietnam in die Mangel genommen, hat Laos sich erst spät zur bedächtigen Öffnung seiner Wirtschaft entschieden. Bislang ist es eine Wirtschaft geblieben, die vor allem die Rohstoffe außer Landes bringt, weiterverarbeitende Industrie gibt es kaum.
Bis auf Umweltschäden bleibt da nicht viel hängen. Auslandskredite, vor allem aus China, packen das Land an der Gurgel. Die Armutsgrenze liegt bei 70 Dollar-Cent am Tag, was mehr oder weniger nichts ist.
Partner seit mehr als zwei Jahrzehnten
Luxemburg und Laos sind seit mehr als 20 Jahren Partnerländer. Jahre, in denen viel Geld geflossen ist – und viele Fortschritte gemacht worden sind. Wer in einem Krankenhaus steht, wo sonst keines wäre, kann das kaum mehr abstreiten. Auch bei der ländlichen Entwicklung, in der Forschung, bei Bildung und Ausbildung – es tut sich was in Laos. Nicht nur, das ist klar, aber auch dank Luxemburg.
So viel zum Sichtbaren. Dahinter steckt ein Staatsapparat, der nichts im Griff hat außer seine Bevölkerung. Hier verschwinden Oppositionelle und tauchen nie wieder auf, eine freie Presse gibt es nicht, ganze Dörfer werden mir nichts, dir nichts umgesiedelt. Wo die chinesischen Wanderarbeiter eine Zugstrecke in die Wildnis hauen, grassiert die Prostitution. Menschenhandel ist ein nationales Problem, jedes Jahr werden Zehntausende Laoten zu Haussklaven bei reichen Thailändern oder schuften auf Nimmerwiedersehen in der Fischereiindustrie der Nachbarn. Edelhölzer werden mit billigsten Tricks bereit zum legalen Export gemacht. Die nationale Währung heißt Korruption. Ein trauriger Kommunismus ist das.
Wenn auch nur langsam, Laos verändert sich
Und trotzdem, Laos verändert sich. Das zeigt sich auch in der Entwicklungszusammenarbeit – wo das „zusammen“ bereits andeutet, worum es geht. Luxemburg unterstützt die laotische Regierung bei deren Vorhaben. Anders geht es nicht. Das setzt – neben einer gehörigen Portion Geduld – einen regen Austausch mit Ministerien und Regionalbeamten voraus, also diplomatisches Geschick.
Wo noch vor zehn Jahren Begriffe wie Zivilgesellschaft oder Nichtregierungsorganisation in gemeinsamen Abkommen ein Tabu waren, stehen sie jetzt drin. Laos hat seit wenigen Tagen sein erstes Strafgesetzbuch, zusammengestellt mit tatkräftiger Unterstützung aus Luxemburg. Das schärft die Klingen im Kampf gegen die Plagen des Landes: Korruption, Umweltvergehen, Menschenhandel.
All das sind Schritte in Richtung Bürgerfreiheit und Rechtsstaat. Doch es bleiben Grenzen. Die Todesstrafe wurde im neuen Strafgesetzbuch beibehalten. Wohl weniger eine Schande als eine Frage der Zeit. Seit 1989 gilt ein Hinrichtungsstopp, während bei den vom Westen umschmeichelten Nachbarn weiter exekutiert wird. Das Messen mit zweierlei Maß, es bleibt ein beliebter Zeitvertreib, auch in der Presse.
Entwicklungszusammenarbeit ist für Luxemburg vor allem Überzeugungsarbeit und unterstützende Begleitung. An den Herrschenden vorbei wirken zu wollen, es wäre vergebene Liebesmüh. Der Oberlehrer ist hier fehl am Platz.
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Ein sehr interessanter Artikel. Danke!
Endlich mal ein Entwicklungsansatz, der nicht an der politischen Realität vorbei geht.
Meine Hochachtung für diejenigen, die diese Zusammenarbeit ermöglicht haben, sowohl in der laotischen Regierung als auch in der Luxemburgischen (Regierung oder NGO, oder beide zusammen?).
Wenn das alles so stimmt kann man nur hoffen das die Hilfsgelder auch tatsächlich dort ankommen wo sie gebraucht werden und nicht auf einem Nummern Konto der Machthaber verschwinden, ich hoffe das dort vor Ort ein unabhängiges Kontrollorgan auf diese Investitionen acht gibt, denn wie sie im Artikel richtig erwähnen ist die einzige Währung “ Korruption „, und Laos liegt ja nicht mal um die Ecke wo dann Luxemburg als Investor mal schnell schauen kann ob alles in Ordnung ist.