Interview / Deswegen kommt die Biolandwirtschaft in Luxemburg nur schleppend voran
Luc Emering ist Bio-Landwirt und Präsident der „Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren“ (LLJ). Vor der „Foire agricole“, die am Freitag beginnt, hat das Tageblatt mit dem 26-Jährigen über die Herausforderungen der Ökolandwirtschaft gesprochen.
Tageblatt: Herr Emering, das „Oekozenter Pafendall“ hat zusammen mit den „Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren“ (LLJ) vergangenen Sommer einen Fragenkatalog an die Luxemburger Bauern entwickelt. Warum haben nur etwa fünf Prozent an der Umfrage teilgenommen? Woher kommt die Zurückhaltung?
Luc Emering: Wir haben 1.500 Betriebe im Land, davon fallen etwa 500 Hobbybetriebe weg – von den gut 1.000 hauptberuflichen Betrieben haben rund 100 mitgemacht. Da liegen wir nicht so schlecht. Davon haben sich etwa 80 Menschen auch wirklich Zeit genommen und ausführliche Kommentare geschrieben. Aber es ist natürlich klar, dass die Landwirte, die sich weniger dafür interessieren, da nicht mitmachen.
Wie verstehen sich die LLJ mit den anderen Landwirtschaftsvertretern?
Das ist manchmal eine lebendige Diskussion, aber wir kommen mit ihnen allen zurecht. Die Aktion mit den Kreuzen und roten Stiefeln haben wir zusammen durchgeführt. Wir hatten auch gemeinsame Stellungnahmen. Für uns ist ganz klar, dass man zusammenhalten soll. Der kleinste gemeinsame Nenner ist besser als mit sechs Meinungen gegeneinander ausgespielt zu werden.
Der kleinste gemeinsame Nenner ist besser als mit sechs Meinungen gegeneinander ausgespielt zu werdenBio-Landwirt
Sie beschäftigen sich beispielsweise mehr mit der ökologischen Landwirtschaft.
Als Jungbauern waren wir schon immer bekannt dafür, dass wir offen dafür sind. Wir haben natürlich die 35-jährige Zusammenarbeit mit dem Oekozenter. Es gibt Menschen, die das nicht gut finden. Wir sind allerdings der Meinung, dass es gut ist, Synergien mit Menschen aus einem Bereich zu finden, der sich mehr für Naturschutzfragen als für Landwirtschaftsfragen interessiert. Man muss schauen, eine Mitte zu finden, und das versuchen wir mit dem Oekozenter. Ich sehe das als eine wichtige Partnerschaft.
Wie wichtig ist den anderen Bauernvertretern denn die ökologische Landwirtschaft?
Die Sensibilität für diese Themen ist größer als noch vor ein paar Jahren. Wenn wir sehen, wie viele Bauern sich in den vergangenen Jahren verpflichtet haben, bei den Maßnahmen des neuen Agrargesetzes mitzumachen, dann ist das bei weitem mehr, als das Landwirtschaftsministerium erwartet hatte. Die Budgets, die festgesetzt wurden, reichen nämlich nicht aus. Der Minister hat uns gesagt, dass da nachgebessert wird. Das zeigt, dass die Bauern bereit sind, sich im Bereich der Biodiversität, Pestizidreduktion usw. anzustrengen, wenn das korrekt bezahlt wird. Aber man muss klar sagen: Wenn man 50 Kilo Stickstoff weniger benutzt, hat man einen Umsatzrückgang, und der muss kompensiert werden. Wenn das nicht der Fall ist, dann macht das niemand.
Das heißt, es sind mehr finanzielle Hilfen nötig?
Die Politik müsste die Hilfen anpassen an das, was wir für die Allgemeinheit tun. Wenn wir beispielsweise einen Blühstreifen anlegen, wird geschaut, wie viel Quadratmeter Anbaufläche wir verlieren, und das wird dann kompensiert. Das ist falsch. Mit einem Blühstreifen machen wir viel für die Insektenwelt, Bestäuber und Biodiversität. Das ist ein Mehrwert für die Allgemeinheit. Wenn wir ein solches Projekt aufgrund von diesem Mehrwert bewerten und entlohnen würden, dann würden wir in einem anderen Prämiensystem arbeiten. Wenn man mit dem Naturschutz Geld verdienen könnte, würde er auch besser akzeptiert werden.
