FLF-Auswahl / Der Schritt, den die „Roten Löwen“ gemacht haben
Mit ihren drei Punkten aus den ersten beiden WM-Qualifikationsspielen hat die FLF-Auswahl im Hinblick auf die Tabelle bereits erste Erwartungen übertroffen. Die spielerische Leistung dagegen war alles andere als überraschend. Eine bemerkenswerte Mentalität und die Tatsache, dass sich die „Roten Löwen“ endlich selbst belohnen können – ein Rückblick auf vier Tage hochklassiger Momente.
Der Mann der Stunde: 2019 einst tragischer Held, 2021 nationaler Publikumsliebling und bereits Quali-Doppeltorschütze: Gerson Rodrigues hat im Dress der „Roten Löwen“ bereits einige Gefühlsachterbahnen erlebt. Vergessen ist das Eigentor in den Schlusssekunden bei der 1:2-Niederlage gegen die Ukraine. Der Profi von Dynamo Kiew hat gegen die Favoriten aus Irland und Portugal genau das erledigt, was vom ihm erwartet wird: spielentscheidende Situationen auszunutzen. Er ist zu einem echten Führungsspieler dieser Auswahl geworden.
Belohnung: Dies führt unweigerlich zum nächsten Punkt. Die FLF-Auswahl hat ebenfalls bewiesen, dass sie sich selbst belohnen kann. Dieses Quäntchen Glück, von dem im Fußball immer wieder die Rede ist – in Irland (immerhin Weltranglisten-42.) war es letztlich aufseiten der Luxemburger, die sich die „Big Points“ in der 86. sicherten. „In den vergangenen Jahren musste ich den Jungs nach guten Leistungen gegen starke Gegner immer sagen, dass sie gut gespielt haben. Heute haben sie gut gespielt und sich endlich auch mit einem Sieg belohnt“, formulierte es Nationaltrainer Luc Holtz vor der Rückreise aus Dublin.
Kein Zufall: Weder eine Überraschung noch ein Zufallsprodukt. Der Sieg gegen Irland war eine Bestätigung des Reifeprozesses, den die Mannschaft in den vergangenen Monaten erlebt hat. Denn nur drei Tage später hat die FLF-Auswahl ein identisches Gesicht gegen die Nummer fünf der Welt gezeigt. Und nicht nur das: Auch in 1:2-Rückstand hat die Holtz-Elf zu keinem Moment resigniert. „Beim Stande von 1:2 ist ein Spiel nicht entschieden, daher haben wir natürlich auch nach dem Rückstand noch an unsere Chance geglaubt. Ein Standard kann da reichen, ein richtig getimtes Zuspiel …“, lautete die Analyse des Trainers im Anschluss der Partie. So hatte beispielsweise Sébastien Thill in der Schlussphase noch einen sehr gefährlichen Freistoß in Richtung Lopes-Tor abgegeben. Für Holtz war der Auftritt gegen Portugal insgesamt eine Bestätigung für die kontinuierliche Entwicklung seiner Mannschaft: „Wenn ich an unsere Duelle gegen Frankreich oder die Niederlande von vor ein paar Jahren zurückdenke, war das unsererseits noch mal ein Schritt nach vorne. Unsere Art und Weise, zu spielen, hat ihnen Probleme bereitet.“
Tank leer: Was die FLF-Auswahl in den ersten 45 Minuten gegen den Europameister auftischte, war exemplarisch. Die „Roten Löwen“ störten ihren Gegner früh im Spielaufbau und nutzten jede noch so kleine Lücke in der Offensivbewegung aus. Bissig, zweikampfstark und kollektiv auf der Höhe. „Unser Niveau in der ersten Halbzeit war außergewöhnlich“, sagte Holtz, der allerdings auch auf die Gründe für die Niederlage gegen Portugal zu sprechen kam: „Natürlich fiel dann der Ausgleich zum denkbar unglücklichsten Moment. Waren es in der Pause die Emotionen oder die Angst, die unsere Spieler dann etwas gehemmt haben? Ich weiß es nicht. Jedenfalls hatte ich meine Spieler gewarnt, dass es, wenn wir die Portugiesen spielen lassen, außerordentlich schwer werden würde. Im Endeffekt war der Tank leer, mehr war nicht drin. Die Niederlage ist daher logisch, auch wenn man die Qualität gegenüber sieht. Das hat man bei ihrem zweiten Tor gesehen.“
Chanot, der Patron: Anderthalb Jahre hatte Maxime Chanot der FLF-Auswahl aufgrund von Freistellungsproblemen gefehlt. Wie sehr der Abwehrchef des New York City FC zur Stabilität der Luxemburger Hinterreihe beiträgt, unterstrichen seine beiden Quali-Auftritte. Obschon der Mann aus dem „Big Apple“ seit November (bis auf die Pre-Season-Termine) kein Pflichtspiel mehr bestritt, merkte man ihm keinen Spielpraxis-Mangel an. Allerdings sah der Innenverteidiger am Dienstagabend eine Gelb-Rote Karte und wird am 1. September gegen Aserbaidschan ausfallen.
Mangelnde Einsatzzeiten: Ein paar anderen Akteuren merkte man dagegen die komplizierten Wochen an, die sie vor den internationalen Terminen erlebt hatten. Lars Gerson unterlief beim Testspiel gegen Katar ein individueller Fehler, der zum Gegentor führte. Während Enes Mahmutovic aufgrund seiner Athletik gegen Irland die bessere Wahl darstellte, vertraute Holtz gegen Portugal wieder dem Routinier, bei dem nicht alles so glatt lief, wie man es von ihm gewohnt ist. Nach seinem Vereinswechsel und dem Verletzungspech will Gerson deshalb jetzt bei Racing Santander richtig durchstarten. Auch Danel Sinani, der wieder einmal eine Vorlage (für Rodrigues) lieferte, erhofft sich etwas mehr Einsatzzeit bei Waasland-Beveren. Bleibt ebenfalls zu hoffen, dass Kapitän Laurent Jans beim Standard Liège jetzt auch wieder bessere Zeiten erlebt.
Wieder fit: Einer, den man davon ausschließen muss, ist Christopher Martins. „Kiki“, der Chef im Mittelfeld, hat fast sechs Monate auf seine Rückkehr warten müssen. Nach Kurzeinsätzen bei der U21 der Young Boys Bern stellte Martins kompromisslos klar, dass er für höhere Aufgaben bereit ist. Lediglich sein kapitaler Fehlpass am Dienstag in der 78., den CR7 nicht ausnutzen konnte, bleibt in schlechter Erinnerung.
Selbstvertrauen: Genau diese Aktion (und einige mehr) entschärfte Anthony Moris mit Klasseparaden. Der Schlussmann der Union Saint-Gilloise hat die Meisterschaft der Proximus League sowie den Aufstieg in die erste Liga bereits in der Tasche. Das spiegelte auch das Selbstbewusstsein bei seinen Auftritten wider.
Optimismus: Bis zum nächsten Doppelspieltag der WM-Qualifikation werden jetzt weitere sechs Monate vergehen. Die nächsten Testspiele finden unmittelbar vor der EM im Juni statt. Nach dem, was die „Roten Löwen“ im März abgeliefert haben, darf man sich auf jeden Fall auf das Restprogramm des Jahres freuen.
Stade de Luxembourg: Die große Frage lautet, ob das 1:3 gegen Portugal allerdings das letzte Heimspiel in der Arloner Straße war – und ob die neue Spielstätte im Juni bezugsfertig ist. Die „Ville de Luxembourg“ hatte bereits angekündigt, sich über die Ostertage erneut zum neuen Termin äußern zu wollen.
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