Konjunktur / Deutschland rechnet 2023 nicht mehr mit Rezession
Die Bundesregierung rechnet nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters für das laufende Jahr nicht mehr mit einer Rezession in Deutschland.
Im Entwurf des Jahreswirtschaftsberichts gehe die Regierung nach noch nicht finalisierten Zahlen von einem preisbereinigten Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,2 Prozent aus, erfuhr Reuters am Mittwoch von einem Insider. Im Oktober hatte sich die Regierung noch auf einen Rückgang in diesem Jahr um 0,4 Prozent eingestellt. Für 2024 prognostiziert die Bundesregierung im Entwurf dem Insider zufolge ein Wachstum um 1,8 Prozent. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) stellt den Jahreswirtschaftsbericht am Mittwoch kommender Woche vor.
Das sind auch gute Nachrichten für Luxemburg, da Deutschland der wichtigste Handelspartner des Großherzogtums ist. Die deutschen Sparkassen erwarten ebenfalls eine bessere Entwicklung als im Herbst befürchtet. Dennoch rechnen sie 2023 mit einem Schrumpfen der Wirtschaft um 0,8 Prozent.
Auch die Inflationserwartung für das laufende Jahr nimmt die Regierung dem Insider zufolge leicht zurück auf 6,0 Prozent. In der Herbstprojektion war sie noch von 7,0 Prozent ausgegangen. Für 2024 wird demnach nun ein Rückgang der Inflation auf 2,8 Prozent erwartet. Statec geht davon aus, dass sich die Jahresinflationsrate 2023 auf 3,4 Prozent belaufen wird.
Keine Insolvenzwelle, aber eine Baurezession
Die deutsche Wirtschaft hatte 2022 trotz Inflation und Energiekrise um 1,9 Prozent zugelegt. Die Folgen des Ukraine-Kriegs verhinderten dabei ein noch stärkeres Wachstum. Zwischen Oktober und Dezember stagnierte das BIP. Damit lief die Konjunktur besser als von vielen Fachleuten erwartet, was seitdem die Hoffnung schürt, dass ein kräftiger Abwärtsstrudel im Winterhalbjahr wohl doch ausbleibt. „Eine Rezession wird die Wirtschaft voraussichtlich nicht so hart treffen, wie noch im vergangenen Herbst befürchtet“, sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), Helmut Schleweis. Die Unternehmen, gerade der Mittelstand, seien robust aufgestellt. „Wir sehen zurzeit auch keine Insolvenzwelle.“
Die Ertragslage sei im Schnitt gut und die Auftragsbücher seien gefüllt. „Dennoch glaube ich, dass wir vorsichtig bleiben müssen“, sagte Schleweis. Deshalb gingen die Chefvolkswirte des Sparkassen-Lagers davon aus, dass das BIP 2023 um 0,8 Prozent schrumpft. Eine Belastung bleibe die Inflation, die im Jahresschnitt 2023 – nach einheitlichem EU-Standard – bei acht Prozent liegen dürfte. 2024 könne sie dann auf 3,5 Prozent sinken. „Dabei gilt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren begonnenen Kurs der Zinswende fortführen muss.“
Die Inflation treffe auch die Baubranche, die unter den stark gestiegenen Zinsen und der wegen des Materialmangels höheren Kosten leide. Ein Trend, der auch in Luxemburg zu spüren ist. „Wir haben eine Baurezession zurzeit“, sagte Ulrich Kater, Chefökonom der DekaBank. Es gebe auch wegen der Unsicherheit weit weniger Nachfrage nach Baukrediten. Dies spürten alle Immobilienfinanzierer, Banken und Sparkassen. „Seit Mitte letzten Jahres sind im Immobilienbereich einfach die Uhren angehalten worden.“ Viele Projekte seien verschoben worden. Der kräftige Zinsanstieg von 2022 werde sich in diesem Jahr aber wohl nicht wiederholen, sagte Kater. „Es geht nicht raketenmäßig weiter.“ Deshalb werde der Zug am Bau wieder anruckeln in diesem Jahr. Dennoch erwarten die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe ein Sinken der Bauinvestitionen um drei Prozent.
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