Wenn man mit dem Naturschutz Geld verdienen könnte, würde er auch besser akzeptiert werden
Wie ist denn die Situation mit der Biolandwirtschaft momentan in Luxemburg?
Nicht jeder Betrieb kann auf Bio umstellen. Es war für uns schon immer Quatsch, zu sagen, dass man bis 2025 eine gewisse Fläche Biolandwirtschaft haben will. Diesen Weg hätte man nie einschlagen dürfen. Man hätte den Markt fördern müssen. Die Regierung hätte sich das Ziel setzen müssen, bis zu einem gewissen Datum in den öffentlichen Strukturen, Kantinen und Kliniken mehr Bioprodukte anzubieten. Wenn die Politik den Markt konsequent gefördert hätte, statt eine Hektarzahl in den Raum zu stellen, dann wären wir in dem Bereich schon viel weiter. Der Markt ist nun mal das, was die meisten Betriebe dazu bringt, umzustellen.
Sie reden vom Aktionsplan PAN Bio, der vorsieht, bis 2025 20 Prozent der Anbauflächen auf Bio umzustellen.
Das Ziel werden wir bis 2025 niemals erreichen. Der Wille, PAN Bio voranzubringen, war nicht groß genug. Wir kritisieren den Plan schon seit Jahren, weil er nicht korrekt umgesetzt wird. Wenn man aufschreiben würde, was in dieser Hinsicht in den zwei vergangenen Jahren passiert ist, dann wären das zwei Zeilen. Wir haben keinen konkreten Fortschritt, keine konkreten Aktionen gesehen. Wenn das Bildungsministerium die Bemühungen mit Restopolis nicht gemacht hätte, dann wäre fast nichts passiert.
Die LLJ repräsentieren die jüngeren Bauer. Gibt es genügend Nachwuchs?
In den vergangenen zehn Jahren haben wir jährlich 50 Betriebe verloren und nur 15 Nachwuchsbetriebe hinzugewonnen. In den vergangenen 20 Jahren haben wir die Hälfte der Betriebe verloren und das wird so weitergehen. Wir haben ganz klar nicht genügend junge Bauern, die die Betriebe übernehmen. Es gibt viele Betriebe, denen es finanziell nicht gut geht. Für einen jungen Menschen ist es nicht motivierend, einen Betrieb zu übernehmen, der nicht viel abwirft.
Unabhängig von finanziellen Hilfen: Wie kann man den Beruf attraktiver gestalten?
Mit dem neuen Agrargesetz haben wir uns viel Mühe gegeben. Zum einen sind dort Erstinstallierungsbeihilfen vorgesehen. Zum anderen wurden die Konditionen, um in den Beruf einzusteigen, restriktiver gemacht. Menschen, die keine landwirtschaftliche Ausbildung haben, müssen mindestens zwei Jahre Berufserfahrung in einem landwirtschaftlichen Betrieb mitbringen. Es kann nicht sein, dass jeder Bauer werden kann, aber wenn wir Schreiner werden wollen, müssen wir Abendkurse belegen und den Beruf lernen. Dadurch fühlten sich viele junge Menschen extrem benachteiligt. Wir hoffen, dass wir den Beruf des Bauers dadurch schützen und aufwerten können. Und wir erwarten, dass das junge Menschen dazu motiviert, Landwirt zu werden.
Zur Person
Der 1996 geborene Luc Emering ist ausgebildeter Agraringenieur und betreibt in Sprinkingen zusammen mit seiner Familie den Biohof Dudel-Magie. 2007 stellte das Unternehmen den Milchviehbetrieb ein und stieg auf Bio-Hähnchenmastbetrieb um. Seit 2016 ist er Mitglied der LLJ Süden, seit 2018 Mitglied des Nationalkomitees und 2020 wurde er dann Präsident des LLJ. Emering sitzt außerdem als DP-Politiker im Gemeinderat Dippach.
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Dei’erenhaltung aus dem Stall ob d’Wiss.
Daat kascht keng Emstellung !