Nach dem Schub der Preissturz / Deshalb fährt gerade der Dieselpreis in Luxemburg Achterbahn
Nach der Preisexplosion folgt der Absturz: Der Liter Diesel kostet ab Samstag an Luxemburgs Tankstellen 41 Cent weniger. Dabei legte er erst am Donnerstag um 38 Cent zu. Wie kommt es zu diesen drastischen Preisschwankungen? Das liegt vor allem an den Nachrichten der vergangenen Woche – und daran, dass Russland nicht nur Rohöl exportiert, sagt Energieminister Claude Turmes.
Autofahrer können wieder etwas aufatmen: Der Preis fürs 98-Oktan-Benzin wird um 14,3 Cent billiger und schlägt ab Samstag mit 1,820 Euro zu Buche. Und auch Super 95 bleibt von der Preis-Achterbahnfahrt nicht verschont – der Preis fällt ab 0 Uhr um 15,7 Cent auf insgesamt 1,733 Euro pro Liter.
Den größten Absturz gab es aber beim Diesel. Um 41,7 Cent stürzt der Preis für den Selbstzündersprit an den Luxemburger Tankstellen in die Tiefe – auf 1,695 Euro. Erst am Donnerstag wurde der Preis um fast den gleichen Betrag angehoben. Die angekündigte Erhöhung um 38,4 Cent sorgte am Mittwoch für Chaos an den Tankstellen und Staus auf den Straßen. Und: Auch Heizöl sinkt drastisch im Preis. Ab Samstag kostet die schwefelfreie Variante mit 1,125 Euro ganze 42,8 Cent weniger pro Liter. Die schwefelarme 50-ppm-Variante wird 42,4 Cent billiger, der Liter kostet ab Samstag 1,126 Euro.
Woher kommen diese drastischen Preisschwankungen? „Der Markt ist extrem volatil“, sagt Energieminister Claude Turmes („déi gréng“) am Freitagabend im Gespräch mit dem Tageblatt. Die Nachrichten seit dem vergangenen Wochenende sorgten für weitere Verunsicherung. Die USA verhängten am Dienstag einen Importstopp für russisches Öl. Der Ölmulti Shell verkündete am selben Tag, kein russisches Öl mehr importieren zu wollen. Der Barrelpreis für Rohöl legte ebenfalls eine Berg-und-Tal-Fahrt hin. Ein Preisschub wie am Donnerstag (Diesel 22 Prozent teurer) samt Preissturz wie am Samstag (Diesel 22 Prozent günstiger) lässt sich an der Preiskurve der Rohölsorten Brent und WTI aber bei weitem nicht ablesen.
Diesel im Fadenkreuz
Wieso wird gerade der Diesel wieder günstiger? „Die Preise in Luxemburg sind die Konsequenz aus der Quotation der Zwischenprodukte“, erklärt Claude Turmes. „Der Barrelpreis für Rohöl ist nur die Spitze des Eisbergs.“ Die Raffinerien in der EU produzierten nicht genug Diesel oder Heizöl – und Shell habe auch Raffinerien in Russland. „Wahrscheinlich haben sich die Märkte gedacht: Russland ist der größte Diesellieferant – und wenn die USA einen Importstopp verhängen, tut es die EU vielleicht auch.“ Der Dieselpreis sei abhängig von Russland und die Analysten auf den Märkten versuchten, das zu antizipieren. Das habe die Preise für Diesel und Heizöl Anfang der vergangenen Woche „extrem nach oben“ schießen lassen. „Diese Woche gab es eine extreme Verunsicherung“, sagt Turmes. „Seit Mittwoch hat sich das beruhigt.“
Der Grünen-Minister appelliert auch im Hinblick auf die Chamberdebatte vom Donnerstag daran, „kühlen Kopf zu behalten“: „Man muss wirklich aufpassen, dass man nicht jeden Tag überreagiert.“
Neben Rohöl und Gas exportiert Russland auch Endprodukte nach Europa. „Diese Importe entsprechen fast 11 Prozent des Dieselverbrauchs im Straßenverkehr der EU27“, schreibt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Donnerstag. In einigen Ländern machte der Anteil russischen Diesels „weit mehr als 20 Prozent“ aus. Das Riesenreich nehme deshalb eine „prominente Rolle“ bei der Versorgung mit dem Kraftstoff ein.
Laut IW fahren in Europa neben den Nutzfahrzeugen auch sehr viele Autos mit Diesel. „Daher wird im Vergleich zu anderen großen Wirtschaftsräumen sehr viel Diesel nachgefragt, aber relativ wenig Benzin“, schreibt das Institut. Die Raffinerien in Europa seien zwar darauf eingestellt, die Produktion für Diesel optimiert. Dennoch gebe es eine „Diesellücke“ – „und diese wurde von Russland gefüllt, das eines der wenigen Länder mit einer Überproduktion an Diesel ist“.
Die Spritpreise ab Samstag
Der Dieselpreis wird in der Nacht auf Samstag drastisch sinken – um 41,7 Cent pro Liter. Das teilte das Energieministerium am Freitagabend mit. Insgesamt kostet der Selbstzündersprit ab 0 Uhr 1,695 Euro. Der Preis fürs 98-Oktan-Benzin wird um 14,3 Cent billiger und schlägt ab Samstag mit 1,820 Euro zu Buche. Und auch Super 95 bleibt von der Preis-Achterbahnfahrt nicht verschont – der Preis fällt ab 0 Uhr um 15,7 Cent auf insgesamt 1,733 Euro pro Liter.
Den größten Preissturz gibt es aber beim Heizöl: Wer eine Tankladung (1.500 Liter) des schwefelfreien 10-ppm-Heizöls ordert, wird ab Samstag ganze 42,8 Cent weniger pro Liter in auf den Tisch legen müssen – der Preis fällt von 1,553 Euro auf 1,125 Euro. Die schwefelarme 50-ppm-Variante wird 42,4 Cent billiger, der Liter wird ab Samstag 1,126 Euro kosten.
Aufgrund des drastischen Preisschubs am Donnerstag – Diesel verteuerte sich an Mitternacht um 38 Cent – gab es auf einige Tankstellen in Luxemburg einen regelrechten Ansturm. So zum beispielsweise in Wasserbillig. Wie das den Verkehr beeinflusst hat, zeigt ein Tageblatt-Video.
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Ist das Spekulieren mit einem,im Moment noch,kapital wichtigen Rohstoff für die Wirtschaft nicht fragwürdig wenn kein Engpass besteht? Dass die Menschen nicht einfach ihr Auto stehen lassen können oder die Großmaschinen ( LKW,BAU usw.) ist doch klar. Diese Mehreinnahmen nützen nur einem,den Spekulanten (Zulieferer). Die Zeche wird von der Allgemeinheit getragen,für nichts und wieder nichts.Für ein Gerücht. Schande.
Aber wenn es etwas Gutes hat,dann doch,dass sich langsam aber sicher die Mobilität und das Heizen von Wohnungen auf Elektrisch einpendeln wird. Passt nur auf,dass genug „Saft“ da ist wenn es denn soweit kommt. Mit Windspargeln und Solarzellen wird das nicht zu stemmen sein.
„Wahrscheinlich haben sich die Märkte gedacht(…)“ ;
„die Analysten auf den Märkten versuchten, das zu antizipieren.“
In anderen Worten: die hohen Preise sind völlig aus der Luft gegriffen, und haben keinen entsprechenden Gegenwert.
Ein paar Tage mit um 42ct überhöhten Preis, zwar nur beim Diesel, aber als Beispiel brauchbar: Wie viele Liter werden in der Zeit getankt? Wie viele Euronen bringt das ein? Sowohl den Ölhändlern, als auch dem Staat?
Einem oder auch mehreren wird es wohl genutzt haben.
@HTK
„Mit Windspargeln und Solarzellen wird das nicht zu stemmen sein.“
Aber sicher doch. Wir machen’s wie Deutschland mit der Kohle, ein paar Dörfer im Ösling wegbaggern, Merkholz oder so und dann mit Solarzellen und Windgeneratoren zupflastern.
Dann noch ’ne Gigabatterie von Tesla und gut ist’s.